Dein ist mein ganzes Herz
unangenehmen Paares erkundigte er sich, wie viele derartige Szenen Dorothea inzwischen erlebt hatte.
"Keine mehr, seit der ersten Woche", antwortete sie lachend. Sie erwarete, daß er ebenfalls lachte, entdeckte aber in seinen Augen zu ihrer Überraschung den Ausdruck echter Sorge.
Obwohl es schon ziemlich voll war, trafen ständig weitere Gäste ein.
Dorothea wunderte sich, wie hier jemand jemand anders finden konnte. Doch irgendwie schien das ihren Partnern zu gelingen, sobald die Musik zum nächsten Tanz aufspielte. Der Abend verging wie im Fluge, und Dorothea hatte keine Zeit, über die Reaktion des Marquess nachzudenken. Das einzige Ärgernis war Edward Buchanan, der ihr beharrlich wie ein Hund folgte und ständig an ihrer Seite auftauchte, wenn sie sich einen Moment ausruhen wollte. Schließlich bat sie Ferdie um Rat, wie sie den lästigen Kerl loswerden sollte.
Dem mitfühlenden Ferdie fiel auch keine Lösung ein. "Ich sage es nur U1gern, aber Mr. Buchanan gehört zu der Sorte, die auf keinen Wink reagiert. Warum bitten Sie nicht Hazelmere, ein Wörtchen mit ihm zu reden?" fragte er, als ihm plötzlich die Erleuchtung kam.
.,Lord Hazelmere würde sich über die Idee, daß Mr. Buchanan hinter mir her ist, vermutlich amüsieren und ihn vielleicht sogar noch ermutigen", erwiderte Dorothea.
Ferdie konnte sich das beim besten Willen nicht vorstellen, zumal Mr. Buchanan seiner Meinung nach ein Mitgiftjäger übelster Sorte war.
Der Marquess hielt es auch nicht mehr für nötig, mit anderen jungen Damen zu tanzen, um von seiner Werbung um Dorothea abzulenken. Statt dessen plauderte er mit Freunden und Bekannten. Er war daher wenig begeistert, als sich ihm seine älteste Schwester, Lady Maria Setford, in den Weg stellte. Obwohl er wußte, daß sie bestimmt von seinem Interesse für Dorothea Darent gehört hatte, gab er vor, ihre Bemerkungen, die in diese Richtung zielten, nicht zu verstehen. Schließlich forderte sie ihn auf, seine ebenfalls anwesende Schwester Lady Susan Wilmot zu suchen, die unbedingt mit ihm sprechen wolle.
Ihr Bruder sah sie mit einem Ausdruck an, den sie zum Glück nicht deuten konnte und entschuldigte sich mit der Ausrede, ein paar Worte mit seiner Mutter wechseln zu müssen. Er ging tatsächlich zu der Marchioness, die mit Sally Jersey plauderte und beugte sich zu ihr herunter, um ihr zuzuflüstern: "Mama, angeblich bist du meinem Vater immer treu gewesen. Wie um alles in der Welt bist du dann zu Maria und Susan gekommen?"
Lady Jersey, die seine Worte verstanden hatte, lachte schallend. Seine Mutter zog eine Grimasse. "Haben sie etwa schon wieder angefangen, dir Vorschriften zu machen?" fragte sie.
"Das würden sie gern, aber es gelingt ihnen nicht." Ihr Sohn zwinkerte ihr zu und schlenderte weiter.
Bei seiner Runde durch die Salons traf er Lady Merion, die sich angeregt mit Lady Bressington unterhielt. Er blieb stehen um den beiden Damen Komplimente über ihre Kleider zu machen. Als ihm plötzlich ein verärgerter Ausdruck in Lady Merions Gesicht auffiel, drehte er sich um, um nach der Ursache zu forschen. Beim Anblick des hinter ihm stehenden Paares - Lord Herbert und Lady Marjorie Darent - wurde ihm der Grund sofort klar.
Nach drei Minuten begriff er Lady Merions Entschluß, ihre Enkelinnen unter ihre Fittiche zu nehmen. Marjorie Darent besaß weder Eleganz noch Charme, und ihre Ansichten über die Gesellschaft, die sie unaufgefordert zum Besten gab, entbehrten jeder Grundlage. Herbert Darnet versuchte, den Marquess in eine Diskussion über ländliche Produkte zu verwickeln. Ohne jede Sachkenntnis hielt er ausgerechnet einem der größten Gutsbesitzer des Landes einen Vortrag über Ackerbau und Viehzucht. Lady Merion, deren Sinn für Humor die Oberhand gewann, verbarg das Gesicht hinter ihrem Fächer.
Lord Hazelmere entführte Lady Bressington unter dem Vorwand, mit ihr zusammen ihre Tochter suchen zu wollen. Sie seufzte erleichtert. "Vielen Dank, daß Sie mich gerettet haben, Marc. Was für ein gräßliches Paar! Kaum zu glauben, daß Herbert aus dem gleichen Stall stammt wie die beiden reizenden Mädchen."
Er grinste. "Vermutlich hat Herberts Mutter ihren Mann betrogen." Lady Bressington schnappte nach Luft, bevor sie in Kichern ausbrach.
Sie schickte ihn fort, nicht ohne ihm vorher zu sagen, daß sie jetzt begreife, weshalb alle Mädchen von ihm schwärmten.
Der Marquess hörte Musik und wußte, daß dies der Tanz vor dem Walzer sein mußte, an den sich das Supper
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