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Dein ist das Leid (German Edition)

Dein ist das Leid (German Edition)

Titel: Dein ist das Leid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Kane
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getätigt. Nicht auf seinem eigentlichen Handy. Er hatte noch ein anderes. Eins, das er in einer Schublade aufbewahrte und nur benutzte, wenn er allein war. Wenn er damit telefonierte, war er ein anderer Mann als der, den Sie kannten.“ Erneut eine Pause. „Er rannte. Auf etwas zu und vor etwas weg. Ich empfange keine klare Vorstellung, auf was er zu- oder vor was er weggerannt ist – oder warum. Nur kurze Eindrücke von Paul in Bewegung.“
    „Paul ist tatsächlich gerannt – im wörtlichen Sinn“, erklärte Amanda. „Fünf Meilen jeden Morgen, egal, wie das Wetter war. Hier oder auch bei mir. Egal, wo wir gerade waren. Könnte es das sein, was Sie sehen?“
    „Manchmal.“ Claire war in tiefe Konzentration versunken. „Ich kann ihn in seinem Joggingzeug sehen. Keuchend, wie er in gleichmäßigem Rhythmus am Strand entlangläuft. Er bleibt stehen und ruft jemanden an – wieder mit diesem zweiten Handy. Er genießt seinen Lauf, aber er macht das nicht nur zum Training. Und er läuft auch nicht nur im wörtlichen Sinn. Es ist irgendwie komplexer.“ Claire schloss die Augen, dann schüttelte sie frustriert den Kopf. „Das ist alles. Ich kann einfach keine Einzelheiten wahrnehmen.“
    Casey bemerkte Amandas gepeinigten Gesichtsausdruck.
    „Gehen wir mal durch die übrigen Räume“, schlug sie vor. „Wir wollen mal nachsehen, ob Paul unabsichtlich etwas zurückgelassen hat – etwas, das Sie übersehen haben, als Sie seine Sachen abholen ließen. Wenn wir was finden, mache ich Geruchsproben für Hero. Er wird inzwischen jeden Geruch in diesem Cottage in Erinnerung haben. Dann fahren wir raus nach Montauk.“ Sie sah Amanda fragend an. „Wenn Sie das schaffen.“
    „Ich muss es schaffen.“ Amanda zögerte keine Sekunde. „Mein Schmerz über Paul verblasst gegen meinen Schmerz wegen Justin. Ich habe Sie engagiert, um Paul zu finden. Unter keinen Umständen will ich Sie dabei behindern. Also, fahren wir zum Tatort. Wenn Justin kämpfen kann, kann ich das auch.“

6. KAPITEL
    Patrick Lynch war in allem, was er tat, sehr gut – sei es als Ermittler, als Sicherheitsberater oder als FBI-Agent, was er den größten Teil seines Lebens gewesen war.
    Mehr als zweiunddreißig Jahre hatte er für das Bureau gearbeitet, anfangs noch in jenen Tagen, bevor das New Yorker Field Office in das Federal Plaza gezogen war und noch mehrere Stockwerke in einem Gebäude an der Ecke East 69th Street und Third Avenue belegt hatte. Er hatte alles bearbeitet, von Wirtschaftskriminalität bis hin zu Gewaltverbrechen. Damals war alles noch ganz anders gewesen – keine Computer, die Agenten mussten sich wenige Telefone teilen, und es gab weniger, nicht so leicht zugängliche Quellen.
    Aber eins hatte sich nicht verändert: Patrick hielt sich an die Buchstaben des Gesetzes – ohne jede Ausnahme.
    Daher hatte er nie erwartet, sich eines Tages als Mitglied eines Teams wie Forensic Instincts wiederzufinden, dessen Methoden sich so sehr von seinen eigenen unterschieden, wie er es sich nur vorstellen konnte. Aber manche Dinge, besonders dieser Entführungsfall kürzlich, bei dem er mit Forensic Instincts in Kontakt gekommen war, hatten ihn gelehrt, dass manchmal, in seltenen Ausnahmefällen, der Zweck doch die Mittel heiligte.
    Das hieß nicht, dass er bereit wäre, seine Prinzipien über den Haufen zu schmeißen – nur dass er sie ein bisschen beugte, wenn es sich als unerlässlich erwies.
    Das Team hielt ihn für denjenigen, der die meiste Erfahrung hatte und die beruhigende Stimme der Vernunft erhob, für den Kerl, der sich an die Regeln hielt und als fester Anker die Drachenschnüre der anderen Mitglieder in der Faust hatte. Patrick selbst hielt sich für den Burschen, der seine Kollegen vor dem Knast bewahrte.
    Aber zum Teufel, er hatte einen Heidenrespekt vor ihren besonderen Talenten. Und umgekehrt hatten sie Respekt vor seinen.
    Bei diesem neuen Fall fühlte Patrick sich vollkommen wohl mit dem ersten Auftrag, den er von Casey bekommen hatte. Er kannte die Hauptstadt wie seine Westentasche. Er mochte nicht Heros Nase haben, aber er war verdammt gut darin, Leute aufzuspüren.
    Er landete gegen Mittag auf dem Reagan National Airport und nahm ein Taxi zum Capitol District. Ryan hatte mit dem Computerdas Foto des geheimnisvollen Mannes vergrößert und so scharf gemacht wie möglich, sodass die Person klar zu erkennen und der Hintergrund weniger unscharf war. Die Bilder von Amanda und Paul zusammen waren Nahaufnahmen, die nur

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