Dein fuer immer
obszöne Geste. Ich weiß nicht, ob es nur mir so vorkam, aber ich hatte den Eindruck, dass er ziemlich verstimmt war.
Ich wartete, bis Pepper auch weg war, bevor ich aus den Schatten trat. Ich ging direkt ins Devil’s Handbag zurück, fand Vee in unserer Sitzecke und rutschte neben ihr auf die Bank.
»Ich muss den Club hier jetzt sofort leerbekommen«, erklärte ich.
Vee blinzelte. »Wie bitte ?«
»Was, wenn ich einfach ›Feuer‹ rufe ? Könnte das funktionieren ?«
»›Feuer‹ zu rufen kommt mir ein bisschen altmodisch vor. Du könntest es mit ›Polizei‹ probieren, aber das fällt eigentlich in dieselbe Kategorie. Aber weshalb die Eile ? Ich fand jetzt nicht, dass Serpentine so schlecht spielt.«
»Ich erklär’s dir …«
»Später.« Vee nickte. »Hab’ ich schon aus einer Meile Entfernung kommen sehen. Wenn ich du wäre, würde ich ›Polizei‹ rufen. Hier drin sind bestimmt einige, die gerade illegalen Geschäften nachgehen. Ruf: ›Cops !‹ und du wirst sehen, dass sie in Bewegung kommen.«
Ich kaute nervös an meiner Lippe und rang mit mir. »Bist du sicher ?« Dieser Plan schien mir genauso gut nach hinten losgehen zu können. Andererseits, welche Möglichkeiten hatte ich sonst noch ? Patch wollte ein Wörtchen mit Cowboyhut reden, und das war durchaus in meinem Sinne. Ich wollte auch, dass dieses Verhör so bald wie möglich vorüber war, damit ich Patch von Dabria und Pepper erzählen konnte.
Vee sagte: »Fünfunddreißig Prozent mit Sicherheit …«
Ihre Stimme verstummte, als ein eiskalter Hauch durch den Raum fegte. Erst konnte ich nicht sagen, ob der plötzliche Temperaturabfall von den Türen her kam, die aufgetreten worden waren, oder ob es nur meine eigene körperliche Reaktion war, weil ich den Ärger vorausahnte – und zwar Ärger von der schlimmsten Sorte.
Gefallene Engel strömten ins Devil’s Handbag. Bei zehn hörte ich auf zu zählen, es schienen unendlich viele zu sein. Sie bewegten sich so schnell, dass ich nur verwischte Bewegungen wahrnahm. Sie waren auf Kampf eingestellt und schwangen Messer und Schlagwerkzeuge aus Stahl gegen jeden, der sich ihnen in den Weg stellte. Inmitten des Getümmels sah ich hilflos zu, wie zwei Nephilim-Jungen auf die Knie sanken und vergeblich versuchten, sich den gefallenen Engeln zu widersetzen, die über ihnen standen und eindeutig ihr Treuegelöbnis einforderten.
Ein gefallener Engel, knochig und bleich wie der Mond, riss so heftig am Hals eines Nephilim-Mädchens, dass er ihr mitten im Schrei das Genick brach.
Er inspizierte das Gesicht des Mädchens, das aus der Entfernung auf gruselige Weise meinem ähnelte. Dasselbe lange, lockige Haar. Ungefähr meine Größe und Statur.
»Wir müssen hier raus«, drängte Vee und packte fest meine Hand. »Hier entlang.«
Bevor ich mich fragen konnte, ob Vee auch gesehen hatte, wie der gefallene Engel dem Mädchen das Genick gebrochen hatte, und wenn ja, wie es möglich war, dass sie so ruhig blieb, schob sie mich nach vorn in die Menschenmenge.
»Sieh dich nicht um«, brüllte sie mir ins Ohr. »Und beeil dich.«
Beeilen. Richtig. Das Problem war, dass wir mit mindestens hundert anderen Leuten darum kämpften, möglichst schnell zu den Türen zu kommen. Innerhalb von Sekunden hatte sich die Gästeschar in eine irre Horde verwandelt, die schubste und drängelte, um einen Ausgang zu erreichen. Serpentine hatte mitten im Lied aufgehört zu spielen. Es war keine Zeit mehr, um sich noch um Scott zu kümmern. Ich konnte nur hoffen, dass er durch eine der Bühnentüren entkam.
Vee blieb mir dicht auf den Fersen und stieß so oft von hinten gegen mich, dass ich mich fragen musste, ob sie versuchte, meinen Körper zu decken. Sie ahnte nicht, dass ich versuchen würde, sie zu beschützen, falls die gefallenen Engel uns einholten. Und obwohl ich heute Morgen diese einzige, aber mörderische Trainingseinheit mit Dante gehabt hatte, glaubte ich nicht, dass ich dabei eine Chance auf Erfolg hatte.
Plötzlich stieg das Verlangen in mir auf, umzukehren und zu kämpfen. Nephilim hatten Rechte. Ich hatte Rechte. Unsere Körper gehörten nicht den gefallenen Engeln. Sie hatten keinen rechtmäßigen Anspruch, Besitz von uns zu ergreifen. Ich hatte den Erzengeln in der Eile versprochen, den Krieg aufzuhalten, aber ich hatte auch ein persönliches Interesse daran, wie er ausging. Ich wollte Krieg, und ich wollte Frieden, damit ich niemals ein Knie beugen und meinen Körper irgendjemand anderem überlassen
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