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Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition)

Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition)

Titel: Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marías
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bei lebendigem Leib die Haut abgezogen, die drei Genossen; aber diese Version oder diese Vorstellung machte mir so große Angst, daß ich sie in Bausch und Bogen verwarf, aus keinem anderen Grund als dem meiner Ungläubigkeit oder meines Kampfes gegen diese Angst, so wie ich sofort den unheimlichen Gedanken in bezug auf meinen Genossen Tupra verwarf, schließlich war er jemand, den ich fast täglich sah, zumindest an den Werktagen, während meiner Zeit in London.
    Er war plötzlich in Schweigen verfallen, als bliebe ihm nur Luft zum Atmen, nicht für Worte, die Hände noch immer auf dem Lenkrad, wie ein Kind, das mit der Attrappe eines Autos oder mit dem stillstehenden, ausgeschalteten seines Vaters spielt. Sein Blick war verloren, die Augen ohne genaue Richtung, sicher sahen sie nicht, was sie wahrscheinlich sahen, meine Haustür, meinen Platz, die Bäume, die Büros, das Hotel, die Straßenlampen, die Statue oder die Szene, die er gerade ausgemalt hatte, in der er mich einholte, bereit, zu töten – es war seltsam, diese Augen umherirren zu sehen, normalerweise waren sie besitzergreifend und so wenig müßig –, oder die ebenfalls brennenden Lichter meines tanzenden Nachbarn, Tupra wußte nichts von seiner Existenz, auch nicht, daß er mir zur Unterhaltung diente, wenn ich allein zu Hause war, müde oder niedergeschlagen oder wehmütig, und bisweilen zur Beruhigung, der ungenierte, vergnügte Tänzer mit seinen beiden Frauen und einer Extrafrau dann und wann. Der Square war fast die ganze Zeit leer, nur ein einzelnes Auto oder ein einzelner Fußgänger kamen vorbei, durch Minuten getrennt; und da es ein etwas abgelegener Ort, eine halbe Oase war, hallten die Schritte der letzteren überlaut auf dem Bürgersteig. Der eine oder andere merkte es, und dann trat er leiser auf, versuchte, sie zu dämpfen, als sehnte er sich plötzlich nach einem Teppich unter seinen indiskreten Füßen. Die Autos nicht, sie sind überall rücksichtslos. Sie verlangsamen das Tempo nicht. Auch wir im Aston Martin hatten es nicht getan, als wir auf den Platz eingebogen waren.
    »Und dann?« sagte ich, der ich die Beute nicht losließ, wenn mich anzog, was sie erzählte, genau wie Wheeler und Tupra selbst. »Die Lehre, das Schwert.« Ich ließ den rüffelnden Ton beiseite, oder es war freundlicher Spott.
    Er tauchte sogleich auf aus seiner Versunkenheit und zündete sich eine weitere Rameses II an, jetzt hielt er auch mir die offene pharaonische Packung mit dem beherrschenden Rot hin, er tat es mechanisch, ich glaube, ohne sich bewußt zu sein, daß es kurz zuvor nicht so gewesen war. Wir hatten die vorherigen sorgfältig im Aschenbecher ausgedrückt, in London wirft man weder die Streichhölzer noch die Kippen aus dem Autofenster. Er sprach wieder mit der gleichen Energie und Überzeugung. Bestimmt hatte er seine Methoden studiert und abgewogen, er hatte über sie nachgedacht, oder Experten hatten sie für ihn erdacht, und er hatte sie übernommen, nachdem er sich mit Sachkenntnis die Erklärungen angehört hatte, fast nichts war Zufall oder Laune oder Extravaganz nach dem zu urteilen, was er dann sagte (und dieses eine Mal erwies sich am Ende, daß er nicht sehr abgewichen war von Satz zu Satz):
    »Genau. Wenn ich vor jemandem eine Pistole oder ein Messer ziehe, dann wird er bestimmt erschrecken, aber es wird ein konventioneller Schrecken sein oder ein trivialer, wie ich dir schon sagte, vielleicht ist das das Wort. Denn das ist das übliche heutzutage und schon seit zwei Jahrhunderten, in Wirklichkeit ist es schon alt. Wenn man uns überfällt oder uns entführt, wenn man uns bedroht, damit wir singen, oder uns zu etwas zwingen oder zur Abschreckung bestrafen will, dann wird das fast immer mit vorgehaltener Pistole oder gezücktem Messer geschehen: das verschaffen sich die Leute, und außerdem ist es bequem und praktisch, es paßt in eine Tasche, und wir können es rasch mit nur einer Hand hervorholen, und wenn wir eine böse Begegnung ahnen, dann nehmen wir an, daß es das ist, was der andere bei sich hat. Das wird es sein, wenn wir einer Gruppe von Hooligans oder von Skinheads begegnen und Zeit haben, die Möglichkeit zu erwägen, auf die andere Straßenseite zu wechseln, fast immer ist es zu spät, wenn sie uns schon auf dem Kieker haben, lohnt es sich gewöhnlich nicht oder verschlimmert sogar noch die Aussichten. Auch, wenn jemand uns mit verdächtigen Absichten folgt: die Frau, die ahnt, daß man ihr hinterhersteigt, um sie zu

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