Dein Laecheln in meiner Daemmerung
wütender. Ich zwang mich zur Ruhe und so waren meine zu Fäusten geballten Hände das einzig sichtbare Anzeichen meiner Emotionen, während mein Gesicht ungerührt blieb.
»Guten Morgen«, grüßte er mich gut gelaunt und stellte das Tablett neben dem Bett auf den Boden. »Hast du gut geschlafen?«
»Zumindest war mein Schlaf besser als mein Wachsein«, erwiderte ich tonlos. »Mag daran liegen, dass eine bestimmte Person in meinem Schlaf zum Glück nicht anwesend war, um mir die Laune zu verderben.«
Er ließ sich nicht anmerken, ob ihn meine zynische Antwort verärgerte. Sein Gesicht blieb vollkommen reglos und er ging auch nicht darauf ein, sondern setzte sich ruhig neben mich auf das Bett. Nicht so nah, dass wir uns berührten, doch immer noch viel zu nah für meinen Geschmack. Seine Nähe war zu verwirrend. Einerseits löste sein Anblick Hass in mir aus, andererseits nährte er meine Sehnsucht nach dem Jungen, dessen Aussehen er nutzte. Wenn doch nur diese Ähnlichkeit mit dem echten Cole nicht so unglaublich wäre. Ich konnte keinen Unterschied erkennen. Selbst die Stimme, die Gesten, alles war Cole. Und doch wieder nicht. Es war zum Verrücktwerden. Das war nicht mein Gefährte neben mir, sondern ein Monster.
»Ich werde dich leider für einige Stunden allein lassen müssen«, sagte er in einem Tonfall, als wären wir wirklich ein eng vertrautes Paar und er würde noch einmal in die Firma fahren, anstatt mit mir einen romantischen Fernsehabend zu verbringen. Ich war immer mehr der Ansicht, dass dieser Typ total durchgeknallt sein musste.
»Ich besorge dir ein paar schöne Sachen zum Anziehen und was du sonst noch so brauchst.«
»Okay«, sagte ich nur, aber ich war aufgeregt. Ein paar Stunden. In den paar Stunden würde ich alles auf den Kopf stellen, in der Hoffnung, meinen Portalbuilder zu finden. Falls ich ihn nicht finden sollte, würde ich in die Sümpfe fliehen. Mein Entschluss war gefasst.
***
»Guten Morgen, mein Schatz«, begrüßte Koveena ihn, als Cole in die Küche trat. »Hast du einigermaßen schlafen können? Du siehst müde aus.«
Cole sah seine Mutter an und ein trauriges Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
»Ich habe sie gesehen«, sagte er leise.
»Sie hat geträumt?«, fragte seine Mutter erfreut und fasste ihn bei den Armen. »Das ist großartig!«
Er nickte.
»Ja, ich habe nicht damit gerechnet, doch sie … sie kam zu mir. Es geht ihr gut. Soweit das unter den gegebenen Umständen möglich ist zumindest. Er hat sie bisher noch nicht … angefasst.«
»Das ist gut«, sagte Koveena erleichtert. »Wir werden sie da rausholen. Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben. Und Faith ist stark.«
»Ich weiß«, sagte Cole fest. »Ich gebe nicht auf. Niemals! Faith gehört zu mir!«
»Möchtest du einen Kaffee?«
»Ja, bitte.«
»Setz dich. Ich bring dir dein Frühstück.«
»Wo ist Dad?«
»Er ist in der Zentrale bei deiner Schwester. Sie versuchen gerade, das Energiemuster des Seekers aus den Aufzeichnungen von der Schule herauszufiltern. Es ist nicht einfach, doch machbar.«
»Was sollte uns sein Energiemuster nutzen?«, wollte Cole wissen. »Wenn wir Faith nicht aufspüren können, dann können wir auch ihn nicht finden.«
»Wenn wir sein Muster haben, dann können wir ihn überwachen, falls er irgendwo wieder auftaucht. Wir könnten ihn verfolgen. Es ist machbar, die Koordinaten mitzuschreiben, wenn wir unmittelbar bei seinem Portalsprung zuschalten.«
Coles Miene erhellte sich.
»Das wäre wunderbar. Doch solange er seinen Arsch nicht von dieser Welt wegbewegt, die noch nicht mal registriert ist, können wir gar nichts tun. Was ist mit den Archiven?«
Koveena seufzte.
»Die Archive haben leider nichts ergeben. Es gibt keine Aufzeichnungen, die genau beschreiben, wie die einzelnen Welten gefunden wurden oder wie man nach ihnen gesucht hat.«
»Ich kann das nicht glauben«, knurrte Cole. »Wie konnten die versäumen, solche wichtigen Details zu notieren?«
»Ich weiß nicht. Aber wir können es nicht mehr ändern, nicht wahr?«
Koveena stellte einen Becher mit duftendem Kaffee vor ihn hin und Cole sog den Geruch mit geschlossenen Augen ein.
»Hmmm«, machte er. »Danke.«
Seine Mutter ging zurück zur Küchenzeile, legte ihm Spiegeleier und Schinken auf einen Teller und servierte ihm sein Frühstück, ehe sie sich ihm gegenüber setzte.
Cole aß sein Frühstück, auch wenn es ihm heute nicht schmecken wollte. Doch er musste bei Kräften bleiben, jederzeit bereit
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