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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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Die Frage war nur, wann sie zuschlagen würde.
    Mit jedem Schritt, den ich die Treppe nach unten ging, verschwand ein bisschen mehr von der Wut, die in mir kochte. Als ich das Erdgeschoss erreicht hatte, war ich nicht mehr so wütend, dafür aber ziemlich angenervt. Ich fluchte leise und murmelte sämtliche Beleidigungen vor mich hin, die ich Josephine gerne an den Kopf geworfen hätte. Als ich in den Aufenthaltsraum für die Freistunden marschierte, ignorierte ich die neugierigen Blicke, die mich trafen. Das, was Josephine über Sebastian gesagt hatte, spukte mir immer noch im Kopf herum.
    Ich wusste, was Josephine für ein Spiel spielte. Sie hatte ihre Worte so gewählt, dass sie sich in einem ruhigen Moment in meine Psyche bohren würden, wenn ich allein war und von Selbstzweifeln geplagt wurde, wenn ihre Bemerkungen mir am meisten wehtun würden. Mir war klar, warum sie das tat, aber das Schlimmste war, dass sie vielleicht sogar recht hatte. Wenn ich keine Möglichkeit fand, mich von dem Fluch zu befreien, würde es genau so kommen, wie sie es gesagt hatte. Ich würde zur Gorgo werden und Sebastian würde mich verlassen.
    Ich suchte mir einen ruhigen Tisch und ließ meinen Rucksack darauf fallen. Dann zerrte ich meinen Notizblock heraus und warf den jungen Schülern, die am nächsten Tisch saßen, einen bösen Blick zu. Sie drehten sich sofort um.
    Als wäre ich eine Art Freak-Show.
    Egal. Mach dich an die Arbeit und vergiss sie. Sie sind unwichtig.
    Ich setzte mich, holte tief Luft, um wieder herunterzukommen, und fing an, alles aufzuschreiben, was ich von den Texten, die ich in der Bibliothek gelesen hatte, noch wusste. Nachdem ich mir ein paar Notizen gemacht hatte, konnte ich mich auf meine Aufgabe konzentrieren und Josephine vergessen – und die Tatsache, dass anscheinend die gesamte Schule nicht Besseres zu tun hatte, als mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit anzugaffen.
    Das plötzliche Quietschen, mit dem der Stuhl auf der anderen Seite des Tisches über den Fußboden gezogen wurde, ließ mich aufblicken. Mein Stift fuhr über den Rand des Papiers. Ein Junge ließ sich auf den Stuhl fallen.
    »Wenn das nicht die Mondkönigin höchstpersönlich ist.«
    Bilder vom Ball der Arnauds schossen mir durch den Kopf, bevor ich es verhindern konnte. Ich wirbelte über die Tanzfläche, ein Meer aus prächtigen Abendkleidern und Masken. Es war wie ein glitzernder Traum gewesen …
    Gabriel Baptiste, Erbe der Novem und blutgeborener Vampir, lehnte sich lässig mit dem Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mich an, während sich seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln verzogen.
    Meine Wangen begannen zu brennen. Bei dem Ball hatte ich mit Gabriel getanzt. Ich hatte mit ihm geflirtet und ihm, einem maskierten Fremden, beinahe erlaubt, meinen Hals zu küssen – und vermutlich noch mehr, wenn nicht plötzlich Sebastian aufgetaucht wäre.
    Zuerst Josephine und jetzt auch noch Gabriel. Ich schüttelte den Kopf. Was für ein Scheißtag.
    »Mein Vater hat mir erzählt, dass du auf die Presby gehen würdest. Ich hab’s ihm nicht so richtig geglaubt. Aber« – er lächelte – »hier bist du.«
    Ich verdrehte die Augen.
    »Alle reden über dich. So was spricht sich schnell rum. Gorgo. Gottesmörderin. Freak. Du sollst unsere Rettung sein, du sollst uns vor Athene beschützen, stimmt das?«
    Seine spöttischen Worte hatten einen scharfen Unterton, als käme sein männliches, blutgeborenes Ego nicht mit der Vorstellung zurecht, dass ich die Novem rettete oder, genauer gesagt, ihn. Sebastian hatte recht gehabt. Blutgeborene hatten ein gewaltiges Ego.
    Zwei andere Jungen ließen sich neben ihm nieder und ein Mädchen, das ihre Bücher an die Brust drückte, stellte sich hinter ihn. Ich lehnte mich langsam zurück, legte meinen Stift aus der Hand und klappte meinen Notizblock zu. Dann warf ich ihnen einen leicht gelangweilten, gleichgültigen Blick zu, den ich schon vor Jahren perfektioniert hatte.
    Fast hätte ich gelächelt. Sie glaubten wohl, dass sie mich einschüchtern konnten … Amateure. Versucht ihr erst mal, einer durchgeknallten Göttin des Krieges gegenüberzutreten.
    »Es wird erzählt, dass du dich mit Athene anlegen willst«, sagte das Mädchen. »Und angeblich haben sie dich in die Bibliothek gelassen.«
    Davon sollte eigentlich niemand etwas wissen. »Und mit wem hab ich das Vergnügen?«
    »Anne Hawthorne. Meine Mutter ist Oberhaupt der Familie Hawthorne. Ich werde ihr Erbe

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