Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)
konnte sein Gesicht nicht sehen, doch die kleinen blassen Hände, mit denen es den Alligator auf seinen Schoß zog, waren unverkennbar.
»Das ist Violet«, keuchte ich, während sich Gänsehaut auf meinem ganzen Körper bildete.
Kein Wunder, dass ich Pascal nicht gefunden hatte; er war die ganze Zeit hier bei Violet gewesen. Athene musste jemanden geschickt haben, der ihn gesucht und hergebracht hatte. Sie versuchte, Violet auf ihre Seite zu ziehen, obwohl das kleine Mädchen ihr einen Dolch ins Herz gerammt hatte. Die Frage war nur, warum?
»Dreh nicht den Kopf, aber sieh nach rechts«, sagte Sebastian leise.
Hoch oben in einem der Bäume am See saß ein Falke. Der zweite Schock an diesem Tag. Ich musste an mich halten, um den Vogel nicht mit offenem Mund anzustarren. »Glaubst du …?«
»Ich weiß es nicht. Beten wir, dass er es ist.«
Wenn Henri überlebt hatte … Hoffnung keimte in mir auf, doch sie war mehr als zurückhaltend, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass es möglich war.
Mittlerweile war Athene zu Violet gegangen und sprach leise mit ihr. Dann hob Sie den Kopf und bemerkte uns. Sie sagte noch etwas zu Violet und plötzlich war das Mädchen verschwunden. Es war einfach weg.
Athene schlenderte den grasbewachsenen Hügel herauf. Im Gehen verwandelte sich ihr schwarzer Badeanzug in eine weiße Toga. Die Art von Toga, die man immer bei antiken Statuen sieht. Die Haare trug sie jetzt hochgesteckt und mit einem schlichten goldenen Band verziert. Der fließende Stoff ihres Gewands fiel über die Spitzen ihrer goldenen Sandalen. Zur Abwechslung sah Sie ein mal genau so aus, wie man sich eine griechische Göttin vorstellte.
Sie hob den Saum ihres Gewands und kam die Stufen hoch. Als Sie oben war, ließ sie ihn wieder fallen. »Gefällt’s euch bei mir?« Dann ging Sie an uns vorbei und gab den Wächtern einen Wink.
Wir hatten keine andere Wahl, als ihr durch den Garten zu folgen. Es war fast dunkel, die Feuerbecken um den Tempel herum waren entzündet worden. Aus dem Innern drang helles Licht zu uns heraus. Musik und der Geruch eines weiteren Festmahls lagen in der Luft.
In der Haupthalle bogen sich die Tische unter den Speisen und Getränken, die Gäste hatten bereits Platz genommen. Mein Herz fing an zu rasen. Ich wusste, dass ich nicht noch einmal mit ansehen konnte, wie mein Vater in Stücke gerissen wurde.
Als mir auffiel, dass das Wasserbecken mit einer dicken, glänzenden Holzplatte abgedeckt war, wäre ich vor Erleichterung fast auf die Knie gefallen. Doch dann zerrte einer der Wächter Sebastian von mir weg und mein Herz wurde schwer. Mein Wächter brachte mich zu Athenes Tisch und stieß mich auf einen Stuhl neben ihr, während Sebastian zum abgedeckten Becken geführt wurde.
In die glänzende Holzplatte waren mehrere Eisenringe eingelassen. Die Wächter stießen Sebastian auf die Platte und zwangen ihn dann auf die Knie. Sie ketteten ihn an die Ringe. Als sie fertig waren, zogen sie sich zurück und ließen ihn dort liegen, an Hand- und Fußgelenken gefesselt mit Ketten, die so locker waren, dass er sich noch bewegen konnte, aber nicht locker genug, dass er aufstehen konnte.
Meine Kehle wurde trocken, als mich eine dunkle Vorahnung beschlich und mein Puls zu rasen begann.
Athene ließ sich neben mir auf ihren Stuhl fallen. »Ich wette, du brennst darauf zu erfahren, was ich vorhabe. Mein Plan ist gut. Geradezu genial.« Sie sah mich selbstzufrieden an und nickte dann jemandem links von sich zu.
Aus den Schatten trat eine Frau hervor. Der Feuerschein ließ den hauchdünnen Stoff ihres Gewands durchsichtig werden und enthüllte die Form ihrer Hüften und Brüste. Ihr dunkles Haar war offen und fiel in weichen Wellen bis zu ihrer Taille.
Die Frau ging auf Sebastian zu, als wären sie und er die einzigen Lebewesen im Universum. Die Männer in der Halle folgten ihr mit gierigen Blicken, als sie um das Becken herumschritt und dann hinter Sebastian stehen blieb.
Sein Blick glitt zu mir. Er sah mich an.
Die Zeit blieb stehen.
Die Frau trat auf die Holzplatte und ging hinter Sebastian auf die Knie. Sie schmiegte sich an seinen Rücken, ließ ihre Hände über seine Arme gleiten und bog schließlich seinen Kopf zur Seite, bis sein Hals zu sehen war.
Und dann, mit erschreckender Deutlichkeit, verstand ich.
Athene beugte sich zu mir, ihre Schulter streifte mich. »Zaria ist einer der unersättlichsten Vampire, die ich kenne. Besonders gern trinkt sie von anderen
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