Dein ist das Leid (German Edition)
ruinierte seine Abwesenheit das Spiel in keiner Weise. Und Amanda, die ein- oder zweimal bei einem Spiel hereingeplatzt war, hielten sie alle für einen echten Schatz. Die Burschen waren alle erschüttert wegen Pauls Ermordung, aber keiner von ihnen hatte eine Ahnung, wieso ihn jemand umbringen sollte.
Also war bei alldem überhaupt nichts herausgekommen.
Dieses Gespräch musste anders verlaufen.
Marc rückte den Schlips zurecht, ergriff seinen Notizblock und kontrollierte, ob seine Brieftasche mit den gefälschten Ausweisen in seiner Innentasche war.
Er holte den Presseausweis heraus, klemmte ihn ans Revers, ging über die Holzplanken und klopfte.
Er hörte die Stimme eines Mannes: „Herein.“
Marc öffnete die klapprige Tür. Sofort stieg ihm der Geruch von feuchtem Holz und Fisch in die Nase – beides nicht anders als zu erwarten. John Morano sah auch in etwa so aus, wie er es erwartet hatte. Vielleicht ein bisschen größer und breitschultriger. Aber ein gutgebauterBursche, der unter der freundlichen Oberfläche ziemlich rau werden konnte, die Sorte Geschäftsmann, die nicht gleich in Panik geriet, wenn es dreckig wurde. Auch keine Überraschung, laut Ryan war Morano schließlich von ganz unten aufgestiegen. Er trug ein Hugo-Boss-Jackett über einem Hemd mit offenem Kragen – okay, es ging ihm finanziell nicht schlecht, aber er schwamm auch nicht gerade in Geld. Zumindest noch nicht.
Morano erhob sich hinter seinem Schreibtisch, knöpfte das Sportjackett zu und schenkte Marc ein herzliches Lächeln. „Mr Curtis?“ Er warf einen schnellen Blick auf den Ausweis.
„Mr Morano.“ Marc streckte die Hand aus. „Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mich so kurzfristig empfangen.“
„Kein Problem. Nennen Sie mich John.“
„Rob“, erwiderte Marc.
„Schön, Rob.“ Morano blickte sich kurz in seinem eigenen Büro um. „Entschuldigen Sie, dass es hier nicht besonders bequem ist.“
„Ich habe so das Gefühl, dass das nicht mehr lange so bleiben könnte.“
„Da haben Sie recht, wird es nicht. Dieses ganze Büro wird vollständig vom Erdboden verschwinden.“ Er bedeutete Marc, Platz zu nehmen, obwohl er selbst stehen blieb. Marc machte ihm das nach. Das Spiel war ausgeglichener, wenn niemand den anderen überragte, was Marc nach Möglichkeit vermied – außer wenn er es war, der auf den anderen herabblickte.
„Wie wär’s mit ’ner Tasse Kaffee?“ Morano zeigte auf die Kaffeemaschine hinter sich – das Ding sah älter aus als die Hütte selbst. „Nicht gerade Hightech, macht aber echt tollen Kaffee.“
„Super. Von Koffein kann ich nie genug kriegen.“
„Da sagen Sie was.“ Morano schnappte sich zwei Tassen. „Wie nehmen Sie ihn?“
„Schwarz. Danke.“ Marc wartete, bis Morano sich mit seiner dampfenden Tasse in der Hand hinter seinem Schreibtisch niedergelassen hatte. Erst dann sank er selbst in den Holzstuhl gegenüber.
„Ich bin ja sehr geschmeichelt, dass Crain’s Interesse hat, mit mir zu reden“, sagte Morano und setzte die Tasse ab.
„Das kann doch gar nicht anders sein. Die Immobilienpreise in der ganzen Gegend gehen jetzt schon durch die Decke in der Erwartung, dass Ihr Projekt Gestalt annimmt. In Verbindung mit dem ShinnecockIndian Casino wird das für eine Menge Leute ein wahrer Geldsegen werden.“ Marc nahm genießerisch einen Schluck Kaffee und stellte die Tasse auf den Tisch.
Er holte seinen Notizblock hervor und rutschte mit dem Stuhl herum, bis alle vier Stuhlbeine einigermaßen gleichmäßig auf dem Holzboden standen. Notizen machen, während man auf einem schiefen Stuhl balancierte, war nicht gerade ideal. „Was Sie hier verwirklichen wollen, könnte einen lokalen Boom auslösen – was bei der sonstigen katastrophalen Wirtschaftslage wirklich eine Rarität darstellt.“
„Genau das ist mein Ziel.“ Morano beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte die Handflächen aneinander. „Allerdings kann ich nicht den Anspruch erheben, dass der Gedanke auf meinem eigenen Mist gewachsen wäre. Aber als ich plötzlich die Chance bekam, das Projekt zu übernehmen, habe ich sofort zugegriffen.“
„Was Ihnen keiner vorwerfen kann.“ Marc kritzelte etwas auf den Block. „Sie haben schon Beeindruckendes im Immobiliengeschäft geleistet. Aber noch nichts von dieser Größenordnung.“
„Wie wahr.“ Morano nickte. Er fühlte sich eindeutig auf sicherem Boden – bis jetzt. „Ich hatte wirklich Glück, dass ich den richtigen Zeitpunkt
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