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Dein Gesicht morgen / Fieber und Lanze

Dein Gesicht morgen / Fieber und Lanze

Titel: Dein Gesicht morgen / Fieber und Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marías
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Er kommt in ein gewisses Alter, er hat schon zweimal geheiratet, und Beryl war ihm einmal sehr wichtig gewesen, genug, um sich nach dieser Wichtigkeit zu sehnen, ich meine, danach, sie ihr zu geben, auch wenn sie sie in Wirklichkeit nicht mehr besitzt, glaube ich. Einerseits lockt ihn die Rückkehr, aber er traut der Sache nicht. Er weiß, daß sie in keiner Hinsicht glänzend dasteht, weder gefühlsmäßig noch finanziell, obwohl sie nicht schlecht wegkommen wird bei dieser Scheidung, er hat kaum Einwände gegen ihre Forderungen erhoben. Aber Beryl ist an größere Bequemlichkeit gewöhnt, oder sagen wir, an das Unvorhergesehene, an die angenehmen Überraschungen, die Tupras Beruf oft mit sich bringt, an die Extras, und in bar. Und natürlich, nicht allein zu sein. Er fürchtet, er vermutet, daß sie vor allem deswegen zurückkommen möchte, aus Furcht und Ungeduld, nicht aus wirklicher Sehnsucht oder hartnäckiger Zuneigung, auch nicht, weil sie nachgedacht hätte (lassen wir die Liebe aus dem Spiel), sondern weil ihre Situation sich in diesem Jahr nicht verbessert hat, wahrscheinlich entgegen ihren Erwartungen. Sie ist nicht einmal wiederhergestellt, wie man anscheinend sagt, und so jung ist sie auch nicht mehr, und daher weiß sie nicht mehr, wie man wartet oder vertraut, auf einmal hat sie es eilig, sie hat es vergessen, du weißt, daß die Frauen aufhören, jung zu sein, sobald sie glauben, es nicht zu sein, es ist nicht so sehr das Alter wie ihr Glaube, der sie am Anfang wirklich alt werden läßt, sie selbst sind es, die sich ausmustern. Daher stellt Tupra sie in diesen Tagen auf die Probe, er hat ihr die Tür ein wenig geöffnet, er weist sie nicht zurück, er bringt sie mit, nimmt sie mit, prüft sie, sie gehen ab und zu gemeinsam aus. Er will sehen. Aber Tupra glaubt, daß Beryl ihm etwas vormacht. Um Zeit zu gewinnen und eine vorübergehende Stütze in Erwartung des passenden Ersatzmannes, der noch nicht aufgetaucht ist: der sich in sie vernarrt oder sie liebt und ihr außerdem nützt.«
    Tupras Beruf. Es war mir einmal mehr nicht entgangen. Aber ich nahm den Faden nicht auf, nicht ohne einen gewissen Unmut zu empfinden. All das paßte nicht zu jemandem wie Herrn Tupra, das heißt, zu dem Individuum, das ich vage erahnt zu haben glaubte. Aber alles war möglich. Es ist bekannt, daß fast immer schlecht wählt, wer die größte Auswahl hat.
    »Er muß blind vor Liebe sein«, sagte ich, »er muß mehr als einäugig sein, wenn er es nur fürchtet. Es springt ins Auge, daß sie für jede andere mögliche Zukunft offener ist als für irgendeine Gegenwart mit diesem Mann. Natürlich bin ich nicht geeignet, um irgendwelche Behauptungen aufzustellen, aber ich weiß nicht, es war, als würde sie sich ab und zu auf die Rolle der Rückeroberin besinnen, die sie Ihnen zufolge dem Ehemann verkündet hat, und sich eine Weile Mühe geben oder sich vielmehr routinemäßig der Aufgabe widmen, ihm zu gefallen und sogar zu schmeicheln, nehme ich an. Aber sie scheint nicht einmal imstande zu sein, dieser Rückbesinnung oder diesem Impuls Dauer zu verleihen, er wird zu künstlich sein, nur erfunden, er existiert wahrscheinlich nicht mal phantomhaft, und Sie wissen ja, das schwierigste bei den Fiktionen ist nicht, sie zu schaffen, sondern sie dauerhaft zu machen, denn sie neigen dazu, von allein einzustürzen. Eine unmenschliche Anstrengung, sie in der Luft zu halten.« Ich verstummte, vielleicht hatte ich mich zu sehr vorgewagt, ich suchte nach einem soliden, prosaischen Anknüpfungspunkt. »Schauen Sie, sogar De la Garza hat gemerkt, daß sie sich einen Scheißdreck um ihn gekümmert hat, so klar hat er es gesehen und ausgedrückt, er hat sich nicht mit Nuancen aufgehalten. Und ich glaube nicht, daß er sich getäuscht hat, er hat genau auf Beryl geachtet, weil sie ihm bombig erschien, das sagte er. Vergessen Sie das nicht. Oder vielleicht war es die verwitwete Dekanin, von der er es gesagt hat, aber das ist egal: er hat kein Auge von ihr gelassen, vor allem die Taille hinunter und die Schenkel hinauf.«
    Ich war zum Spanischen übergegangen an den obligaten Stellen, ›daß sie sich einen Scheißdreck um ihn gekümmert hat‹, ›bombig‹. Unmöglich, eine wahrheitsgemäße Übersetzung. Oder doch, es gibt sie für alles, es geht darum, sie zu erarbeiten, aber daran wollte ich mich nicht versuchen in diesem Augenblick. Das Wiederauftauchen meiner Sprache bewirkte, daß Wheeler sie vorübergehend aufgriff.
    »Bombig? Bombig

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