Dein Kuss verraet mir alles
nicht wahr?”, entgegnete sie mit einem breiten Lächeln. “Wer braucht schon zwei?”
Er lachte, schüttelte den Kopf und ritt davon.
“Baseball-Fanatiker”, murmelte Cag trocken.
“Wetten, dass Sie das letzte Entscheidungsspiel auch verfolgt haben”, forderte Tess ihn heraus.
Cag antwortete nicht. “Hungrig?”, fragte er nach einer Weile.
“Wir können dort drüben bei dem Verpflegungswagen Kaffee und Schmorfleisch bekommen.”
“Ich dachte, dass nur diese riesigen Läden oben in den Rocky Mountains solche Wagen voll packen und losschicken.”
“Wenn wir diese Verpflegungswagen nicht hätten, würden wir alle hier hungrig herumlaufen”, erklärte Cag. “Diese Ranch ist viel größer, als es den Anschein hat.”
“Ich habe es auf der Landkarte in Ihrem Büro gesehen”, bestätigte Tess. “Die Ranch erstreckt sich über ein riesiges Gebiet.”
“Du solltest unser Land in Montana sehen”, sagte Cag nachdenklich. “Sie ist die größte unserer Ländereien. Es hat Monate gedauert, bis wir all die Registrierungen im Computer hatten.”
Tess warf einen Blick zurück auf zwei Cowboys mit ihren tragbaren Computern. “Wissen alle Ihre Männer, wie man mit diesen Dingern umgeht?”, erkundigte sie sich.
“Die meisten. Du wärst überrascht, wie viele College-Studenten wir hier in den Semesterferien beschäftigen.
Vergangenen Sommer hatten wir sogar einen Ingenieur von der Aeronautik und das Jahr davor einen Professor der Archäologie hier.”
“Archäologie!”
Cag grinste. “Er verbrachte mehr Zeit mit Ausgrabungen als mit den Rindern, aber er lehrte uns, die Zeiträume der Wurfgeschosse und Tonwaren zu bestimmen.”
“Wie interessant.” Sie drückte ihren schmerzenden Rücken durch. “Sie waren auf dem College, nicht wahr?”
“Ich habe einen Harvard-Abschluss in Betriebswirtschaft.”
Tess blickte Cag bewundernd an. “Und ich habe knapp die Highschool beendet.”
“Du hast noch Jahre vor dir, um zum College zu gehen, wenn du es möchtest.”
“Geringe Chance dafür”, stellte Tess gleichgültig fest. “Ich kann nicht arbeiten und gleichzeitig zur Schule gehen.”
“Du kannst das tun, was viele unserer Cowboys tun - ein Vierteljahr Arbeit und ein Vierteljahr College.” Er zog sanft die Zügel an. “Wir könnten es mit deiner Arbeit hinbiegen, wenn du es möchtest. Jacobsville hat ein College. Du könntest pendeln.”
Tess hielt den Atem an. “Sie würden das erlauben?”, fragte sie verwundert.
“Klar. Wenn du es möchtest.”
“Oh …” Sie überlegte es sich, und Freude stieg in ihr auf. Sie könnte Gartenbau studieren. Sie liebte es, mit Pflanzen umzugehen. Sie könnte sogar lernen, wie man Rosen züchtet und veredelt. Ihre Augen leuchteten.
“Nun?”
“Ich möchte Gartenbau studieren”, erklärte sie nachdenklich.
“Ich könnte lernen, wie man Rosen züchtet.”
Cag zog die Stirn kraus. “Botanik?”
“Ja.” Tess warf ihm einen Blick zu. “Hat das College nicht auch Kurse darin?”
“Ja, sicher. Aber wenn du dich auf Botanik spezialisieren willst, dann kannst du auch an der Berufsfachschule ein Diplom bekommen.”
Tess strahlte. “Oh, wie wunderbar!”
“Wunderbar?”, Cag fand den Ausdruck nicht ganz passend, doch er war überrascht, wie viel Freude er dabei empfand.
“Möchtest du lernen, wie man mit Pflanzen umgeht?”
“Nicht nur mit Pflanzen”, antwortete sie. “Mit Rosen!”
“Wir haben hinten im Garten Dutzende davon.”
“Nein, nicht nur die altmodischen Rosen. Teerosen. Ich möchte sie veredeln. Ich möchte verschiedene Rosenarten kreuzen.”
Cag schüttelte den Kopf. „Das ist mir zu hoch.”
“Mir ist es auch zu hoch. Deshalb möchte ich es ja gerade lernen.”
“Keinen Ehrgeiz für einen gehobeneren Beruf?”, beharrte er.
“Lehrerin, Rechtsanwältin, Journalistin?”
Tess zögerte und sah ihm prüfend ins harte Gesicht. “Ich habe Freude an Blumen”, antwortete sie schlicht. “Ist daran etwas falsch? Ich meine, sollte ich mir wünschen, etwas anderes zu erlernen?”
Cag wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte.
“Die meisten Frauen möchten es heutzutage.”
“Das stimmt. Aber die meisten Frauen wollen keinen Job, der sie an die Küche und den Haushalt bindet. Sie wollen sich auch nicht mit Gartenbau beschäftigen.” Sie biss sich auf die Lippe.
“Ich weiß nicht, ob ich schlau genug bin für ein Studium.”
“Natürlich bist du dafür intelligent genug. Du musst es nur wollen”,
Weitere Kostenlose Bücher