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Dein Blut auf meinen Lippen

Dein Blut auf meinen Lippen

Titel: Dein Blut auf meinen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gabe
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und die beiden dann allein gelassen hatte, waren sie ihrer Leidenschaft erlegen. Sie war so stark, dass Julia den schmerzhaften Prozess ihrer Verwandlung nicht mehr gespürt hatte, solange Romeo sie in seinen Armen hielt. Nun lächelte er glücklich, als er an die himmlischen Stunden dachte, die sie miteinander verbracht hatten - all die heißen Küsse und zärtlichen Berührungen -, und er fragte sich, womit er eine so wundervolle Frau verdient hatte.
    Der Wind schlug einen Zweig an Julias Kammerfenster, und Romeo schreckte aus seinen Gedanken auf. Besorgt schaute er nach, ob Julia von dem Geräusch aufgewacht war, aber ihre Augen blieben geschlossen. Leise schlüpfte er aus den warmen Laken und stellte die Füße auf den kalten Steinfußboden. Dann stand er auf, streckte sich, breitete die Arme aus und gähnte. Er ging zum Fenster und zog den Vorhang zurück, um Licht in die schummrige Kammer zu lassen. Die Sonne war gerade aufgegangen und schickte wärmende Strahlen durchs Fenster. Einen Moment lang stand er ganz beglückt da und genoss den Ausblick - bis ein Schrei vom Bett her ertönte.
    Erschrocken wirbelte Romeo herum und sah Julia aufrecht im Bett sitzen. Sie kniff die Augen zusammen und hielt sich schützend die Hände vors Gesicht.
    "Was hast du, Liebste?", fragte er besorgt und eilte zu ihr.
    "Das Licht!", erwiderte sie und stöhnte, als sei sie aus einem schrecklichen Albtraum erwacht. "Zieh den Vorhang wieder zu, schnell! Ich verbrenne!"
    Mit einem Satz war Romeo am Fenster und schloss den Vorhang. Er machte sich schwere Vorwürfe, weil er nicht daran gedacht hatte, dass die Sonne von heute an Julias schlimmster Feind war.
    Als er sich wieder zu ihr umdrehte, lag sie zusammengekrümmt im Bett und schluchzte. Während er langsam auf sie zuging, spürte er ihre Schmerzen tief in seiner Seele. Er überlegte, was er sagen sollte, um sie zu trösten. Doch im Grunde seines Herzens wusste er, dass keine Worte der Weit seiner Gemahlin den inneren Frieden zurückgeben konnten. Nicht einmal die Worte "Ich liebe dich".
    Er setzte sich auf die Bettkante, und Julia schmiegte sich an ihn. Dann legte sie den Kopf an seine nackte Schulter. Romeo streichelte ihr über den Rücken und küsste ihre Stirn.
    "Es tut mir so leid", wimmerte Julia. "Es tut mir so entsetzlich leid!"
    "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es war mein Fehler", sagte Romeo. "Es war gedankenlos von mir, den Vorhang zu öffnen."
    Julia schluchzte erneut auf. "Das ist es ja gerade, was mir leidtut. Du solltest über so banale Dinge nicht nachdenken müssen."
    "Ich brauche wohl etwas Zeit, bis ich mich daran gewöhnt habe", erklärte Romeo und umarmte Julia zärtlich. "Mach dir bitte keine Sorgen!"
    Sie drückte ihre Lippen an seine Brust. "Ach, Romeo, wie könnte ich mir keine Sorgen machen?"
    "Das ist wirklich nicht nötig, Liebste. Schau mich an!"
    Julia hob den Kopf und sah ihn mit ihren mittlerweile rubinroten Augen an.
    "Für den Moment lass uns so tun, als sei dieses Bett eine unentdeckte Insel." Romeo lächelte verführerisch. "Eine kleine Insel, mitten im Ozean, wo uns niemand finden kann."
    Julias kummervolle Miene glättete sich, und Romeo sah, dass sie Gefallen an diesem kleinen Spiel fand.
    "Wo genau liegt diese Insel?", fragte sie.
    "Ein gutes Stück vor der persischen Küste", erwiderte Romeo. "Es ist sehr warm dort, und der Sandstrand leuchtet wie Gold."
    "Klingt paradiesisch." Julia küsste ihn auf die Wange. "Riecht die Luft nach Salzwasser?"
    Romeo bettete Julias Kopf auf das Kissen und strich ihr die Haare hinter die Ohren. "Wonach sonst."
    "Und wovon ernähren wir uns?", fragte Julia, legte Romeo die Arme um die Schultern und streichelte ihn.
    "Hmm ... Du hast recht, irgendwann müssen wir etwas essen." Romeo küsste Julias Handgelenke. "Ich könnte fischen gehen, und du sammelst Nüsse und Beeren. Würde dir das gefallen?"
    Julia zog seinen Kopf näher, und ihr Parfüm versetzte ihn fast in Trance. "Ich glaube nicht, dass du ein guter Fischer wärst."
    "Ach nein? Und warum nicht?"
    Julia schloss die Augen und seufzte. "Weil du nicht töten kannst."
    Diese Bemerkung rührte Romeo zutiefst. Im Nachhinein wunderte er sich, warum Julia seinen tödlichen Kampf mit Tybalt nicht erwähnt hatte, seit er in ihre Kammer gekommen war. Die Art, wie sie jetzt darüber sprach, zeigte ihm, dass sie immer noch an seine friedliebende Gesinnung glaubte, und er hatte das Gefühl, dass sie ihn besser kannte als irgendjemand sonst.
    "Du hast

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