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Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition)

Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition)

Titel: Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marías
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denen man sehr weit kommen kann (er eröffnet sie, wenn man über das Notwendige hinaussieht und -denkt, wie uns mein Vater empfahl, und sich selbst aufruft und sagt: ›Was noch‹, dort, wo man meinen würde, daß es nichts mehr geben kann); »in diesem Sinne«, bemerkte der Reisende, »ist dieser beunruhigende Wecker der einzige deus ex machina , der erlaubt, in diesem gemütlichen, muffigen kleinen Raum das Mysterium des Dialoges zwischen dem Lebenden und dem Toten zu zelebrieren.« Weitere Kommentare gab es nicht, oder doch: wie es sich nach derartigen Ausflügen in die phantomhafte Zeit oder die tote Zeit anbietet, kehrte der Reisende einen Augenblick in die lebendige zurück, bevor er seinen Text abschloß, und erinnerte sich daran, daß er, »schon im Hinausgehen«, einem seiner Begleiter (obendrein jemand mit dem Namen einer Gestalt von Edgar Poe, ein gewisser Valdemar) diese beiden Fragen gestellt hatte: »Und wenn er nachts klingelt? Und wenn sich die rühren, die dort schlafen?«
    Jetzt konnte man sie auch in bezug auf ihn stellen, meinen Landsmann, der sechsundzwanzig Jahre nach jenem Besuch oder jener Niederschrift gestorben war, obwohl er nicht in der kleinen schattigen, »Die Wonnen« genannten Welt begraben lag, sondern auf dem schattenlosen unserer Geburtsstadt, wie ich gehört hatte, La Almudena genannt, auf dem auch meine Mutter seit anderen, das heißt eigenen, ihr gehörenden sechsundzwanzig Jahren liegt. Und man konnte sich auch in bezug auf sie alle fragen: Und wenn sie nun, statt stumm zu verharren, während des Wartens miteinander sprechen und das starke, unbekannte Band, das sie einebnet und gleichmacht und verbindet, nicht das des endgültigen Schweigens ist, sondern das des unaufhörlichen Erzählens während dieser endlosen Zeit, die der hartnäckige Wecker mit seinem ungeheuerlichen Ticktack mißt und mißt, ohne daß jemals seine übertriebene Glocke erklingt? Zeit im Überfluß, damit die einen den anderen erzählen können, woran sich jeder einzelne Traum erinnert – mehr als jedes Bewußtsein –, was alles sie taten und was ihnen widerfuhr und was sie sagten, ein ums andere Mal, bis alle die Geschichte der anderen auswendig kennen, das heißt, jeder einzelne die aller und alle die jedes einzelnen. Zeit genug, damit jeder Mann, der den Fuß auf die Erde gesetzt hatte seit ihrem Bestehen, und jede Frau, die die Welt durchschritten hatte, dem Rest ihre ganze Erzählung, von Anfang bis Ende, zur Kenntnis bringen können, und das Ende ist das, was sie ins Grab gebracht oder aus den Reihen der Lebenden vertrieben hat, um sie jener anderen Gesellschaft zuzuführen, der größeren und einflußreicheren, beseelteren und vielleicht schwatzhafteren und lustigeren, der zweifellos müßigeren und unbekümmerteren, mit weniger Begierden und Verantwortlichkeiten. Zeit sogar, um Angaben zu machen und Geschichten zu erfinden über Menschen, die nie existiert haben, und von Ereignissen zu berichten, die niemals stattgefunden haben, Fiktionen und Fabulierungen und Spiele, mit denen man sich das lange Warten verkürzt, ohne in Wiederholungen zu verfallen. Und so würde es uns wieder ergehen wie gewöhnlich und wir wüßten nicht, was wahr oder vielmehr was geschehen ist.
    Und dann sollte man sich fragen, wie die eines gewaltsamen Todes gestorbenen Toten mit den Toten sprechen würden, die sie getötet hatten, oder mit denen, die den Befehl gegeben hatten, sie aus dem Weg zu räumen – womöglich wären sie einander nie begegnet –, wenn alle eingeebnet und gleichgemacht sind, wenn auch nur darin, und das ist in Wirklichkeit nichts, das Gestorbensein, also würden sich auch die Verstorbenen unterscheiden, niemals weniger als die Lebenden. Und man sollte sich fragen, welche Version sie erzählen würden, nicht dem Richter, der noch nicht erscheint und den man nicht belügt und der vielleicht deshalb so lange auf sich warten läßt, weil es keinen gibt, keinen gegeben hat und auch nicht geben wird, die Massensuggestion wird ihn nicht herbeibringen, auch nicht die Beharrlichkeit (oder es kann sein, daß er es nicht wagt, sich mit einer derart riesigen, klagenden, wenn nicht beleidigten oder, schlimmer noch, spöttischen Menge zu konfrontieren, und so vertagt er diesen Leidenskelch, zu dem er sich aus Hochmut verpflichtet hat, auf morgen, immer auf morgen, und flieht ihn ohne Ende mit unüberwindlicher Furcht oder Trägheit); sondern der eine dem anderen und beide dem Rest, Gerichteter und Henker

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