Dein Blick so kalt
ging voran ins Wohnzimmer und drehte die Musik leiser. Lysander stellte Lou vor.
»Hi Lou. Ich bin Sabine, Meos Freundin. Setzt euch doch. Wollt ihr was trinken? Wasser oder ein Bier?«
Lou fühlte sich ganz ausgedörrt. »Ein Glas Wasser wäre toll.« Lysander wollte ein Bier. Sabine verschwand in der Küche.
Lou sah sich um. Ein Sammelsurium von Möbeln unterschiedlicher Epochen. Neben einem modernen Sofa stand ein Bauernschrank. Ein kleiner Tisch, der nach Biedermeier aussah, bildete einen interessanten Kontrast zu einem funktionellen Arbeitstisch, auf dem Papierbahnen und Stoffmuster lagen.
»Sabine studiert Textildesign«, erklärte Lysander, als er Lous Blick bemerkte. »Das ist ihr Zimmer. Bei Meo sieht es krass anders aus.«
Meos Freundin kehrte mit einer Dose Bier und einem Glas Wasser zurück. Sie war wirklich nett und fragte, was Lou so machte. Rasend schnell war Lou mit Sabine in ein Gespräch über Design vertieft. Lysander trank das Bier und wirkte dabei völlig in sich gekehrt.
Irgendwann hörte Lou den Schlüssel im Schloss und dann eine Tür schlagen. »Meo ist da.« Sabine stand auf und ging in den Flur. Lou und Lysander folgten ihr.
Meo sah ganz anders aus als Lysander. Blonde Wuschelhaare, Flusenbart. Er trug karierte Baggy Bermudas und ein superweites T-Shirt, auf dem Read the fuckin’ manual stand. Und der sollte IT-Spezialst bei der Polizei sein? Kaum vorzustellen.
Meo gab Sabine einen Kuss, bevor er sich dem Besuch zuwandte.
»Hi Meo.« Die Brüder begrüßten sich mit Handschlag.
»Hi Bruderherz.« Meo wuchtete die Umhängetasche, die an einem breiten Riemen quer über seiner Brust hing, über den Kopf und stellte sie auf den Boden. Sie schien eine halbe Tonne zu wiegen. »Was steht an?« Ein fragender Blick streifte Lou.
»Das ist Lou. Meine Freundin.« Lysander wurde tatsächlich ein wenig rot. Das fand sie irgendwie süß.
»Hi Lou.« Meo reichte ihr lächelnd die Hand.
»Wir brauchen dich«, fuhr Lysander fort, bevor Meo einen Spruch ablassen konnte. »Lou hat Probleme mit einem Stalker, der ihr seltsame Mails schickt. Wir waren schon bei der Polizei. Dort will man ihr aber nicht helfen. Jetzt bist du gefragt.«
»Ich habe einen Vierzehnstundentag hinter mir. Mein Hirn ist auf Standby. Lasst mich erst einen Bissen essen. Okay? Dann gucke ich mir das an.«
Eine halbe Stunde später saßen sie in Meos Zimmer, das in der Tat krass anders aussah als das von Sabine. Stahlregale voller Technik und Fachliteratur. Ein Tisch mit zwei Monitoren, Rechner, Tablet-PC und verschiedenen Spielkonsolen. Überall blinkten Lichter rot, gelb, grün. Meo zog aus einer Ecke zwei Klappstühle für Lou und Lysander und setzte sich an seinen Schreibtisch. »So, jetzt bin ich wieder im Betriebsmodus. Ein Stalker also und die Kollegen nehmen das nicht ernst. Erzähl mal.«
Lou fasste die ganze Geschichte noch einmal zusammen. Endlich wurde sie mal nicht unterbrochen. Dennoch hatte sie den Verdacht, dass Meo ihr nicht richtig zuhörte. Er sah total müde und fertig aus.
»Okay. Klingt nicht so prickelnd«, sagte er, als sie fertig war. »Vermutlich sind das zwei Paar Stiefel. Die Sache mit dem Shirt lassen wir mal außen vor, das war ja wohl dein Chef. Die beiden Mails sehe ich mir morgen an. Ach, nee, eine hast du doch gelöscht. Oder?«
Lou nickte. Das war ja wohl oberdämlich von ihr gewesen.
»Hast du die richtig gelöscht? Oder liegt sie noch im Papierkorb?«
Sie verstand nicht, was er meinte. »Gelöscht halt.«
»Gut, dann ist sie vermutlich noch da. Ich sehe mir das an. Aber bestimmt nicht heute, Leute. Ich bin total platt. Kannst du mir dein MacBook bis morgen dalassen?«
Eigentlich nicht so gerne. Ohne war sie ziemlich aufgeschmissen. Doch schließlich hatte sie ihn um Hilfe gebeten. »Klar. Kein Problem.« Sie gab es ihm.
»Ich spiegele die Festplatte, dann kriegst du deinen Laptop wieder und ich kann mir das in aller Ruhe ansehen. Das wird allerdings ein paar Tage dauern. Wir haben momentan den Oberstress im Mordfall Daniela.«
Puh. Ein paar Tage. Was sollte sie tun, wenn mehr von diesen Mails kamen? Dann würde sie die einfach an Meo weiterschicken. »Ist schon okay. Hauptsache, du findest schnell raus, wer dahintersteckt.«
Meo wackelte mit erhobenem Zeigefinger. »Da werden wir den gesetzlich vorgeschriebenen Behördenhindernislauf absolvieren müssen. Erst Anzeige bei der Polizei…«
Lysander beugte sich vor. »Dort hat man uns aber abblitzen lassen.«
»Ich rede mit
Weitere Kostenlose Bücher