Dein Kuss verraet mir alles
erwiderte Cag ungeduldig. “Willst du dein Leben damit verbringen, in anderer Leute Küche zu arbeiten?”
Tess rutschte unruhig im Sattel hin und her. “Ich werde es wohl tun müssen”, antwortete sie. “Ich will nicht heiraten, und ich sehe mich selbst nicht als Lehrerin oder Ärztin. Ich koche gern und mache gern den Haushalt. Außerdem habe ich Freude am Züchten von Blumen.” Sie warf ihm einen trotzigen Blick zu. “Was ist so falsch daran?”
“Nichts ist falsch daran, verdammt noch mal.”
“Jetzt sind Sie sauer auf mich.”
Cag nahm die Zügel fest die Hand. Und er sah sie nicht an, als er mit seinem Wallach auf den Verpflegungswagen zuritt, wo mehrere Cowboys auf Bänken saßen und ihr Essen verzehrten.
Cag konnte ihr nicht erklären, dass nicht ihr Mangel an Ehrgeiz ihn störte. Es war das Bild, das er sich von ihr machte, wie sie, umgeben von kleinen rothaarigen Kindern, den Rosengarten umgrub. Es brachte ihn völlig durcheinander und beunruhigte ihn. Er durfte solchen Vorstellungen nicht nachgeben. Tess war noch ein Kind, trotz ihres Alters, und er durfte das nicht vergessen.
Sie hatte noch nicht einmal angefangen zu leben. Sie hatte niemals eine Beziehung zu einem Mann gehabt. Sie würde sich wahrscheinlich Hals über Kopf in den ersten Mann, der sie berührte, verlieben. Der Gedanke, selbst der erste Mann für Tess zu sein, war ihm bereits gekommen und hatte ihn total aus der Fassung gebracht. Er musste sich unbedingt auf etwas anderes konzentrieren!
Sie machten eine kurze Mittagspause mit einigen der Cowboys. Tess überließ es Cag, mit ihnen zu reden. Sie aß ihr Schmorfleisch mit einem Brötchen, trank eine Tasse Kaffee und versuchte, die abschätzenden Blicke, die ihr galten, zu ignorieren. Sie hatte nicht gewusst, dass es ungewöhnlich für Cag war, in der Gesellschaft einer Frau gesehen zu werden, auch wenn es nur die Haushälterin der Ranch war. Es machte die Männer neugierig.
Cag ignorierte die Blicke ebenfalls. Er wusste ja, dass es eine völlig harmlose Angelegenheit war, Tess bei sich zu haben.
Warum sollten ihn also die Gedanken der anderen kümmern? Es war ja nicht gerade so, als ob er vorhatte, Tess ins Gestrüpp zu verschleppen und sie dort zu verführen. Auch wenn ihm bei dieser Vorstellung vom Kopf bis zu den Füßen heiß wurde.
“Wir sollten uns auf den Weg machen”, sagte er abrupt und erhob sich.
Tess bedankte sich beim Koch für das Mittagessen und folgte Cag zu den Pferden.
Sie ritten schweigsam zu einem entfernten Weideland. Tess überlegte, was sie getan haben könnte, um Cag zu verstimmen.
Danach fragen wollte sie ihn allerdings nicht. Es könnte die Sache nur noch verschlimmern. Vielleicht war er verärgert, weil sie gern zur Schule gehen wollte.
Sie hatten das Camp schon eine Weile hinter sich und ritten in bedrückendem Schweigen dahin. Immer wieder richtete Tess den Blick auf seinen kraftvollen Körper. Cag schien ein Teil des Pferdes zu sein, auf dem er ritt, so sicher und frei, als ob er im Sattel geboren worden wäre. Er hatte mächtig breite Schultern und schlanke Hüften, mit langen Beinen, die sich unter den eng anliegenden Jeans abzeichneten. Tess hatte eine Menge Cowboys in ihrem Leben gesehen, aber keiner von ihnen hätte es mit Cag aufnehmen können. Er wirkte sogar in der alten Arbeitskleidung gepflegt, ja beinahe elegant.
Ihr Boss drehte den Kopf und ertappte sie dabei, wie sie ihn anstarrte, dann runzelte er die Stirn, als sie rot wurde.
“Haben Sie jemals an einem Rodeo teilgenommen?”, fragte Tess, um ihre Verwirrung zu vertuschen.
Cag schüttelte den Kopf. “Ich habe mir niemals viel daraus gemacht”, antwortete er ehrlich. “Ich hatte das Geld nicht nötig, und ich habe immer genug hier zu tun oder auf einer unserer anderen Ranches.”
“Dad konnte es nie lange an einem Ort aushalten”, erzählte sie gedankenverloren. “Er liebte den ganzen Rummel um das Rodeo, aber gewonnen hat er nicht sehr oft.”
“Das war nicht gerade das richtige Leben für dich, stimmt’s?”, fragte Cag. “Es muss für dich nicht leicht gewesen sein, zur Schule zu gehen und all das.”
Tess lächelte. “So richtigen Schulunterricht habe ich nicht gehabt. Mal besuchte ich eine Schule, mal nicht. Aber es gab diese Fernkurse, die ich gemacht habe, um meinen High School-Abschluss zu bekommen.” Sie wurde rot, als sie hinzufügte. “Ich bin nicht gerade gebildet.”
An einem Fluss, der ihren Weg kreuzte, ließ er die Zügel locker und ließ
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