Dein Ende wird dunkel sein (German Edition)
meteorologischen Messungen. Wir haben sie eingezäunt, um die Hunde fernzuhalten, und von da bis zur Veranda eine Reihe Pfähle aufgestellt und dazwischen Seile gespannt; Mr. Eriksson sagt, die brauchen wir bei schlechtem Wetter. Das Lagerhaus mit den Notvorräten befindet sich weiter weg bei den Klippen. Die Hundepfosten haben wir vor der Hütte postiert, damit wir sie im Auge behalten können.
Noch bevor wir mit Auspacken halb fertig waren, machte ich mit meiner Funkausrüstung einen Probelauf. Es funktioniert. Gott sei Dank. Das Herz schlug mir bis zum Halse, als ich den Benzinmotor für die Sendeanlage angelassen habe. Als die Röhren zu glühen anfingen, ist mir der Schweiß ausgebrochen.
Zitternd habe ich unsere erste Nachricht nach England gefunkt. Ich weiß, es ist kindisch, aber ich habe es genossen, die anderen zu beeindrucken. Seht ihr? Das kann ich gut, nicht?
Mit den Kopfhörern auf den Ohren und eingeschaltetem Empfänger nahm ich die ersten Übermittlungen von der Außenwelt an uns entgegen. NACHRICHT ERHALTEN STOP WIR HABEN FÜNF NACHRICHTEN FÜR SIE STOP. Zweitausendsiebenhundert Kilometer durch den Äther und glockenklar. Von der Times und von der Königlich Geographischen Gesellschaft; von Hugo, der uns aus Tromsø kameradschaftlich alles Gute wünscht; von Algies Freundin, von Gus’ Eltern und seiner Schwester. Algie fragte unverblümt, warum für mich nichts dabei sei, und ich habe es ihm erklärt. Eltern tot, keine Geschwister, keine Freunde. Ich glaube, er wünscht, er hätte nicht gefragt.
Der kleine Sender funktioniert ebenso perfekt wie der Empfänger, den ich rechtzeitig für das BBC-Volksprogramm in Gang gebracht habe. George Gershwin ist tot, und die Japsen haben Shanghai bombardiert. Das scheint alles sehr weit weg zu sein.
Zumindest wäre es uns so erschienen, wenn Algie nicht geschwafelt hätte, dass dieser Hitler mal so richtig eins auf die Mütze bekommen müsste. Gus hat ihm in aller Schärfe gesagt, er soll den Mund halten. Da ist er wie ich, er will nicht an einen neuen Krieg denken. Er hat mir neulich erzählt, dass er aus einer Soldatenfamilie stammt, die sich bis zur Schlacht von Crécy zurückverfolgen lässt, und das Ganze lastet schwer auf ihm. Man hätte meinen sollen, dass Algie das bedenken würde, weil er Gus seit dem Knabenalter kennt.
Aber das ist jetzt vorbei, und wir haben uns in unserem neuen Heim eingerichtet.
Es misst neun mal sechs Meter. Das hört sich nach viel an, aber es ist doch ziemlich beengt, weil wir so viel Kram haben. Wenn man die Veranda betritt, muss man sich durch ein Gewirr von Skiern, Schneeschuhen, Schaufeln und Besen zwängen. Dann – und mir wurde gesagt, dies ist im Winter unerlässlich – schließt man die Eingangstüre, bevor man die Türe zum Flur öffnet. (Mr. Eriksson nennt dies die erste Regel der Arktis: immer eine Türe schließen, bevor man die nächste öffnet. Ganz besonders bei Schneesturm.)
Hat man diese Türe hinter sich geschlossen, steht man im Dunkeln, weil der Flur, der schmal ist und an der Frontseite verläuft, kein Fenster hat, nur Gewehrständer und Haken für Ölzeug sowie einen Schrank, den Gus seine Dunkelkammer nennt. Es gibt auch eine Luke zum Dachraum, dort ist unser Hauptvorratslager für Lebensmittel.
Wenn man sich durch den Flur getastet hat, öffnet man die Türe zur Schlafkammer – und fiat lux , ein Fenster! Die Schlafkammer nimmt die rechte Seite der Hütte ein und besteht hauptsächlich aus Schlafkojen und Regalen aus Packkisten an der gegenüberliegenden Wand. Wir brauchen nur drei Kojen, es war aber einfacher, vier zu bauen. Ich habe die untere an der Rückwand. (Die über mir ist frei; wir benutzen sie als Abstellplatz.) Meine Koje ist dem Ofen im Hauptraum am nächsten, das ist gut, aber direkt dahinter ist die Hundehütte.
Von meiner Koje kann man geradewegs in den Hauptraum schauen, weil der Durchgang keine Türe hat. Geht man hinein, sind rechter Hand der Ofen, der Wasserkanister und Borde, die die «Küche» bilden (ohne Spülstein natürlich). Der Hauptraum wird von einem großen Tisch aus Kiefernholz mit fünf Stühlen beherrscht, an der Rückwand stehen Regale, vollgestopft mit Büchern, Munition, Feldstechern, Mikroskopen und Proviant.
Die linke Seite der Hütte, dort, wo die alte Pelztierjägerhütte stand, ist mein Funkbereich. Er ist vollgestopft mit Empfängern und Sendern, dem Motor und dem Fahrradgenerator, der dem Westfenster zugewandt ist, sodass ich die Funkmasten sehen
Weitere Kostenlose Bücher