Dein fuer immer

mich, aber anders als sonst machte mich die knisternde Spannung diesmal ganz krank vor Angst. Denn sie bedeutete, dass Patch hier war und dass mir keine Zeit mehr blieb. Ich wollte es nicht tun, aber mir war klar, dass ich keine andere Wahl hatte. Ich musste mitspielen und an meine Sicherheit denken, und an die derjenigen, die ich am meisten liebte.
    Bist du so weit ?, fragte Patch mich in Gedanken.
    Ich habe das Gefühl, mir wird gleich schlecht. Wenn das bedeutet, dass ich so weit bin, dann ja.
    Ich komme nachher zu dir, und wir reden darüber. Lass uns das jetzt einfach durchziehen.
    Ich nickte.
    Genau wie wir es geprobt haben, sagte er ganz ruhig in meinem Geist.
    Patch ? Was auch immer passiert, ich liebe dich. Ich wollte noch mehr sagen. Diese drei jämmerlichen Worte reichten absolut nicht, um zu beschreiben, was ich für ihn empfand. Und gleichzeitig würde nichts je reichen. So schlicht und einfach war das.
    Keine Reue, Engelchen.
    Nein, erwiderte ich feierlich.
    Der Barmann hatte gerade einen Gast bedient und ging jetzt zu Patch, um seine Bestellung entgegenzunehmen. Sein Blick wanderte misstrauisch über Patch, und so wie sich seine Miene verdüsterte, war klar, dass er Patch als gefallenen Engel identifiziert hatte. »Was darf’s sein ?«, fragte er kurz angebunden, während er sich die Hände an einem Tuch abtrocknete.
    Patch antwortete mit einem unmissverständlich betrunkenen Lallen: »Eine wunderschöne Rothaarige, bevorzugt groß und schlank, mit Beinen so lang, dass man unmöglich die Stelle finden kann, wo sie aufhören.« Er fuhr mit dem Finger über meinen Wangenknochen, und ich erstarrte und wich zurück.
    »Kein Interesse«, sagte ich, trank einen Schluck von meiner Sprite und hielt meine Augen fest auf die Spiegelwand hinter der Bar gerichtet. Ich ließ gerade genug Angst in meiner Stimme mitschwingen, um die Aufmerksamkeit des Barmanns zu wecken.
    Er beugte sich über den Tresen, stützte seine mächtigen Unterarme auf die Granitplatte und starrte Patch an. »Das nächste Mal guckst du besser auf die Karte, bevor du meine Zeit verschwendest. Wir haben keine desinteressierten Frauen auf der Karte, ganz egal, ob mit roten Haaren oder nicht.« Er starrte noch einen Moment drohend, dann wandte er sich dem nächsten wartenden Gast zu.
    »Und wenn sie Nephilim ist, umso besser«, verkündete Patch trunken.
    Der Barmann blieb stehen, seine Augen funkelten bösartig. »Macht’s dir was aus, wenn du ein bisschen leiser tönst, Kumpel ? Wir sind hier in gemischter Gesellschaft. Die Hütte steht auch für Menschen offen.«
    Patch wischte die Ermahnung mit einer unkoordinierten Armbewegung beiseite. »Ist ja süß, wie du dich um die Menschen sorgst. Aber ein schneller mentaler Trick, und sie werden sich an nichts mehr erinnern. Ich hab’ das schon so oft gemacht, dass ich’s im Schlaf kann«, sagte er leicht prahlerisch.
    »Soll dieser Abschaum hier verschwinden ?«, fragte mich der Barmann. »Ein Wort, und ich hole den Rausschmeißer.«
    »Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber ich denke, ich komme allein zurecht«, sagte ich. »Sie müssen meinen Ex entschuldigen, dass er so ein Vollidiot ist.«
    Patch lachte. »Vollidiot ? Als wir das letzte Mal zusammen waren, hast du mich aber anders genannt«, setzte er vielsagend hinzu.
    Ich starrte ihn einfach nur angewidert an.
    »Weißt du, sie war nicht immer Nephilim«, erklärte Patch dem Barmann mit Wehmut in der Stimme. »Vielleicht hast du schon von ihr gehört, sie ist die Erbin der Schwarzen Hand. Mir gefiel sie besser, als sie noch ein Mensch war, aber es liegt natürlich ein gewisses Prestige darin, mit dem berühmtesten Nephilim der Welt herumzulaufen.«
    Der Barmann beäugte mich neugierig. »Du bist die Tochter der Schwarzen Hand ?«
    Ich starrte Patch wütend an. »Vielen Dank dafür.«
    »Stimmt es, dass die Schwarze Hand tot ist ?«, fragte der Barmann. »Ich kann das kaum glauben. Ein großer Mann, Friede seiner Seele. Mein Beileid deiner Familie.« Er schwieg beeindruckt. »Aber tot … so richtig tot ?«
    »So heißt es«, murmelte ich ruhig. Ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen, eine Träne für Hank zu vergießen, aber ich legte eine traurige Ehrerbietung in meine Stimme, die den Barmann zufriedenzustellen schien.
    »Eine Lokalrunde für den gefallenen Engel, der ihn erwischt hat«, mischte sich Patch ein und hob mein Glas, um darauf anzustoßen. »Ich wüsste nicht, was sonst mit ihm passiert sein könnte.