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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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unsterblich. Sein Pech. Er wird es überleben, seine Wunden werden ein bisschen verheilen und morgen Abend wird er wieder so weit sein, dass sie ihn ins Becken werfen können.«
    Meine Fingernägel gruben sich tiefer in den Tisch und hinterließen Abdrücke im Holz. »Halt den Mund.«
    »Wie ich schon sagte, du solltest jetzt besser was essen. Es könnte durchaus sein, dass morgen du in dem Becken landest …«
    Blinde Wut raubte mir das letzte bisschen Selbstbeherrschung. »HALT DEN MUND!«
    Mein Puls geriet außer Kontrolle, er war so laut und schnell in meinen Ohren, dass er das Geschrei und die Musik übertönte. Ich bewegte mich völlig instinktiv. Meine Hand schoss nach vorn, packte die Gabel neben meinem Teller und stieß sie Menai mit voller Wucht in den Handrücken.
    Ich spießte ihre Hand auf den Tisch.
    Sie schrie auf, drehte sich um und packte mich mit ihrer freien Hand am Hals. Ich hielt die Gabel fest, riss meine andere Hand aus Sebastians Griff und packte das Mädchen ebenfalls an der Kehle, getrieben von Angst und Wut. Dicke Tränen liefen mir über die Wangen. Ich bekam keine Luft mehr, aber das war mir egal.
    Menais Gesicht wurde dunkelrot. Ihre Augen traten hervor, genau wie die Adern an ihren Schläfen und unter der dünnen Haut an ihren Augen. Niemand stand auf, um ihr zu helfen. Ich hörte lautes Gelächter und anfeuernde Rufe, die Menai von den anderen erhielt. Sie fanden das lustig.
    Wir drückten beide noch fester zu.
    Ich spürte es, ich spürte, wie das Monster in mir erwachte, wie es sich bewegte und lauerte. Meine Macht schoss durch meinen Arm und aus meiner Hand heraus, so stark, dass ich vor Schreck losließ. Menai ging es genauso. Wir wichen beide zurück und rangen nach Luft. Ich sah, wie eine weiße Stelle an ihrem Hals wieder zu seiner normalen rosigen Farbe zurückkehrte, bevor Menais Hand zu ihrer Kehle glitt und sie mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.
    Irgendwo in meinem umnebelten Gehirn bekam ich mit, wie Sebastian mich zurückhielt, wie er auf mich einredete, doch ich konnte ihn nicht hören. Ich blinzelte, versuchte, mich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Atme. Ein und aus.
    Schließlich konnte ich wieder klar sehen.
    Die Wächter zogen meinen Vater gerade aus dem rot gefärbten Wasser und ließen ihn dann auf dem Fußboden liegen.
    Oh Gott. Sein Körper war völlig zerfetzt und –
    Ich drehte mich zur Seite und erbrach auf die hübschen Mosaikfliesen.
    Dann blieb ich keuchend vornübergebeugt auf der Bank sitzen. Nichts, nicht einmal die Misshandlungen in meiner Kindheit, hatte mich auf diese Art der Folter vorbereitet. Ich dachte, ich hätte schon einiges an Gewalt gesehen, aber das … das war einfach unbegreiflich.
    Eine Serviette traf mich an der Schläfe. Als ich den Kopf hob, sah ich, wie Menai sich wegdrehte und wieder zu essen begann. Ich wischte mir übers Gesicht, holte ein paarmal tief Luft und versuchte krampfhaft, mich zu beruhigen, bevor ich mich aufrichtete. Fast hätte ich gelacht, denn allein schon der Gedanke daran, mich zu beruhigen, war ein Witz. Nicht hier. Nicht, nachdem mein Vater in einer Lache aus Blut und Fleischfetzen auf dem Boden liegen gelassen worden war, während alle um uns herum aßen und lachten.
    Sebastian hatte mich an den Armen gepackt. »Ari.« Er beugte sich zu mir. »Lass mich dir helfen.« Seine grauen Augen sahen besorgt aus. Seine Haut wirkte noch blasser als sonst, die dunkelroten Lippen waren zu einem schmalen Strich geworden.
    Mein Hals tat weh. Ich konnte nicht sprechen.
    »Lass mich dich beruhigen«, sagte er.
    Sebastian konnte Leute in einen tranceähnlichen Zustand versetzen. Ich hatte schon selbst gesehen, wie er zwei Mitarbeiter des Charity Hospitals hypnotisiert hatte, als wir dort nach den Unterlagen über meine Geburt gesucht hatten.
    Müdigkeit legte sich mit einem Mal wie eine schwere Decke auf mich. Zeigte ich Schwäche, wenn ich einverstanden war? Wenn ich diesen Schmerz, dieses Grauen nicht mehr spüren wollte? Sebastian strich mit dem Daumen über die heißen Tränen, die mir über die Wangen liefen. Und zum ersten Mal seit Jahren wollte ich mich an meinen sicheren Ort zurückziehen, an jenen Ort, den ich mir als Kind geschaffen hatte. Egal, was mit mir geschah, wenn ich in dieser dunklen Ecke meines Innern war, konnte mich nichts mehr erreichen.
    Sebastian hob mein Kinn, damit ich ihn ansah. Seine Augen waren glasig, als wir uns anschauten. Ich nickte, akzeptierte seine Hilfe, gab zu, dass ich am Ende

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