Dein ist das Leid (German Edition)
einen einzigen. Ich habe ihm erzählt, wie ernst es um Justin steht. Er zögerte keine Sekunde, sondern bot sofort an, sich selbst und seine ganze Familie testen zu lassen.“
„Es ist schön, mal zu hören, dass ein Politiker auf diese Weise beschrieben wird. Die meisten von denen würden solche Dinge doch nur tun, um die Öffentlichkeit zu beeindrucken.“
„Aber nicht Cliff. Das ist ein durch und durch anständiger Mensch. Und auch ein herausragender Vertreter des Volkes.“
„Das erklärt natürlich, warum Sie so bedeutsam für seinen Wahlkampf waren“, merkte Casey an.
Die Bemerkung schmeckte Fenton nicht. „Er ist der beste Abgeordnete, den dieser Wahlkreis seit sehr langer Zeit hatte. Falls Sie damit andeuten wollen, hier würde bloß eine Hand die andere waschen, liegen Sie falsch. Wenn Sie den Abgeordneten kennen würden, dann wüssten Sie, dass man ihn nicht kaufen kann.“
„Davon bin ich überzeugt. Allein die Tatsache, dass Sie ihn so hoch schätzen, spricht Bände.“
Falls Fenton die Zweideutigkeit dessen, was Casey gesagt hatte, bewusst war, ließ er es sich nicht anmerken. „Da bin ich nicht der Einzige. Cliff hat seinen Sitz mit einem Erdrutschsieg errungen. Meine Hilfe brauchte er dazu ganz sicher nicht.“
Casey nickte. Es wurde Zeit, dieses Gespräch zum Abschluss zubringen – für den Moment. „Marc und ich wollen Sie nicht länger aufhalten, Mr Fenton.“ Sie erhob sich, und Marc folgte sofort. „Danke, dass Sie uns Ihre Zeit geschenkt haben.“
Fenton kam ebenfalls auf die Füße, aber er war sichtbar verstört von dem abrupten Ende einer Unterhaltung, die ganz anders verlaufen war, als er gedacht hatte. „Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen helfen konnte.“
„Sie haben uns einen weiteren Einblick in die Persönlichkeit von Paul Everett verschafft. Mehr haben wir gar nicht erwartet. Alles Übrige – die Schwerstarbeit – können Sie uns überlassen.“ Casey gab ihm eine Visitenkarte. „Wenn Ihnen sonst noch etwas einfällt, rufen Sie bitte an, jederzeit, egal ob Tag oder Nacht. Wir arbeiten rund um die Uhr, um Justins Vater zu finden.“
„Wozu Sie allerdings nicht mehr viel Zeit haben“, ergänzte Fenton, dem wieder echte Besorgtheit im Gesicht geschrieben stand.
„Wir kreisen ihn langsam ein.“ Marc klang eher bedrohlich als beruhigend. Zum Teil war das die Rolle, die er spielte, zum Teil aber auch seine Persönlichkeit. „Ich habe Amanda versprochen, dass wir Everett finden, und das werden wir auch – welche Mittel dazu auch immer notwendig sein sollten.“
Fenton hielt Marcs festem Blick nur eine Sekunde stand, dann fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen und sah weg. „Das kann ich nur hoffen. Amanda schwört auf Sie. Und ich bin mir natürlich Ihres Rufs bewusst. Ich hoffe sehr, dass Sie ihm bei diesem Fall gerecht werden.“
Fünf Minuten später saßen Casey und Marc wieder im Wagen und rollten die Serpentinen hinab zum Tor.
„Was für ein Mistkerl“, meinte Marc. „Der hat auf so viele Arten Dreck am Stecken, dass wir gar nicht mitzählen können.“
„Kein Widerspruch.“ Casey wartete, bis das Tor aufschwang, und bog in die Hauptstraße ein. „Eins allerdings ist echt an ihm, nämlich seine Gefühle für Justin. Er macht sich wirklich große Sorgen. Bestimmt genug, um zu versuchen, die Sache wieder geradezubiegen, wenn er wirklich etwas mit Paul Everetts Verschwinden zu tun haben sollte.“
„Da wäre ich nicht so sicher“, murmelte Marc. „Sein Selbsterhaltungstrieb ist stärker als alles andere, sogar als seine Sorge um das Leben des Babys.“
„Nein“, widersprach Casey, „sein Selbsterhaltungstrieb ist geradeder Grund, warum er das Leben des Babys retten will. Justin ist sein einziger männlicher Erbe, damit steht er für sein ganzes Vermächtnis, und das ist das Einzige, was ihm wirklich am Herzen liegt.“
„Du glaubst, er will , dass wir Everett finden?“
„Das habe ich nicht gesagt. Ich glaube, er will Everett selber finden. Wahrscheinlich glaubte er wirklich, er wäre tot. Es würde mich auch nicht überraschen, wenn er auf irgendeine Weise darin verwickelt wäre. Was immer da passiert ist. Wenn er eine gewisse Schuld daran trägt, wird er vermutlich alles unternehmen, um Paul vor uns zu finden. So könnte er dafür sorgen, dass Paul für sich behält, was immer er gegen ihn in der Hand hält, und ihn danach erneut verschwinden lassen, dieses Mal aber endgültig. Keine Ahnung, ob er Paul einfach Geld gibt, damit er
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