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Dein ist das Leid (German Edition)

Dein ist das Leid (German Edition)

Titel: Dein ist das Leid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Kane
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irgendwelche Informationen über Paul?“
    „Nein. Bis jetzt waren es alles nur Spinner oder Reporter.“ Marc beugte sich vor, ohne Amanda aus den Augen zu lassen. „Das war nichtgerade die beste Idee, die Sie je hatten. So eine Effekthascherei führt dazu, dass alle möglichen Irren aus ihren Löchern krabbeln. Damit verschwenden wir Zeit und Arbeitskraft. Da eine echte Spur herauszufischen, das ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.“
    „Das war keine Effekthascherei. Ich habe ein paar Kontakte benutzt, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen.“ Sie musterte sein Gesicht. „Sie sind sauer auf mich. Wenn Ihr Server beschädigt ist, zahle ich das schon.“
    Marc wäre beinahe in Lachen ausgebrochen, als er sich Ryans Reaktion auf so ein Angebot vorstellte. „Machen Sie sich da mal keine Sorgen. Inzwischen sitzt eine Horde Studenten bei uns im Büro, um die Anrufe entgegenzunehmen.“ Er hielt inne. „Es passt uns allerdings nicht, dass unsere Telefonnummer jetzt weltweit bekannt ist. Ihnen ist natürlich klar, dass wir Sie von so etwas abgehalten hätten, wenn wir davon gewusst hätten. Deshalb haben Sie gestern gegenüber Claire und Patrick nichts davon erwähnt.“
    „Da haben Sie recht.“ Amanda fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Es war ein kalkuliertes Risiko, aber ich musste es eingehen. Mir war klar, das könnte auch nach hinten losgehen. Die ursprüngliche Idee stammt von Melissa, und der habe ich das gleich gesagt. Aber dann ging es Justin immer schlechter. Da musste ich es einfach versuchen. Ich wusste, dass Sie den Auftrag vielleicht kündigen würden. Aber die Vorstellung, so viele Menschen auf einmal erreichen zu können – und jeder Einzelne könnte Paul vielleicht irgendwo gesehen haben … Ich konnte einfach nicht anders. Ich werde meinen Onkel bitten, eine Belohnung für jede Information über Pauls Aufenthaltsort auszusetzen.“ Sie hob resignierend die Schultern. „Wie auch immer, wenn Sie derjenige sind, der mir eine Standpauke halten oder mir den Laufpass geben soll, bringen Sie’s hinter sich.“
    Sie wirkte wie ein kleiner Vogel mit gebrochenen Flügeln, und Marc wurde von Mitleid beinahe überwältigt. Gefühle waren normalerweise nicht sein Ding, seine Reaktion kam ihm selber komisch vor. Aber ein kleines Kind … nicht mal ein Kind, ein Neugeborenes – das war seine Achillesferse.
    Plötzlich hatte er Bilder vor Augen, wie er sie in den letzten Jahren hatte sehen müssen – Bilder von Kindern, die ihren Eltern entrissen und wie Vieh verkauft oder als menschliche Schutzschilde benutzt und umgebracht wurden, bevor sie ihr Leben beginnen konnten. Eswar wie ein abscheulicher Film in einer Endlosschleife. Diese Bilder würden ihn bis an sein Lebensende verfolgen.
    Und hier hatte er eine Mutter vor sich, die sich für ihr Kind opfern wollte. Was sollte er ihr da vorwerfen? Wenn Justin überleben sollte, dann nur wegen der Liebe und Hartnäckigkeit seiner Mutter.
    Marc hatte den Fall angenommen, ohne zuvor mit dem Team darüber zu sprechen. Für ihn war es von Anfang an etwas Persönliches gewesen, und das war es immer noch.
    „Ich bin nicht da, um Ihnen den Laufpass zu geben“, sagte er. „Aber ich muss Ihnen sagen, dass Sie nicht noch einmal etwas unternehmen dürfen, ohne zuerst mit uns zu reden, denn solche impulsiven Handlungen bringen meistens nichts, und außerdem haben Sie uns dafür engagiert, den Job zu erledigen, und zwar richtig. Sie müssen uns helfen, nicht uns Steine in den Weg legen. Und jetzt werde ich Ihnen ein großes Glas Orangensaft und ein Ei-Sandwich kaufen. Sie brauchen Proteine und Elektrolyte. Sonst brechen Sie noch zusammen.“
    Amanda nickte. „Sie haben recht – mit allem. Offenkundig war mein erster Instinkt richtig. Ich hätte das nicht tun dürfen, ohne es mit Ihnen zu besprechen. Es tut mir leid.“
    „Vielleicht wären Sie von unserer Reaktion überrascht gewesen. Wir halten uns auch manchmal nicht an die Regeln. Wir hätten uns eine bessere Art einfallen lassen können, dieses Video unter die Leute zu bringen. Die sogar noch kontroverser gewesen wäre. Die, auf die richtigen Knöpfe gedrückt, gleichzeitig bestimmte Leute aufgescheucht hätte – ohne dass wir selbst im Rampenlicht stehen würden. Wir hätten eine kostenlose Hotline einrichten können. Unterschätzen Sie uns nicht. Sie haben uns engagiert, weil wir die Besten sind.“
    Sie lächelte matt. „Ich hab’s kapiert. Da wir gerade von den Besten reden, ich

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