Dein ist mein ganzes Herz
bestimmt. Ferdie wird sie abholen."
"Dann müßt ihr mir versprechen, sie mir vorzustellen."
"Gütiger Himmel'', rief Ferdie und sprang auf. "Ich muß mich beeilen, sonst komme ich zu spät." Er ging, nachdem er die Anwesenden ermahnt hatte, sich zu beeilen, damit sie vor ihm und seinen Begleiterinnen in Richmond House sein würden.
Ferdie erreichte sein Ziel, als gerade die Merionsche Kutsche um die Ecke bog. Er bat den Butler, ihn erst zu melden, wenn der Wagen der Hazelmeres, der jenseits des Platzes deutlich zu sehen war, sich in Bewegung gesetzt hatte.
Im Salon erwartete Ferdie ein zauberhaftes Bild. Dorothea stand am Kamin in einem elfenbeinfarbenen Satinkleid dessen Dekollete mit zarten Spitzen besetzt war. Die Perlen um ihren Hals leuchteten, Cecilys schneeweißes Kleid war mit aquamarinblauen Bändern verziert, die mit winzigen Perlen bestickt waren und sich unter der Brust kreuzten.
Lady Merion war höchst zufrieden mit der Wirkung, die die Kleidung ihrer Enkelinnen auf Ferdie ausübten.
Nach einer unterhaltsamen Fahrt hielt die Kutsche vor den mit Fackeln beleuchteten Stufen des Haupteinganges von Richmond House. Ferdie half den Damen beim Aussteigen und führte sie die breite Freitreppe hinauf, an deren oberen Ende sie von der Duchess begrüßt wurden.
Lord Hazelmere erwartete Dorothea bereits. Als sie zu ihm aufblickte und das Leuchten in seinen Augen bemerkte, schien ihr Herz einen Schlag auszusetzen. Alle Symptome, die sie in seiner Gegenwart befielen - Atemlosigkeit, Verwirrung und Freude - stellten sich ein. Dann lächelte er, und ihre Beklommenheit schwand. Er streifte ihre behandschuhten Finger mit den Lippen, bevor er ihren Arm nahm.
"Kommen Sie, Miss Darent", bat er. "Ich möchte gern, daß Sie jemand kennenlernen."
"Oh, und wen?" "Mich."
Dorothea lachte. Er führte sie von den Gästen weg, was einige Gentlemen verwirrte, die im Ballsaal geduldig darauf warteten, sich bei der reizenden Miss Darent einen Tanz zu sichern, in eine Ecke des Raumes, wo sie den Blicken der Anwesenden entzogen waren. In seinem Kopfherrschte ein wahres Chaos, dessen Ursache das bezaubernde Geschöpf an seiner Seite war. Ihr Anblick hatte ihm fast den Atem geraubt. Als sie ihn so voller Zuneigung angelächelt hatte, hatte er gegen den Impuls ankämpfen müssen, sie mitten im Ballsaal der Duchess of Richmond zu küssen.
"Sie müssen wissen, Miss Darent, daß mir langsam die Ideen ausgehen, wie ich Sie Ihren zahllosen Verehrern entführen soll", sagte er.
"Nun, das ist Ihnen heute abend auf bewundernswerte Weise gelungen", erwiderte sie. "Ich fühle mich völlig verlassen."
Er griff nach ihrer Tanzkarte und studierte sie. "Wie ich sehe, wird unmittelbar vor dem Supper ein Walzer gespielt. Ich muß der Duchess gratulieren, daß sie das so hervorragend arrangiert hat. Erweisen Sie mir die Ehre, den Walzer mit mir zu tanzen und anschließend das Supper mit mir einzunehmen?"
"Mit dem größten Vergnügen, Mylord."
Er lachte und strich mit dem Finger über ihre Wange." Versprechen Sie mir, niemals ihr Zunge im Zaum zu halten, meine Liebe. Andernfalls wäre das Leben sehr langweilig."
,,Ah! Miss Darent! Lord Hazlemere! Ihr Diener, Sir!" Sir Barnaby erschien plötzlich neben ihnen. Der Marquess neigte lediglich leicht den Kopf, und Dorothea hatte für den notorischen Schwätzer nur den Anflug eines Lächelns übrig. Sir Barnaby deutete auf seine Begleiterin, eine Frau undefinierbaren Alters mit scharfen Zügen, in einem lila Kleid, das nicht zu ihren wirren, roten Locken paßte. "Erlauben Sie mir, vorzustellen: Miss Darent. Lord Hazelmere- Mrs. Dimchurch."
"Ich bin sicher, daß sich Miss Darent meiner von Versammlungen in Newbury her erinnert", sagte Mrs. Dimchurch.
"Sehr traurig, das mit Ihrer lieben Mama. Lady Cynthia und ich haben immer gern einen kleinen Plausch gehalten. Ich war überrascht, zu erfahren, daß Lady Cynthia Sie kennengelernt hatte", fuhr sie an den Marquess gewandt fort. "Sie hat davon nie etwas erwähnt. Seltsam, finden Sie nicht?"
Seine Lordschaft machte kurzen Prozeß. "Ich bezweifle sehr,daß Lady Cynthia zu den Damen gehörte, die eine einzige Vorstellung als Grundlage einer Bekanntschaft betrachtete", meinte er kühl. "Stimmten Sie mir da nicht zu?"
Ohne auf eine Antwort zu warten, nickte er Sir Barnaby und der blutrot angelaufenen Mrs. Dimchurch knapp zu, nahm Dorothea Arm und führte sie in die Mitte des großen Raumes, der sich inzwischen gefüllt hatte. Außer Hörweite des
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