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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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Zauberei, die ich nicht hinterfragte.
    Der Text handelte von einer sumerischen Frau namens Tiashur und einer Hexe, die einen Fluch aufhob, mit dem der Gott Enlil die Frau bestraft hatte.
    Interessante Geschichte, aber ich fand keine Hinweise darauf, wie die Hexe den Fluch aufgehoben hatte, es war immer nur von »entwirren« die Rede. Ich biss mir in die Wange und fragte mich, ob es wirklich so einfach war. Ob ich tatsächlich nur eine Hexe brauchte, die die Worte entwirrte, die Athene vor so vielen Jahren zu Medusa gesagt hatte, um mich von meinem Fluch zu befreien.
    Als mein Verstand müde wurde und sich weigerte, noch mehr Informationen aufzunehmen, nahm ich die Glasplatte und trug sie zum Schalter. Der Bibliothekar hielt die kleine Tür für mich auf, ich ging zu dem Spalt in der schwarzen Wand, zog ihn auseinander und trat in das Arbeitszimmer der Novem.
    Und stand plötzlich Josephine Arnaud gegenüber. Oberhaupt der Familie Arnaud. Blutgeborener Vampir und Sebastians Grandmère.
    Josephine strahlte Reichtum und europäische Eleganz aus. Ihre Frisur saß immer perfekt, an ihrer teuren Kleidung war nie auch nur eine winzige Falte zu sehen. In ihren dunklen Augen brannte ein scharfer Verstand. Sie war ein paar Hundert Jahre alt, sah aber aus wie eine schöne junge Frau.
    Außerdem war sie ein furchtbares Miststück, das in derselben Liga wie Athene spielte.
    Eine Sekunde lange musterten wir uns gegenseitig, dann ging ich an ihr vorbei und marschierte durch die Wolke ihres eleganten Parfüms hindurch auf die Tür zu. Ich hatte ihr nichts zu sagen. Josephine hatte meinen Vater an Athene ausgeliefert und wollte mich benutzen, um noch mehr Macht zu bekommen. Ich war ihr scheißegal. Was auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Ich war schon fast an der Tür, als sie mich mit ihrem französischen Akzent ansprach: »Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«
    Ich zögerte, weil ich wusste, dass es besser gewesen wäre, wenn ich einfach weitergegangen wäre, aber dann drehte ich mich um und stellte mich vor sie hin. »Wenn ich etwas gefunden hätte, würde ich es Ihnen nicht sagen, Josephine. Sie hätten mir sowieso nicht helfen können, oder?«, fragte ich, womit ich sie an ihr Angebot erinnerte, als Gegenleistung für meine Loyalität ihr gegenüber den Fluch aufzuheben.
    »Deinen Fluch kann niemand aufheben. Er ist zu alt, zu mächtig, zu verworren und wurde zudem noch von einer Göttin ausgesprochen.« Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Deine Naivität ist einfach unglaublich. In dreieinhalb Jahren wirst du dich in eine Gorgo verwandeln.« Sie reckte ihr Kinn nach oben. »Und mein Enkelsohn wird eine wichtige Lektion für sein Leben gelernt haben.«
    Als ob sie sich für Sebastians Persönlichkeitsentwicklung interessieren würde. Josephine interessierte sich nur für Macht.
    »Hinter seinem Interesse an dir steckt lediglich Rebellion. Du bist anders. Verboten. Etwas, von dem er genau weiß, dass es falsch ist.« Ihre dunklen Augen musterten mich von Kopf bis Fuß. »Jetzt sieht er deine Schönheit, er wird von ihr angezogen, obwohl er weiß, dass darunter das Böse lauert. Dieser Flirt mit der Gefahr fasziniert ihn.« Ihr Blick wanderte zu dem Krug. »Pandora war genauso. Ihr Schein war trügerisch. Die griechischen Dichter nannten sie kalon kakon , ein schönes Übel. Es wird nicht lange dauern, bis du jene um dich herum zerstörst, so wie sie das getan hat.«
    Meine Finger ballten sich zu Fäusten. »Wenn das passiert, Josefine, wenn ich mich in ein Monster verwandle, werde ich zuerst zu Ihnen kommen. Und es wird nichts geben, womit Sie mich aufhalten können.«

Zehn
    I ch drehte mich um und kehrte Josephine den Rücken zu, wohl wissend, dass sie mir das Genick hätte brechen können, dass sie mich hätte töten können, bevor ich die Eisentür erreicht hatte. Sie hätte es tun können, aber sie tat es nicht.
    Die Novem hatten vereinbart, mich in der Stadt zu behalten, mich vor Athene zu beschützen und mir Zugang zur Bibliothek zu gewähren. Und ich wusste, dass Josephine dem nur zugestimmt hatte, weil sie dachte, dass der Kampf mit Athene eine Selbstmordmission für mich werden würde.
    Egal. Ich hatte mein ganzes Leben damit verbracht, Leuten das Gegenteil von dem zu beweisen, was sie über mich dachten. Da kam es auf eine Person mehr auch nicht an.
    Ich zog die große Eisentür auf, machte vier Schritte und stieß die Doppeltür auf. Was Josephine anbelangte, würde ich immer eine Zielscheibe auf dem Rücken haben.

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