Dein Herz will ich erobern
Bewegung. „Das einzige Hotel am Ort wird gerade umgebaut.“ Er verschwieg lieber, dass die Bauarbeiten vor geraumer Zeit zum Stillstand gekommen waren, weil die nötigen Gelder fehlten. „Sydney und ich dachten, du könntest bei uns wohnen, solange uns nichts Besseres einfällt. Das heißt, sofern du dich nicht an Lärm störst.“
Lächelnd dachte sie an zu Hause und ihre Geschwister, von denen sich keiner vor einem anständigen Streit drückte. „Ich bin an Lärm gewöhnt.“
Es würde ihr helfen, die Einsamkeit zu überwinden. Sie war zu einem großen Abenteuer aufgebrochen, von dem hoffentlich sie selbst wie auch ihr Arbeitsplatz profitieren würden. Aber momentan hatte sie einfach Heimweh.
„Trotzdem solltest du dich auf einiges gefasst machen, denn durch das Baby herrscht bei uns reichlich viel Lärm.“
Ihre Augen leuchteten auf. „Ihr habt ein Baby? Ich liebe Babys!“
Erfreut blickte Shayne zu Luc. „Ich glaube, wir haben das große Los gezogen.“
Luc nickte. „Es sieht ganz so aus.“
Plötzlich öffnete sich die Haustür. Zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, stürmten heraus, gefolgt von zwei Frauen und einem Mann.
„Da ist dein Willkommenskomitee“, bemerkte Shayne.
Der große, gut aussehende Mann reichte Alison die Hand. „Willkommen in Hades, Darling. Ich bin Ike LeBlanc, Lucs Cousin. Diese bezaubernde Frau neben mir ist Marta, meine Frau.“
Marta, eine zierliche Blondine, begrüßte Alison als Nächstes.
„Und das bezaubernde Geschöpf ist meine Frau Sydney.“ Shayne legte ihr einen Arm um die Schultern und küsste sie zärtlich auf die Wange. „Du siehst müde aus. Ist Schneeflöckchen immer noch so quengelig?“
„Schneeflöckchen?“ hakte Alison verwirrt nach. „Ist das eine Katze oder ein Hund?“ Oder handelte es sich um ein exotischeres Haustier wie eine Robbe oder ein Elch?
„Das ist unsere Schwester“, teilte ihr der Junge ernst mit. Er sah seinem Vater zum Verwechseln ähnlich und bemühte sich mit seinen zwölf Jahren, ebenso erwachsen zu wirken.
„Und sie ist quengelig, weil sie Zähne kriegt“, warf das Mädchen ein…Sie schreit ganz viel, ganz anders als Celine.“
„Celine ist unsere Tochter“, erklärte Marta.
„Schneeflöckchen – Virginia – schreit nicht viel, nur sehr intensiv, Sara“, berichtigte Sydney und blickte belustigt zu den Kindern. „Aber das liegt in der Familie.“ Sie trat zu Alison und umarmte sie spontan. „Willkommen in Hades. Du bist ein Geschenk des Himmels für Shayne und den ganzen Ort.“
„Du bleibst doch hier, oder?“ Sara nahm Alison bei der Hand und zog sie ins Haus. „Mom sagt, wir brauchen hier mehr Frauen. Und Daddy hat gebetet, dass er eine Krankenschwester kriegt. Ich will mal Krankenschwester werden, wenn ich groß bin, aber er hat gesagt, dass er nicht so lange warten kann. Gefällt es dir hier?“
Ike blickte zur Uhr und dann zu Shayne. „Ich habe zweihundert Wörter pro Minute gestoppt. Und du?“
„Annähernd.“
„Hört auf, sie zu necken“, mahnte Sydney. „Und du, Sara, lass Alison erst mal zu Atem kommen. Sie ist bestimmt müde.“
„Nein“, wehrte Alison automatisch ab. Es war ihre störrische Ader, die zum Vorschein kam. Verzweifelt, wie ein Hund an seinen einzigen Knochen, klammerte sie sich an das Motto, niemals Schwäche zu zeigen. „Es geht mir gut.
Und ich habe vor, eine ganze Weile zu bleiben, wenn sich die Dinge gut entwickeln.“
„Was für Dinge denn?“ wolle Sara wissen.
„Sie klingt wie eine übereifrige Reporterin, oder?“ meinte Shayne.
Alison lächelte. „Eine gute Portion Neugier kann nie schaden.“
Sanft, aber entschieden sagte Luc: „Alison muss jetzt ihre Sachen auspacken.“ Er befreite ihre Hand aus Saras Griff und fragte Sydney: „Welches Zimmer?“
„Es ist das hintere.“ Sie deutete an der Treppe vorbei und wandte sich mit entschuldigender Miene an Alison. „Es geht von der Küche ab. Wir wollten dir eigentlich das Gästezimmer im ersten Stock geben, aber nebenan ist das Babyzimmer, und wir befürchten, dass du die ganze Nacht nicht schlafen würdest.“
„Kein Problem“, versicherte Alison. „Das bedeutet, dass ich morgens als Erstes Kaffee riechen werde. Perfekt.“
Luc sah Ike und Shayne anerkennende Blicke tauschen und verspürte Stolz. Auch wenn Alison nicht mehr als eine Bekannte für ihn sein sollte, freute es ihn, dass sie gemocht wurde, dass sie sich so schnell und mühelos einfügte. Hier draußen musste man allem etwas
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