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Dein Blut auf meinen Lippen

Dein Blut auf meinen Lippen

Titel: Dein Blut auf meinen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gabe
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Freund", flüsterte sie ihm ins Ohr. "Kehrst du zu mir zurück, obwohl du noch nicht alles über mich weißt?"
    Romeo streichelte ihr über Hals und Schultern. "Nichts kann mich von dir fernhalten, nicht einmal die Verbannung."
    Julia zwang sich zu einem Lächeln. "Ich sage dir Lebewohl, mein Gemahl - aber nicht für lange."
    Nur zögerlich konnte Romeo sich von ihr lösen. Dann trat er ans Fenster und schaute auf den Obstgarten hinunter. Um ungesehen zu fliehen, musste er aus dem Fenster steigen und am Haus hinabklettern.
    "Legen Sie das um, mein Herr. Für den Fall der Fälle ..." Die Amme reichte Romeo ein hölzernes Kreuz, das an einem langen Lederband hing. "Die meisten Vampire haben sich zum Schlafen in ihre Gemächer zurückgezogen, aber der eine oder andere spukt hier vielleicht noch herum."
    Romeo hängte sich die Kette um den Hals. "Und was ist mit..."
    "Ich habe die Hunde an die Kette gelegt", sagte die Amme, weil sie ahnte, was Romeo fragen wollte. "Und jetzt beeilen Sie sich, ehe die Männer des Fürsten Sie finden."
    Romeo warf einen sehnsüchtigen Blick auf seine geliebte Julia, die wie ein aufgeschreckter Engel durch die Kammer schwebte. "Ein Kuss noch, sonst kann ich nicht gehen!"
    Julia nahm seinen Kopf in die Hände und drückte ihre Lippen auf seinen Mund. Es war ein wunderbarer Moment. Aber er war viel zu schnell vorbei, denn Romeo beeilte sich, durch den geschlossenen Vorhang zu schlüpfen und sich aus dem Fenster zu schwingen – ins helle Sonnenlicht, das seine Gemahlin nie wieder sehen würde.

 

    Kaum war die Sonne untergegangen, eilte Gräfin Capulet in Julias Kammer, die Hände in die Hüften gestemmt und die Lippen fest zusammengepresst. Sie schwebte direkt auf das Bett zu, das nun ein Ehebett war, auch wenn sie es nicht wusste, und begann die Kissen aufzuschütteln.
    "Tut mir leid, dass ich es dir ausgerechnet an deinem Geburtstag mitteilen muss", sagte sie ohne die geringste Spur von Mitleid in der Stimme. "Tybalt wurde gestern getötet. Fürst Radu und ich haben seinen Kopf auf der Straße gefunden - ein entsetzlicher Anblick."
    Julia stand am Fußende ihres Bettes und konnte kaum fassen, wie herzlos ihre Mutter über etwas so Grauenvolles sprach. Wie konnte sie diese furchtbare Nachricht in einem so beiläufigen Plauderton überbringen? Es klang, als erteilte sie dem Personal im Vorbeigehen ein paar Anweisungen.
    Die Gräfin schwebte zu Julia herüber und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Julia nestelte am Kragen ihres Kleides und legte ihn eng um den Hals, um die verräterischen Spuren von Romeos Küssen vor ihrer Mutter zu verbergen.
    "Hast du denn gar nichts dazu zu sagen?", fuhr die Gräfin ihre Tochter an. "Immerhin war er dein Cousin."
    Julia hatte sehr wohl etwas zu sagen, aber das betraf nicht Tybalt. Obwohl ihre Eltern grundsätzlich alles anders sahen als sie, spielte sie einen Moment lang mit dem Gedanken, ihrer Mutter zu erzählen, dass sie Romeo geheiratet hatte. Eigentlich hätte sie es sogar gern getan. Doch wie würde ihre Mutter reagieren, wenn sie erfuhr, dass sie einen Montague zum Schwiegersohn hatte? Julia war sich ganz sicher, dass es beide Eltern mitten ins Herz treffen würde - so als ob jemand ihnen einen Holzpflock in die Brust triebe! Und sie würden ihre Tochter hart bestrafen, wenn nicht gar töten.
    Aber Julia wollte am Leben bleiben und mit Romeo außer Landes fliehen. Also musste sie den Mund halten und ertragen, dass ihre Mutter so unsensibel über Tybalts Tod sprach.
    "Ich habe es schon von der Amme erfahren", teilte sie ihrer Mutter mit trauriger Stimme mit. "Entschuldige bitte, dass ich so wortkarg bin. Wahrscheinlich stehe ich noch unter Schock."
    Die Gräfin betrachtete Julia von Kopf bis Fuß. "Jetzt ist keine Zeit für Sentimentalitäten, Julia. Heute Abend tritt deine Verwandlung in die entscheidende Phase. Dein Leben hängt davon ab, dass du deine sieben Sinne zusammenhast und das Richtige tust."
    Julia fehlte die Kraft, um mit ihrer Mutter zu streiten, und so nickte sie nur ergeben.
    Die Gräfin schwebte an ihr vorbei, ließ sich in einem Sessel nieder und zauberte einen Fächer aus dem Nichts. Julia zuckte zusammen, als er sich von selbst öffnete und ihrer Mutter Luft zufächelte. Dabei fiel ihr auf, dass ihre Mutter noch blasser aussah als sonst.
    "Apropos Verwandlung", fuhr die Gräfin fort. "Dein Vater und ich haben über deine Probleme mit diesem
Veränderungsprozess gesprochen, und uns ist etwas eingefallen, das dir die

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