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Dein fuer immer

Dein fuer immer

Titel: Dein fuer immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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Verwandten, der keinerlei familiäre Zuneigung zu mir gehegt hatte. Obwohl ich natürlich froh darüber war, dass Patch mich beschützt hatte, war es doch entwürdigend gewesen, die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren. Es war nichts, was ich noch einmal erleben oder einem anderen zumuten wollte.
    Mein Blick wanderte über das Mädchen. Sie hatte das schon Hunderte von Malen durchgemacht. Und hier stand ich und war kurz davor, dasselbe schon wieder zu tun.
    »Fertig«, sagte ich schließlich hastig.
    Dante zog den Stab aus den Flügelnarben des Mädchens, wobei er sorgfältig darauf achtete, nicht mit dem blau glühenden unteren Ende in Berührung zu kommen. »Geht gleich los«, murmelte er warnend. »Halte dich bereit. Ihre Gedanken werden magnetische Impulse aussenden; sobald du irgendeine mentale Aktivität spürst, dring in ihren Kopf ein. Verschwende keine Zeit, sie davon zu überzeugen, dass sie dich in ihrem Körper haben will.«
    Stille hing über den Wäldern, dicht und angespannt. Ich trat einen Schritt näher an das Mädchen heran und konzentrierte mich, um jedwede mentale Reaktion aufzufangen. Dante hielt die Knie leicht gebeugt, als rechnete er damit, mir jeden Augenblick beispringen zu müssen. Das scharfe Krächzen einer Krähe hallte durch den weiten Raum über unseren Köpfen. Ein schwaches Echo von Energie war zu spüren, und das war alles, was ich zur Warnung bekam, bevor das Mädchen sich mit gebleckten Zähnen und ausgestreckten Fingernägeln wie ein wildes Tier auf mich stürzte.
    Zusammen kamen wir auf der Erde auf. Meine Reflexe waren schneller, und ich rollte über sie. Ich griff nach ihren Handgelenken, hoffte, sie über ihrem Kopf auf den Boden drücken zu können, aber sie bäumte sich auf und schüttelte mich ab. Ich rutschte über die Erde und hörte sie geschmeidig ein paar Schritte entfernt von mir landen. Gerade noch rechtzeitig blickte ich auf, um zu sehen, wie sie bedrohlich über mir in die Luft sprang.
    Ich krümmte mich zu einem Ball zusammen und rollte außerhalb ihrer Reichweite.
    »Jetzt !«, brüllte Dante. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er den Stab hochhielt und sich bereit machte, das Mädchen anzugreifen, falls ich es nicht schaffte.
    Ich schloss die Augen und versenkte mich in ihre Gedanken. Sie huschten fieberhaft hin und her wie wild gewordene Insekten. Ich tauchte in ihren Geist ein und zerfetzte alles, was mir begegnete. Ich verknotete ihre Gedanken zu einem riesigen Knäuel und flüsterte hypnotisch: Lass mich ein, lass mich jetzt ein.
    Wesentlich schneller, als ich erwartet hätte, ließ die Abwehr des Mädchens nach. Genau wie Dante es vorhergesagt hatte, fühlte ich, wie ich auf sie zuglitt, wie meine Seele durch ein mächtiges Kraftfeld in sie hineingesogen wurde. Sie leistete keinen Widerstand. Es fühlte sich an wie ein Traum, etwas benommen und unsicher und verschwommen an den Rändern. Es gab keinen bestimmten Augenblick, an dem ich den Übergang ausmachen konnte; im Grunde hatte ich kaum einmal gezwinkert und sah die Welt plötzlich aus einem anderen Blickwinkel.
    Ich war in ihr, Körper, Geist und Seele gehörten mir.
    »Nora ?«, fragte Dante und sah mich aus skeptisch zugekniffenen Augen an.
    »Ich bin drin.« Meine Stimme überraschte mich; ich hatte die Antwort veranlasst, aber sie war mit ihrer Stimme herausgekommen. Höher und süßer, als ich es von einem gefallenen Engel erwartet hätte. Andererseits war sie ja so jung …
    »Spürst du irgendwelchen Widerstand ? Irgendeine Gegenreaktion von ihr ?«
    Dieses Mal schüttelte ich den Kopf. Ich war nicht so weit, dass ich mich selbst noch einmal mit ihrer Stimme sprechen hören wollte. Sosehr Dante auch danach verlangte, dass ich übte, ihren Körper zu beherrschen, so sehr wollte ich hier wieder raus.
    Hastig absolvierte ich eine kurze Abfolge von Bewegungen, befahl dem Körper des gefallenen Engels, eine kurze Strecke zu laufen, locker über einen heruntergefallenen Ast zu springen, ihre Schuhbänder auf- und wieder zuzuschnüren. Dante hatte recht, ich hatte die absolute Kontrolle. Und irgendwo tief in mir wusste ich, dass ich sie gegen ihren Willen durch all diese Bewegungen zerrte. Ich hätte ihr befehlen können, in ihre eigenen Flügelnarben zu stechen, und sie hätte keine andere Wahl gehabt, als zu gehorchen.
    Ich bin fertig, sagte ich zu Dantes Geist. Ich komme raus.
    »Mach noch ein bisschen länger«, verlangte er. »Du brauchst mehr Übung. Ich will, dass es sich für dich so

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