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Dein ist das Leid (German Edition)

Dein ist das Leid (German Edition)

Titel: Dein ist das Leid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Kane
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Mögliche sein, von einer bakteriellen Blutvergiftung über eine Lungenentzündung bis zu einem Pilzbefall.“ Er wandte sich an die Schwester. „Legen Sie bitte Blutkulturen an, und röntgen Sie seine Brust …“ Er unterbrach sich. „Nein, besser gleich eine Computertomografie seiner Brust. Wir beginnen mit einem Antibiotikum, das ein breites Spektrum abdeckt. Wenn mir das Ergebnis der Computertomografie nicht gefällt, brauche ich eine Bronchoskopie.“ Er bemerkte den entsetzten Blick in Amandas Augen. „Das hört sich viel schlimmer an, als es ist. Es ist nur ein Test, um Justins Lungen zu untersuchen. Wir führen einen dünnen, flexiblen Schlauch durch seine Nase in seine Lungen und nehmen ein paar Gewebe- und Flüssigkeitsproben. Er spürt davon überhaupt nichts. Er wird tief schlafen. Das machen wir alles auf der Intensivstation. Sobald wir wissen, womit wir es zu tun haben, wissen wir auch, wie wir es behandeln können.“
    „Sie geben ihm doch schon mehr Antibiotika. Was wollen Sie dennnoch tun? Wonach suchen Sie überhaupt?“
    „Ich befürchte, dass Justin zusätzlich zu der Parainfluenza noch eine bakterielle Lungenentzündung bekommen hat“, erwiderte Dr. Braeburn so zurückhaltend, wie er konnte. „Falls das zutrifft, werde ich ihn an ein Beatmungsgerät anschließen, damit er wieder besser Luft bekommt.“
    „Ein Beatmungsgerät?“ Aus Amandas Gesicht war alle Farbe gewichen.
    „Ja. Aber vermutlich nur vorübergehend“, fügte Dr. Braeburn schnell hinzu. „Sobald wir die Infektion unter Kontrolle haben, brauchen wir das Beatmungsgerät vielleicht nicht lange.“
    „Vielleicht.“
    „Ein Schritt nach dem anderen, Amanda. Zuerst müssen wir herausfinden, was es ist. Dann sehen wir weiter.“
    „Noch eine Hürde.“ Amanda zitterte. „Er ist doch noch so klein, Doktor. Wie viele Komplikationen und Prozeduren kann er denn noch aushalten, bis …“ Sie brach ab und biss die Zähne zusammen, um die Tränen zurückzuhalten.
    Dr. Braeburn räusperte sich. „Bis jetzt haben wir keinen anderen Spender gefunden. Hatten Sie Erfolg bei der Suche nach Justins Vater?“
    „Nein.“ Amanda hielt seinem Blick stand. „Aber Sie wissen ja, ich habe eine herausragende Ermittlungsfirma engagiert. Sie arbeiten rund um die Uhr, um ihn zu finden.“
    „Gut. Das ist genau das, was wir brauchen.“
    Das musste er nicht weiter ausführen. Amanda konnte es in seinen Augen sehen. Und sie wusste genau, was er ihr damit sagte.
    Um zehn vor elf kam Marc an der Anlegestelle an. Er stieg aus dem Mietwagen, streckte sich, warf einen Blick zu dem Dock, den Bootsmasten und der abgewrackten Hütte, die John Morano als Büro diente – jedenfalls bis jetzt.
    Aber was für eine Lage.
    Selbst im Dezember war die Shinnecock Bay einfach wunderschön. Außer ein paar Fischerbooten war auf dem Wasser nicht viel los. Aber in der nach Salzwasser riechenden kalten Luft lag etwas unglaublich Belebendes. Als begeisterter Extremsportler wäre Marc am liebsten sofort surfen gegangen.
    Dafür ist jetzt nicht die Zeit, erinnerte er sich selbst und wandte sichmit der eisernen Selbstdisziplin, die man ihm als Navy SEAL eingetrichtert hatte, von der Versuchung ab. Heute ging es nur darum, aus John Morano Informationen herauszuholen. Und das musste mit Geschick und Finesse geschehen, nicht mit Drohungen oder gar Gewalt. Er trat hier als Zeitungsreporter auf, also musste er Worte einsetzen, nicht Muskeln. Aber es könnte schwierig werden, sich selbst unter Kontrolle zu halten, falls er den Verdacht bekommen sollte, dass Morano mehr über Everett wusste, als er zu sagen bereit war. Das Leben eines Säuglings stand auf dem Spiel. Ein unschuldiges Baby. Und die Uhr tickte. Fehlschläge zu akzeptieren lag Marc einfach nicht in den Genen – besonders wenn es um Kinder ging.
    Seine Gespräche am frühen Morgen hatten nicht viel gebracht. Pauls Nachbarn hatten ihn als freundlich, aber zurückhaltend beschrieben, nicht als den Typ, der bei Nachbarschaftspartys aufkreuzte. Und die paar Pokerkumpels, die Marc so kurzfristig auftreiben konnte, wussten bloß, dass er im Immobiliengeschäft war, Großes vorhatte, einen tollen Sinn für Humor und dass er sich nicht mehr so oft am Pokertisch sehen ließ, seit er was mit Amanda laufen hatte. Sie hatten ihn gnadenlos damit aufgezogen, aber es waren alles ziemlich unbekümmerte, lässige Typen. Außerdem gehörte Paul noch gar nicht lange zu ihrer Runde, tauchte sowieso nicht regelmäßig auf, deshalb

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