Dein ist das Leid (German Edition)
„Ein schwieriger Fall.“
„Das kannst du mir alles morgen Abend erzählen. Ich lande kurz vor sechs Ortszeit am JFK – gerade rechtzeitig, um dich zum Abendessen auszuführen.“
Casey blinzelte. „Du kommst nach New York?“
„Jawohl. Habe wochenlang ohne Unterbrechung gearbeitet. Jetzt soll ich mich ein paar Tage erholen. Dachte, die kann ich doch im Big Apple verbringen.“
„Das ist ja großartig.“ Casey mochte es gar nicht, zwischen Job und Privatem hin- und hergerissen zu sein. „Aber Hutch, dieser Fall, den wir gerade …“
„Mach dir da mal keine Sorgen. Ich bin zufrieden, wenn wir uns hin und wieder kurz sehen können. Ansonsten werde ich schlafen wie ein Toter und fressen wie ein Scheunendrescher. Ich bin ausgehungert und erledigt.“
„Okay.“ Casey war schon wieder erleichtert. Hutch hatte etwas ungemein Beruhigendes an sich. Er wusste immer, welche Linie er nicht überschreiten durfte. Schließlich war er ein Cop gewesen, und nun war er beim FBI. Er hatte Nerven aus Stahl. Sie hatte auch eiserne Nerven, aber manchmal so ihre Probleme, gewisse Linien nicht zu überschreiten. Manchmal machten ihre Fälle ihr mehr zu schaffen, als sie zulassen wollte. Hutch half ihr, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
„Dann also bis morgen“, sagte er. „Du kannst Hero schon mal sagen, dass er sein Körbchen mit mir teilen muss.“
Casey lächelte und unterbrach die Verbindung.
„Weißt du, was“, dachte Marc laut nach. „Vielleicht könnten wir Hutch um Hilfe bitten, wenn wir das mit Amanda geklärt haben. Wir sagen ihr einfach, er wäre ein Berater vom FBI. Er könnte uns einen ganz neuen Blick auf den Fall verschaffen.“
Casey hob die Brauen. „Hutch und ich sollen wieder zusammenarbeiten? Da könnten die Verluste hoch sein.“
13. KAPITEL
Amanda musste eine halbe Stunde drängen und flehen und erklären, was sie erreichen wollte, bis die Belegschaft der Intensivstation ihrer Bitte entsprach.
Kurz vor sieben Uhr abends erschien ein Kameramann mit seinem Assistenten, beide waren mit Amanda befreundet. Sie dankte ihnen überschwänglich für den riesigen Gefallen und gab ihnen ein paar knappe Instruktionen – sie brauchten nur durch die Glasscheibe ein fünfminütiges Video von Justin aufzunehmen, wie er in seiner Krippe schlief. Dann mussten sie die Nacht durchmachen, um am nächsten Morgen einen fertigen Clip bei YouTube hochladen zu können.
Das war nicht leicht, aber es war zu schaffen.
Die Aufnahme ging ohne Probleme vonstatten. Die ganze Angelegenheit dauerte gerade mal siebzehn Minuten, dann waren die beiden wieder verschwunden.
Die Auswirkungen würden noch erheblich längere Zeit zu spüren sein.
Kurz nach Mitternacht versammelte sich das ganze Team, erschöpft und mit rot unterlaufenen Augen, um den langen Mahagonitisch im großen Konferenzraum.
An einer Wand flammten bei ihrem Eintritt von der Decke bis zum Fußboden mehrere Monitore auf. Auf jedem Bildschirm pulsierte ein grüner Strich von links nach rechts.
„Hallo, Team“, wurden sie von Yoda begrüßt. Die grüne Linie auf den Monitoren schlug in Übereinstimmung mit der Frequenz seiner Stimme aus. „Die Raumtemperatur beträgt im Moment 20,3 Grad. Durch die Körperwärme, die fünf menschliche Wesen und ein Hund ausstrahlen, wird die Raumtemperatur in acht Minuten und dreizehn Sekunden auf genau 21,1 Grad ansteigen. Soll ich bei dieser Temperatur bleiben?“
„Prima, Yoda“, erwiderte Casey. „Uns geht’s gut.“
„Gut?“, wiederholte Ryan automatisch. „Wie viel Schlaf hast du in den letzten Tagen gekriegt?“
„Wenn du mich damit meinst, ich schlafe nie, Ryan“, teilte Yoda mit. „Du hast mich so programmiert, dass ich keinen Schlaf brauche.Lumen, Equitas und Intueri wurden extra dafür entwickelt, meine Dienste jederzeit zu garantieren.“
Damit bezog Yoda sich auf die drei Server unten in Ryans Höhle. Die Namen hatte Ryan selbst ausgesucht, es waren die lateinischen Begriffe für Licht, Gerechtigkeit und Intuition.
„Ich stehe vierundzwanzig Stunden am Tag, dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr zur Verfügung“, fuhr Yoda fort. „Und dreihundertsechsundsechzig in jedem Schaltjahr, plus/minus einer Sekunde hin oder her, wenn notwendig, außer natürlich im Schaltjahr 2100, bedingt durch den Schaltjahr-Algorithmus.“
„Lieber Himmel, Ryan, und du hältst dich für Supermann“, sagte Claire trocken, aber mit einem Grinsen im Gesicht. „Yoda ist dir weit überlegen, er braucht keinen
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