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Dein Blick so kalt

Dein Blick so kalt

Titel: Dein Blick so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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werden? War das erst der Anfang? Der Kopf riet ihr, die Ruhe zu bewahren, logisch zu denken und auf alle Fälle zur Polizei zu gehen. Dort würde man ihr helfen. Doch in ihrem Bauch wühlte die Angst mit kalter Hand.
    Lou sah erst durch den Spion, ob wirklich Lysander vor der Tür stand, bevor sie ihn einließ. Er nahm sie in den Arm, gab ihr einen liebevollen Kuss und fragte dann nach der Mail. »Kann ich die mal sehen?«
    Lou ging es schlagartig viel besser. Lysander war bei ihr. Sie war nicht allein. Ihr konnte nichts passieren. »Klar.« Sie öffnete das Postfach. »Der Absender ist wieder gefaked und ich bin wieder darauf hereingefallen. Diesmal hat er Bilder mitgeschickt. Er beobachte mich. Und er fotografiert mich.« Leise Panik schlich sich in ihre Stimme.
    »Das Passwort hast du aber geändert?«
    »Ja. Sicher. Er kann sich die Daten aus meinem Adressbuch aber schon beim ersten Mal geklaut haben.«
    Lysander las die Mail und sah sich die Bilder an. Eine Ader an seiner Schläfe trat hervor. »Okay. Das reicht jetzt. Damit musst du zur Polizei. Stalking ist strafbar. Über die Mail und den Provider kann man die IP des Rechners herauskriegen. Dann finden wir hoffentlich den Kerl, der dich belästigt.«
    »Du meinst, man kann herausfinden, von welchem PC die Mail geschickt wurde?«
    »Genau. Mein Bruder macht das ständig. Dafür braucht man aber einen richterlichen Beschluss, sonst rücken die Provider die Daten nicht raus. Du musstzur Polizei gehen…«
    »Warum nicht gleich zu deinem Bruder?«
    »Weil du erst eine Anzeige erstatten musst. Die geht dann an den Staatsanwalt, der überzeugt einen Richter, den Beschluss für Datenherausgabe auszustellen, und dann erst ist Meo dran.«
    »Okay. Dann bauen wir jetzt das Schloss ein und danach gehe ich zur Polizei.«
    Lysander schob die Haare hinters Ohr und legte den Kopf schief. »Du oder wir? Ich würde gerne mitkommen.«
    Zwischen all diesem Mist schwappte nun doch eine Welle Glück in ihr hoch. Ihre Probleme waren auch seine. Nichts konnte ihr zustoßen. Alles würde gut werden. Doch weshalb fühlte sie sich trotzdem, als ob sie auf moorigen Wegen durch einen Sumpf ging und mit jedem Schritt ein wenig mehr einsank?
    Als sie vor ein paar Wochen in München angekommen war, erschien das Leben so leicht und unbeschwert und alle Träume waren dabei, sich zu erfüllen. Doch seither hatte sich alles geändert. Erst der Stress mit Julian und mit Sylke und nun dieser Stalker. Behielt Pa recht? War München kein Pflaster für sie?
    Sie fuhr aus dieser Überlegung hoch, als Lysander ihr auf die Nase stippte. »Du willst das doch nicht alleine machen?«
    »Nee. Klar, kannst du mitkommen.« Sie ließ sich an seine Brust fallen. »Das ist total lieb von dir.« Sie hätte heulen können und wusste nicht so recht, ob aus Freude oder Angst.

42
    Das neue Schloss einzubauen, dauerte tatsächlich nur fünf Minuten. Lou legte das alte samt Schlüssel in eine Schublade. Schließlich gehörte es Tante Ute. Ihren neuen Schlüssel befestigte sie am Schlüsselbund und den Ersatzschlüssel gab sie Lysander. »Falls ich mich mal aussperre.« Danach googelten sie die Polizeiinspektion, die für Schwabing zuständig war. PI 13 in der Johann-Fichte-Straße. Das war nicht weit. Lou schob den Laptop in die Hülle und packte ihn in den Rucksack. Zu Fuß machten sie sich auf den Weg.
    Langsam senkte sich die Dämmerung herab. Die Wärme des Tages stand zwischen den Häusern. Lysander und Lou gingen Hand in Hand die Straßen entlang und saßen zwanzig Minuten später Polizeihauptmeister Sebastian Märtig an einem Schreibtisch gegenüber. Ein Mann wie ein Bär und mit der gemütlichen Ausstrahlung eines Teddys. Kaltes Neonlicht erhellte den Raum. Am Tisch nebenan gab eine Frau eine Anzeige gegen einen Mietnomaden auf. Eine Polizistin kam herein und fragte ihre Kollegen, wer sich der Pizzabestellung anschließen wolle. Märtig orderte eine Pizza Speziale, bevor er sich Lous Geschichte anhörte und sich die Mail und die Bilder zeigen ließ. Derweil knetete er immer wieder seine Unterlippe zwischen Daumen und Zeigefinger. Schließlich hob er den Blick. »Gibt es mehr von diesen elektronischen Nachrichten?«
    Lou nickte. »Zwei. Die erste habe ich allerdings gelöscht. Da war ein Video verlinkt.« Lou erzählte von dem Totenschädel, der Horrorfilmmusik und dem eingeblendeten Text. Especially for you. Es konnte auch Lou dortgestanden haben.
    »Im Moment haben Sie also nur diese eine Nachricht, die man

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