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Dein Blick so kalt

Dein Blick so kalt

Titel: Dein Blick so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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gestand Lou. »Die Waschmaschine muss es gefressen haben… obwohl, es war sicher der Trockner.« Jetzt musste sie doch lachen. »Der sah so hungrig aus.«
    Lysander fiel in ihr Lachen ein. »Hoffentlich hat es ihm geschmeckt.« Dann wurde er wieder ernst. »Frag doch einfach mal im Waschsalon nach. Oder glaubst du, es hat jemand aus der Wohnung geklaut?«
    »Nee. Eigentlich nicht. Es ist ja alles da. Nur das Shirt eben nicht. Und es gibt keine Einbruchsspuren.«
    »Du hast nach Einbruchsspuren gesucht?«
    »Ja. Klar. An der Tür ist aber kein Kratzer und es gibt nur zwei Schlüssel für die Wohnung. Einen hab ich und den anderen meine Tante in Straubing. Es muss der hungrige Wäschetrockner gewesen sein. Hoffentlich ist es ihm in seinem gierigen Maul stecken geblieben.«
    Wie aus dem Nichts poppte ein anderes Bild auf: Der Totenschädel. Ich bin bei dir. Immer und überall. Die Flüsterstimme war auch plötzlich wieder da. Lou begann zu frösteln. Allerdings nicht, weil ihr kalt war. Eine undefinierbare Angst stieg in ihr auf.
    Lysander blieb stehen und strich ihr über den Oberarm. Ihre Knie wurden sofort zu Pudding. Er sah besorgt aus. »Du hast eine Gänsehaut. Dabei ist es eigentlich ganz schön warm. Alles okay mit dir?«
    Sie atmete durch. »Ich weiß nicht… in letzter Zeit… also es ist nicht nur das Shirt verschwunden. Ich habe neulich eine Mail bekommen… mit einem Link zu einem seltsamen Video auf Youtube. Zuerst dachte ich, es wäre ein Versehen.« Sie zog die Schultern hoch.
    »Was für ein Video denn?« Lysander klang jetzt ehrlich beunruhigt.
    Sie erzählte ihm, dass sie zuerst gedacht hatte, es käme von Caro. Deshalb hatte sie den Link überhaupt geöffnet und sich den Clip mit dem Totenschädel angesehen. Especially for Lou. Es konnte auch for you geheißen haben, räumte sie ein. Und diese Stimme. Ich bin bei dir.
    Inzwischen hatten sie eines der mannshohen Schmiedeeisentore erreicht, die den Schlosspark begrenzten. Kies knirschte unter ihren Füßen, als sie ihn verließen. Auf dem Platz vor dem Schloss stand ein Brunnen. Dort setzten sie sich auf eine Bank und Lou erzählte von der ähnlichen Mailadresse. Caro1996 und Caro1969.
    Lysander hörte ihr aufmerksam zu und schwieg dann noch eine ganze Weile. Schließlich hob er den Kopf. »Gibt es jemanden, mit dem du echt Ärger hast?«
    »Ärger? Warum fragst du?«
    »Caros Mail-Adi… jemand muss sie kennen und hat sie mit diesem Zahlendreher gefaked. Damit du denkst, die Mail käme von deiner Freundin und sie öffnest. Mails von Fremden mit Links oder Anhängen löscht man ja im Allgemeinen sofort.«
    »Du denkst also, die Mail war doch für mich bestimmt?«
    Lysander nickte. »Caro1996 und Caro1969. Jemand kennt diese Mailadresse und hat sie genutzt, um dich zu täuschen. Wer weiß denn, dass du mit Caro befreundet bist, und kennt ihre Adresse?«
    Lou zuckte die Schultern. »Tausend Leute. Freunde, Familie, die Kumpels vom Basketballverein, Facebook-Bekanntschaften vielleicht. Aber ich habe mit keinem von denen Stress. Den habe ich nur mit Sylke und meinem Chef.«
    »Mit deinem Chef?«
    Okay. Dann kippte sie eben noch den Rest ihrer Sorgen vor ihm aus. Sie erzählte von Julians Übergriffen und seiner jetzt ziemlich kalten Art ihr gegenüber. »Die Lehrstelle kann ich vergessen. Mittlerweile bin ich mir aber auch nicht mehr sicher, ob ich sie überhaupt noch will. Hauptsache, ich stehe das Praktikum durch.«
    Lysander legte den Arm um sie. »Einen ganz schönen Berg von Problemen hast du da zu bewältigen. Julian ist ja wohl ein echtes Schwein. Was er da tut… ich mache mich mal schlau. Ich denke, das könnte sogar strafbar sein.«
    »Nee, lass mal. Dann wirft er mich hochkant raus. Meinen Chef halte ich mir schon vom Leib und in ein paar Wochen bin ich ihn los. Auf die Lehrstelle bin ich eh nicht mehr scharf.«
    »Sag mal, hat Julian Zugriff auf deinen Mac?«
    »Auf mein MacBook nicht. Das nehme ich nicht in die Arbeit mit. Aber auf den Rechner in der Agentur natürlich schon.«
    »Kennt er dein Passwort?«
    »Die Rechner von uns Praktikantinnen haben keines.« Lou dämmerte, worauf Lysander hinauswollte. Natürlich hatte sie auf dem Agenturrechner ihre Mails abgefragt. Um an ihren Mail-Account und damit an die Adresse von Caro zu kommen, müsste Julian allerdings ihr gmx-Passwort kennen. Doch wie sollte er daran kommen? Genau das fragte Lou Lysander.
    »Das ist technisch gesehen kein großes Problem. Wenn man will, dann geht das ganz einfach

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