Dein ist das Leid (German Edition)
Augen. „Ihr heimlicher Liebhaber war es nicht, Ryan. Es ging um etwas Geschäftliches. Und ich glaube, es hatte mit Justin zu tun.“
„Aber wieso wollte sie euch nichts davon erzählen?“, fragte Casey. „Was könnte es sein, von dem wir nichts wissen sollen?“
„Das kann ich nicht beantworten.“ Claire hob die Hände in einer ratlosen Geste. „Ich habe ein paar Fragen gestellt, aber das machte sie nur noch nervöser und distanzierter, was die Energie zwischen uns irgendwie vernebelte. Also ließ ich das sein. Ich beschloss, dass es mehr bringen könnte, wenn ich es am Morgen noch einmal versuche, wenn sie nicht so unter Anspannung steht und ich deutlicher spüren kann, was los ist.“
„Okay“, stimmte Casey zu. „Wir finden heraus, um welche Zeit der Abgeordnete sich testen lassen will, und gehen vorher oder nachher zu Amanda.“
„Er soll vormittags um elf in dem Krankenhaus auf Long Island sein“, erklärte Ryan. „Perfektes Timing für die Abendnachrichten. Er und seine Frau lassen sich Blut abnehmen, beantworten die Fragen der Reporter und verschwinden wieder. Noch vor dem Abendessen ist er zurück in Washington.“
„Okay, dann fahren wir zuerst nach Southampton und nachmittags zum Sloane Kettering. Ich möchte sowieso, dass Marc versucht, bei Amanda den Schaden zu begrenzen, falls Fenton ihr gegenüber unsere Unterhaltung so hinstellt, dass sie sauer auf uns werden könnte.“ Casey wandte sich an Patrick. „Und was ist mit dir? Du hast offenkundig auch etwas herausgefunden.“
„Das stimmt.“ Er nickte. „Zunächst mal, Claire hatte recht. Wir wurden eindeutig verfolgt. Hin und zurück. Und wer immer das war, er ist ein Profi. Er blieb so weit zurück, dass ich das Nummernschild nicht erkennen konnte. Und als wir in den Parkplatz bogen, fuhr er vorbei, ein Wagen mit getönten Scheiben, sodass ich nicht erkennen konnte, wer drinsaß. Aber er war hinter uns auf der Hinfahrt und zwei Wagen hinter uns auf dem Weg zurück. Ich könnte versuchen, Bilder von den Überwachungskameras des Krankenhauses zu bekommen, aber ich kann jetzt schon garantieren, dass darauf nichts zu erkennen sein wird.“
„Irgendwen machen wir nervös“, murmelte Claire. „Und das sindnicht bloß Profis. Die sind gefährlich.“
„Dann würde ich sagen, machen wir sie noch nervöser.“ Marc hatte stählerne Entschlossenheit in der Stimme. „Irgendwann machen sie einen Fehler, und dann wissen wir, mit wem wir es da zu tun haben.“
14. KAPITEL
Als Ryan endlich ins Bett krabbelte, war es schon nach fünf Uhr morgens. Viel Schlaf würde er nicht mehr bekommen. Aber immer noch mehr als der Rest des Teams. Die mussten gegen neun aufbrechen, sobald der schlimmste Berufsverkehr vorüber war. Darum beneidete er sie nicht. Er konnte wenigstens noch fünf Stunden schlafen, bevor er wieder gebraucht wurde.
Damit war es vorbei, als um halb neun die Titelmusik von Star Wars gleich dreifach durch den Raum schallte – aus seinem BlackBerry, seinem iPhone und seinem HTC Droid.
Er fuhr im Bett hoch, langte nach dem BlackBerry, das auf dem Nachttisch am nächsten lag. Auf dem Display stand „Yoda“. Auf den anderen Geräten würde derselbe Name stehen. Eindeutig ein Notfall.
„Ja, Yoda, ich bin’s.“ Er gab der Stimmerkennung eine Zehntelsekunde Zeit.
„Ryan“, erwiderte Yoda. „Der Kommunikationsserver ist überlastet. Ich wiederhole, der Kommunikationsserver ist überlastet.“
Ryan blinzelte sich den Schlaf aus den Augen, aber er war völlig verwirrt. Wieso, zum Teufel, sollte der Kommunikationsserver überlastet sein?
Er sprang aus dem Bett, lief zu seinem Laptop und loggte sich in den Server ein. „Was, zum …?“ Er starrte auf die Menge der Anrufe, die gleichzeitig eingingen. „Bin gleich da, Yoda.“
Nach zwanzig Minuten in der U-Bahn saß Ryan in seiner Höhle, hämmerte auf die Tastatur und sah sich die Bescherung an. Ihre Klientin hatte einen Riesenfehler gemacht und bei Forensic Instincts eine Kommunikationskrise ausgelöst.
Er sah sich auf YouTube das Video an, leitete die eingehenden Antworten auf Amandas flehende Bitten zur Voicemail weiter und rief Casey an.
„Was gibt’s?“, fragte sie, während sie ihr Haar mit einem Handtuch trocknete.
„Das kann ich dir sagen. Amanda ist letzte Nacht an die Öffentlichkeit gegangen. Und zwar in ganz großem Stil, mit einem Video auf YouTube. Unser Server wird mit den ganzen Anrufen gar nicht fertig. Du solltest sofort eine Armee von
Weitere Kostenlose Bücher