Dein ist das Leid (German Edition)

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    „Gucken Sie noch mal, ob irgendwas auf dem Handy drauf ist – ich meine nicht die Anruferkennung. Gibt es verpasste Anrufe oder Nachrichten?“
    „Da habe ich sofort nachgesehen, als ich in den Wartebereich kam, wo man das Handy wieder anmachen darf.“ Amanda konnte sich kaum noch zusammenreißen. „Es gab keine verpassten Anrufe. Einpaar Nachrichten von Freunden und auch Anfragen von der Presse. Niemand hat sofort wieder aufgelegt. Wieso?“
    „Hat dieser Mann Sie sofort angerufen – sobald Sie das Gerät wieder angeschaltet hatten?“
    „Als ich gerade meine letzte Nachricht abhörte.“
    „Dann vermute ich, dass entweder er selbst oder jemand, der für ihn arbeitet, sich in dem Krankenhaus aufhält. Sonst konnte er ja nicht wissen, wann genau Sie erreichbar sein würden.“
    „Oh mein Gott.“ Amanda war wieder außer sich. „Dann ist er ganz in Justins Nähe.“
    „Sloane Kettering ist ein riesiges Krankenhaus.“ Casey kämpfte gegen Amandas verständliche Panik an. „Er könnte an einem Dutzend verschiedener Orte stecken, wo er trotzdem mitbekommt, wann Sie hinaus in den Wartebereich gehen.“ Casey fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Aber wir gehen jetzt kein Risiko mehr ein. Ich rufe Patrick an, damit er vor der Intensivstation aufpasst.“
    „Warum Patrick? Wieso nicht Marc?“
    „Weil Patrick genau der Richtige dafür ist. Bevor er zu uns kam, hat er als Sicherheitsberater für Großkonzerne gearbeitet, und davor war er dreißig Jahre lang beim FBI. An ihm kommt keiner vorbei.“
    „Es tut mir leid …“ Amanda sog scharf die Luft ein. „Es ist bloß …“
    „Ich weiß, dass Sie Marc besonders vertrauen. Aber Sie können uns allen vertrauen. Vertrauen Sie mir. Wenn ich sage, Patrick ist der Richtige, dann ist er das.“
    „Sie haben recht. Und ich vertraue Ihnen wirklich. Aber im Augenblick bin ich ein Wrack.“ Sie versuchte, sich mit tiefen Luftzügen zu beruhigen. „Wann kann Patrick hier sein?“
    „Ich rufe ihn sofort an.“ Casey fiel wieder ein, dass Patrick nach Hause wollte, um etwas Zeit mit seiner Frau zu verbringen. Patricks Zuhause war in Hoboken, drüben in New Jersey, aber das bedeutete nur eine kurze Fahrt durch den Holland Tunnel nach Manhattan. „Er wird keine Stunde brauchen. Außerdem sorge ich dafür, dass Ryan sich mal die Aufzeichnungen Ihres Netzbetreibers ansieht. Wenn der Kerl ein Profi ist, werden wir dadurch vermutlich nichts in Erfahrung bringen, aber es kann nicht schaden, es zu versuchen. Amanda, Sie dürfen eins nie vergessen: Niemand hat ein Interesse daran, Ihnen oder Justin zu schaden. Sie wollen nur irgendein Geheimnis bewahren. Was immer das für ein Geheimnis ist – es hat mit Paul zu tun. Alsowäre es das Beste, wenn Sie sich ruhig verhalten. Keine weiteren Videos, keine öffentlichen Statements irgendwelcher Art. Überlassen Sie uns die Ermittlungen und das Risiko.“
    „Gut.“
    Casey unterbrach die Verbindung und rief Patrick an. Als sie erneut auflegte, war er schon fast aus der Tür raus und auf dem Weg ins Krankenhaus.
    „Alles okay?“, fragte Hutch, rollte sich auf die Seite und stützte den Kopf auf einen Ellbogen.
    „Frustriert.“
    „Dann war ich nicht so gut, wie ich dachte.“
    Casey lächelte. „Doch, das warst du. In dieser Hinsicht bin ich gar nicht frustriert. Aber dieser verdammte Fall …“
    „Willst du drüber reden?“ Hutch spielte mit einer von Caseys roten Locken. Er hatte immer respektiert, dass ihre Fälle ihre Angelegenheit waren und er sich da nicht einzumischen hatte – zumindest solange er nicht das Gefühl hatte, sie könnte sich in Gefahr befinden. Dann galten keine Regeln mehr. Casey beschwerte sich öfter, dass er der reinste Höhlenmensch wäre, obwohl beide wussten, dass das gar nicht stimmte. Hutch war alles andere als ein Sexist. Mit Grace, seiner langjährigen Partnerin beim FBI, arbeitete er nahtlos und respektvoll zusammen. Aber Grace war eine ausgebildete FBI-Agentin, Casey nicht. Und Hutch hatte viel zu viel gesehen, erst als Polizist in Washington, dann beim FBI, um tatenlos zuzuschauen, wenn Casey sich selbst in Gefahr brachte.
    Unglücklicherweise schien sie das ständig zu tun.
    „Wegen des Videos weißt du ja schon eine Menge darüber“, sagte Casey jetzt, während sie mit besorgtem Gesichtsausdruck die Decke anstarrte. „Amanda Gleasons Baby hat einen lebensbedrohlichen Immundefekt. Es braucht dringend eine Stammzellentransplantation. Aber es gibt bisher keinen passenden