Dein ist das Leid (German Edition)
wieder in einen Navy SEAL.
„Fährt er in diese Richtung?“
„Ja. Du wirst den Dieselmotor auch gleich hören.“
Kurz darauf hörte Ryan tatsächlich das tiefe Brummen eines Dieselmotors. Beide gingen in die Hocke. Die Scheinwerfer eines Pick-up-Trucks tauchten auf und näherten sich.
Er hielt gegenüber von Moranos Hütte auf der anderen Straßenseite, der Fahrer machte den Motor aus.
„Was, zum Teufel …?“, flüsterte Ryan. „Was will der hier? Wir wissen, dass Morano nicht da ist, sondern zu Hause. Das haben wir überprüft. Also, was will der hier, und wer ist das?“
„Es sind zwei“, stellte Marc mit einem Blick durch das Fernglas fest. „Sie machen irgendwas in der Fahrerkabine. Was sie hier wollen, werden wir ja gleich sehen.“
Zwei dunkle Gestalten stiegen aus und liefen schnell, aber irgendwie gestelzt auf Moranos Hütte zu. „Beide schleppen irgendwas“, fügte Marc hinzu. „Muss ganz schön schwer sein. Irgendeine Lieferung?“
„Schade, dass wir Gecko und die Black Box noch nicht installiert haben“, flüsterte Ryan. „Dann würden wir wissen, was die wollen.“
„Finden wir noch früh genug heraus. Wenn sie ohne das Ding wieder abhauen, sehen wir ja, was es ist.“
Sie verstummten und warteten.
Die beiden Gestalten stellten ab, was immer sie mit sich schleppten. Einer kniete vor der Tür, der andere drehte eine Runde um die Hütte.
„Morano erwartet sie jedenfalls nicht“, bemerkte Marc. „Der Typ an der Tür knackt gerade das Schloss. Die Sache war nicht vereinbart.“ Marc gab ein wissendes Brummen von sich, als die Tür aufging und der Mann die Hütte betrat. „Wie ich sagte, das Schloss ist kein Problem. Jedes Kind könnte da einbrechen.“ Dann schwieg er verwirrt. „Was macht denn der andere Kerl? Es gibt doch keine Hintertür.“
„Klettert vielleicht durchs Fenster rein?“, schlug Ryan vor. „Es muss doch mindestens eins geben, sonst würde Morano da drin ersticken.“
„Ja, es gibt zwei Fenster. Aber das ergibt doch keinen Sinn. Sein Partner hat doch schon die Tür aufgekriegt.“
Der zweite Mann tauchte wieder auf. Er ging langsam um die Hütte herum und goss aus dem Ding, das er trug, etwas aufs Holz.
„Benzin“, stellte Marc fest.
„Ich kann es bis hierher riechen.“ Ryan unterdrückte ein Husten.„Die wollen die Hütte abfackeln. Was sollen wir machen?“
Der erste Kerl kam aus der Hütte gerannt. Gleichzeitig flackerte drin Feuer auf.
„Er hat da drin schon was angesteckt – wahrscheinlich einen Stapel Papier oder so. Die Hütte brennt wie Zunder.“ Marc packte Ryans Arm. „Zu spät. Wir können hier nichts mehr tun. Lass uns abhauen.“ Er verstärkte seinen Griff, weil Ryan instinktiv aufstehen und wegrennen wollte. „Nein, bleib unten, sonst sehen die uns noch. Zeit, zu zeigen, was du draufhast. Renn wie eine Ente.“
In diesem Augenblick ging die ganze Hütte in Flammen auf und sprühte Feuer wie ein Vulkan.
Die Brandstifter rannten zu dem Pick-up.
Ryan kroch so schnell wie möglich hinter Marc her. Sie erreichten den Van, als der Pick-up gerade davonraste. Der Dieselmotor röhrte so laut, dass sonst nichts zu hören war, die beiden Männer drin sahen gar nicht aus dem Fenster.
Ryan kroch zur Fahrerseite. Marc hob den Kopf, um das schmutzverschmierte Nummernschild zu erkennen. Mehr als einen Buchstaben und eine Zahl konnte er in der Dunkelheit nicht ausmachen, und ironischerweise auch das nur, weil die Hütte hinter ihnen niederbrannte.
„Sie sind weg.“ Marc und Ryan sprangen in den Van. Ryan setzte zurück und gab auf der Straße Vollgas, um so schnell wie möglich von dem Feuer wegzukommen.
Marc wählte bereits den Notruf. „An der Shinnecock Bay brennt es, auf der Hampton-Bays-Seite, an der Lynn Avenue. Sieht ziemlich schlecht aus. Schicken Sie sofort die Feuerwehr dahin.“ Er unterbrach die Verbindung. „Das wäre erledigt.“
„Mist.“ Ryan fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn. Er klang gleichzeitig verwirrt und aufgeregt. „Das war ja wie im Film.“
Marc verzog die Lippen. „Wenn du das sagst.“
Ryan sah ihn von der Seite an. „Für dich mag so was ja nichts Besonderes sein. Ich springe mit dem Fallschirm von Gebäuden oder Brücken zusammen mit den besten Basejumpern der Welt. Ich mache solchen Extremsport zum Spaß. Aber ich bin nicht daran gewöhnt, mitten in der Nacht militärische Übungen zu machen, um irgendwelchen Brandstiftern zu entkommen.“
„Aber du hast dich doch super gehalten.“
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