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Dein Blut auf meinen Lippen

Dein Blut auf meinen Lippen

Titel: Dein Blut auf meinen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gabe
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getötet, und ich weiß, dass sich die beiden sehr nahestanden. Wenn sie davon hört, wird sie mich hassen, und ohne sie zerfällt meine Welt zu Staub."
    Der Mönch zog Romeo vom Eimer fort, setzte ihn auf den Boden und legte ihm ein Handtuch um die Schultern. "Du bist nicht der Allmächtige, Romeo. Deswegen kannst du auch nicht in die Zukunft sehen. Das Einzige, was du tun kannst, ist beten."
    "Verzeih, Bruder, aber beten wird die vom Fürsten ausgesprochene Verbannung nicht von mir nehmen", entgegnete Romeo, der am ganzen Leib zu zittern begann.
    Bruder Lorenzo wollte etwas erwidern, als Kieselsteine ans Fenster geworfen wurden. "Schnell, Romeo! Du musst dich verstecken. Jemand begehrt Einlass."
    Romeo stand auf und eilte zu einem Schrank, in dem Messgewänder aufbewahrt wurden. Er drückte sich an die Rückwand des Schranks, sodass die langen Stoffbahnen ihn verbargen. Dann hörte er den Mönch laut fragen, wer da vor der Tür sei. Die Antwort konnte er nicht verstehen. Doch dann sagte der Mönch: "In der Tat, verehrte Dame. Einen Moment, bitte." Romeos Herz begann zu rasen, weil er hoffte, dass es Julia war. Bestimmt war sie gekommen, um mit ihm zu fliehen. Dann würden sie beide für immer zusammenbleiben und nie mehr auf ihr Leben in Transsilvanien zurückblicken.
    Als der Mönch ihn jedoch kurz darauf aus dem Schrank ließ, sah er, dass es nur Julias Amme war. Ihre geschwollenen Augenränder und ihre traurige Miene verrieten, dass sie wusste, was geschehen war. Aber bedeutete das auch, dass Julia bereits alles wusste?
    "Schnell, Amme", bat er sie eindringlich. "Was hast du mir von meiner Liebsten zu berichten?"
    "Julia möchte Sie sehen, mein Herr, und bittet Sie, zum Schloss zu kommen." Die Amme war so nervös, dass ihre Lippen zitterten.
    Romeo blickte auf seine Hände, an denen immer noch ein wenig Blut klebte. "Dann weiß sie wohl noch nichts von meinem Kampf mit Tybalt."
    "O doch", erwiderte die Amme traurig. "Trotzdem möchte sie ihren Gemahl an ihrer Seite haben." Dann hielt sie Romeo den Türkisring hin. "Das hier schickt sie Ihnen als Zeichen ihrer Treue. Werden Sie ihrer Bitte folgen und zum Schloss kommen?"
    Vor Glück und Erleichterung kamen Romeo die Tränen. Er konnte kaum glauben, was er da hörte. Liebte Julia ihn wirklich so sehr, dass sie ihm eine so große Sünde wie die Tötung eines nahen Verwandten vergab?
    "Sie hat dir vergeben, Romeo", sagte Bruder Lorenzo, als könnte er Romeos Gedanken lesen. "Du brauchtest sie nicht einmal darum zu bitten. Das ist wahre Liebe. Du solltest jetzt zu ihr gehen."
    "Aber ich stehe unter Bann, und die Capulets wissen, dass ich Tybalt getötet habe. Selbst wenn keiner von ihnen mich auf dem Weg zum Schloss abfängt, bin ich vor den Soldaten des Fürsten nicht sicher."
    Der Mönch ging zum Kleiderschrank und holte eine weiße Kutte heraus, mit Kapuze und einer goldenen Kordel als Gürtel. "Das trage ich immer, wenn ich in die Stadt gehe. Wenn du dir die Kapuze aufsetzt, wird man denken, dass ich es bin. In Begleitung der Amme bist du noch unverdächtiger. Niemand wird dich aufhalten, kein Vampir und kein Soldat, solange ihr zusammen seid."
    Romeo brachte ein dünnes Lächeln zustande und bedankte sich bei dem Mönch.
    "Eins muss Ihnen aber klar sein, Romeo Montague", sagte die Amme und wies mit ihrem kurzen, dicken Zeigefinger auf ihn. "Julias Verwandlung ist fast vollzogen. Sie ist schon mehr Vampir als Mensch. Ich hoffe, Sie wissen, was das bedeutet. Und noch mehr hoffe ich, dass Sie damit umgehen können."
    Romeo legte die Hand aufs Herz. "Julia ist meine Gemahlin, jetzt und für alle Zeiten. Meine Liebe zu ihr ist stärker als alle Widrigkeiten."
    Unglücklich schüttelte die Amme den Kopf. "Wenn keiner von euch beiden auf die Stimme der Vernunft hören will, kann euch nur noch Gott helfen."
    Am nächsten Morgen erwachte Romeo in Julias Bett, drehte sich auf die Seite und betrachtete die Geliebte, deren Brust sich im Schlaf sanft hob und senkte. Ihr braunes Haar war wie ein Fächer über das Kopfkissen ausgebreitet, und ihre fahle Haut zeichnete sich leuchtend gegen die dunkelroten Satinlaken ab. Er wollte sie nicht aufwecken, aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihr mit dem Finger über die nackten Arme zu streicheln und ihr einen zarten Kuss auf den Hals zu geben.
    Julia bewegte sich, aber Romeo sah mit Erleichterung, dass sie nicht aufwachte. Beide hatten in der Nacht kaum geschlafen. Als die Amme Romeo in Julias Gemächer geführt

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