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Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Titel: Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marias
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lebensnotwendig sei, der britischen Wirtschaft zu helfen und sie weltweit wettbewerbsfähiger zu machen und unsere großen Firmen vor den fremden Spionen zu schützen, die es zweifellos gibt, wie die Nation vor den Gefahren und den Bedrohungen ihrer Sicherheit zu schützen, ob sie nun von innen oder von außen kommen, politischer, kriegerischer oder terroristischer Art sind. Die Idee war in der Tat, die Tätigkeiten des SIS zu kommerzialisieren« – ich erinnerte mich an die Abkürzung, ich hatte sie von Tupra oder von Wheeler gehört: Secret Intelligence Service, sie sprach sie auf englisch aus, obwohl wir spanisch sprachen: s, i, s oder es, ai, es für unsere Ohren – »und lukrative Verträge zu ergattern, die darauf hinausliefen, die Agentur teilweise zu privatisieren, sogleich große Gewinne zu erzielen und eine beträchtliche Zahl von Müßigen und Depressiven vor der Langeweile zu retten, indem man sie mehr oder weniger direkt in den Dienst der Unternehmen stellte. Und das barg natürlich die sichere Gefahr, Loyalitätskonflikte zu verursachen. Lander leugnete das alles kategorisch über einen Sprecher, der versicherte, daß das Angebot, gegen Vergütung für private Firmen zu spionieren, die Befugnisse des MI 5 überschreite und ein solcher Vorschlag illegal wäre. Er räumte ein, daß der MI 5 schon seit einiger Zeit Operationen zur Entlarvung von ausländischen Spionen in unseren Firmen durchführe und hauptsächlich unentgeltlich die Verteidigungsindustrie und die High-Tech-Unternehmen berate, wenn sie sich anschickten, wichtige Verträge zu unterzeichnen, oder der Verdacht auf Datenbetrug bestand. Er versicherte jedoch, daß der kontroverse Vortrag von Lander bei jenem Seminar, dessen Thema Geheimdienstliche Tätigkeit in einer offenen Gesellschaft gewesen war, sich nur auf die wachsende Bedrohung durch Hacker bezogen habe und daß man die öffentlichen und privaten Unternehmen ohne jede Verpflichtung über die besten Methoden beraten habe, sich vor ihnen zu schützen und die Datenpiraterie zu bekämpfen. Etliche der Gäste räumten allerdings anonym ein, die Initiative von Lander sei eine andere gewesen, und er habe ihnen versprochen, sie in ihren Geschäften fortlaufend mit Insiderinformationen über Firmen und Personen zu begünstigen, wenn sie ›ihn darum bitten‹ würden.«
    Die junge Pérez Nuix machte eine Pause, und jetzt willigte sie auch ein, dass ich ihr etwas zu trinken brachte, bestimmt war ihr Mund ganz trocken vom Reden, ihr Mund mit den attraktiven, festen und roten Lippen, Sigrid- oder Comic-Lippen, man betrachtet immer die Lippen desjenigen, der anhaltend zu einem spricht, die Studenten die der Professoren, die Zuhörer die der Vortragenden, die Konferenzteilnehmer die der Dolmetscher, die Zuschauer die der Redner und Politiker (die Politiker stehen immer schlecht da). Ich stand auf, ging in die Küche, und von dort aus (keine große Entfernung, mein Apartment war mittelgroß) rief ich ihr zu, was es im Haus gab, nur Coca-Cola, Bier, Wein und Wasser, ich war ein schlechter Gastgeber, denn in London ergab sich das kaum, wenn mich mal jemand sehen wollte, selten genug, dann wollte er genau das, sich mit mir kurz zusammensetzen. Ich bot ihr auch Kaffee und Milch oder Kaffee mit Milch an, falls sie etwas Warmes wollte, sie antwortete, lieber Wein, wenn ich weißen hätte und wenn er kalt sei. Ich erinnerte mich, daß ich auch noch sechs Flaschen Sangre y Trabajadero dahatte, die mir ein liebenswürdiger alter Freund aus Cádiz geschickt hatte, aber ich war zu faul, um zu dieser Stunde eine zugenagelte Kiste zu öffnen.
    »Da. Für meinen Geschmack ist er kalt, ich weiß nicht, wie du das siehst«, sagte ich, während ich vor ihren Knien zwei Untersetzer auf den Boden stellte (ich halte auf Sauberkeit) und darauf erst eine Flasche Ruländer, den ich an Ort und Stelle entkorkte (ich verstehe nicht viel von Wein), und dann ein nicht ganz passendes Glas, das sie mich fast bis zum Rand füllen ließ. ›Wenn sie ihn mit Durst trinkt, wird sie rasch betrunken werden‹, dachte ich, als ich sah, daß sie in keinem Augenblick die Hand vorstreckte, um mir Einhalt zu gebieten. Die Laufmasche des Strumpfes wuchs weiter, jedes Mal, wenn sie eine Bewegung machte, wie geringfügig oder sanft sie auch war, oder die Beine übereinanderschlug, und das tat sie oft, in beide Richtungen, so daß ihr Rock immer weiter hochrutschte, bei jedem Übereinanderschlagen schob der Rock sich ein kleines Stückchen

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