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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Griffin
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den Atem aus. Vorsichtig streckte sie den Finger aus und berührte die vielen Schnitte im Stoff.
    Â»Mein Gott«, flüsterte sie. »Er muss hundertmal auf sie eingestochen haben.
    Das El Patio war gesteckt voll und lärmig, als das auf dem Tresen liegende Handy des Mannes zu vibrieren begann. Er sah auf die Nummer, und mit einem Fluch auf den Lippen ging er dran.
    Der Anrufer sagte keinen Ton. Der Mann wartete.
    Schließlich erklang ein klägliches Seufzen. »Lake View Park«, sagte der Anrufer. »Im südlichen Abschnitt.«
    Unglaublich. Der Mann legte ein paar Geldscheine auf den Tresen und ging nach draußen.
    Â»Willst du mich verarschen?«, schnauzte er. »Oder was ist mit dir los?«
    Â»Komm schon. Diesmal ist es …« Ein nervöses, fast hysterisches Lachen erklang. »Mein Gott, ich fass es nicht. Komm bitte einfach her, ja?«
    Der Mann entfernte sich ein paar Schritte von der Rauchergruppe neben der Eingangstür. Das Lokal war heute Abend bis zum Bersten gefüllt. Auf dem Parkplatz herrschte ein ständiges Kommen und Gehen.
    Â»Ist das letzte Mal«, knurrte er. »Definitiv. Die Kontonummer hast du ja?«
    Â»Komm einfach her. Darum kümmern wir uns später.«
    Â»Wir kümmern uns hier und jetzt darum. Du hast sie, ja oder nein?«
    Â»Ja.«
    Er ging über den Parkplatz zu seinem Buick und riss die Tür auf. »Diesmal will ich das Doppelte. Die Scheiße fängt an zu stinken.«
    Sie fing an zu stinken? Verdammt, sie stank bereits zum Himmel. Aber er steckte bereits drin, und es gab kein Zurück mehr. Er konnte nur noch hoffen, den Schaden möglichst klein zu halten und sein Geld zu bekommen.
    Er warf die Jacke ins Auto und klemmte sich hinter das Lenkrad, während der Anrufer noch mit sich haderte. Aber es gab nichts zu hadern. Der Kerl war süchtig, seiner Gewohnheit mit Haut und Haaren verfallen.
    Also setzte er ihm die Pistole auf die Brust. »Tick, tack. Die Zeit läuft.«
    Â»Okay, okay! Komm endlich. Das ist …« Die Stimme des Anrufers überschlug sich, und er fing an zu schluchzen. Zu schluchzen . Das war einfach nur noch erbärmlich.
    Â»Also abgemacht, oder?«
    Â»Ja, das hab ich doch gesagt. Steigst du jetzt endlich ins Auto?«
    Er ließ den Motor an, und der zwölf Jahre alte Motor erwachte stotternd zum Leben. Er hatte mindestens fünfzigtausend Kilometer mehr auf dem Buckel, als gut für ihn war. Er hätte das Auto ebenso wie seine Profession schon vor Jahren wechseln sollen. Er war zu alt für diesen Mist. Und er war auch nicht dafür geeignet, war es noch nie gewesen. Er musste da aussteigen. Und zwar bald.
    Â»Kommst du jetzt?«, wiederholte der Anrufer.
    Er verließ den Parkplatz und stellte die Heizung an. Es war ein langer Weg bis zum Lake Buchanan.
    Kaum zu glauben, dass er es wieder tat. Er atmete durch und dachte an das Geld. »Bin unterwegs.«

4
    Mia legte den Kopf in den Nacken und blickte dankbar zum Himmel. Endlich kein trübes Winterwetter mehr! Und dieser Tag war nicht nur klar, er war kristallklar. Der Himmel war nicht nur blau, er war strahlend blau. Es war ein perfekter Tag, voller Sonne und Glück und Zukunft.
    An genau so einem Tag war Amy gestorben.
    Einen Moment lang stand Mia wieder neben ihrem Bonanza-Rad und sah ihre Schwester in dem gebrauchten Chevrolet Malibu, den sie von ihrem als Bademeisterin verdienten Geld gekauft hatte, aus der Einfahrt fahren.
    Â»Merkst du was?«
    Die Frage katapultierte sie zurück in die Gegenwart ihres grinsenden, sommersprossigen, sechs Jahre alten Neffen.
    Merkte sie etwas?
    Â»Hmm … Du hast deine Schuhe nicht gebunden.«
    Â»Falsch.« Sam grinste noch breiter – so breit, dass seine Zahnlücke zum Vorschein kam.
    Â»Hmm …« Mia bückte sich, um ihm die Schuhe zu binden. »Du warst beim Friseur?«
    Â»Ganz falsch.«
    Â»Du hast noch einen Zahn verloren?«
    Â»Auch nicht. Gibst du auf?«
    Mia richtete sich auf und stemmte eine Faust in die Hüfte. »Okay, ich geb auf.«
    Â»Ich steh auf deinem Schatten«, sagte er schelmisch. »Jetzt bist du dran.«
    Â»Ich dachte, wir machen Pause.« Ehe sie mit Mias Mietwagen zum Zoo gefahren waren, hatten sie am Vormittag bei ihr im Vorgarten Schattenfangen gespielt.
    Â»Du hast Pause gesagt. Ich hab aber gesagt, dass die Pause vorbei ist. Als du die Eintrittskarten geholt hast.«
    Mia wuschelte ihm

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