DEIN LETZTER TANZ
dass er total auf mich abfährt, aber was soll ich machen? Ich steh nun mal nicht auf ihn.“
„Weil du auf Max stehst.“
Sie hob die Schultern. „Max ist halt irgendwie anders. Mehr der Typ Junge, auf den ich abfahre. Die normalen Jungs von nebenan haben mich noch nie so gereizt. Aber ich mag Gavin wirklich, nur eben nicht so, wie er es gern hätte.“
„Hast du schon mal überlegt, ob das anders wäre, wenn dir Max nicht begegnet wäre?“
„Ehrlich gesagt noch nicht. Aber ist das nicht auch egal? Oder meinst du, ich hätte mich sonst einfach in Gavin verknallt, obwohl er nicht mein Typ ist?“
„Wer weiß das schon? Ich hab jedenfalls mal die Erfahrung gemacht, dass man sich durchaus in jemanden verlieben kann, auf den man im ersten Moment eigentlich gar nicht steht.“
„Du sprichst von deinem Freund?“
Keisha nickte. „Als ich Corbin kennengelernt habe, war ich eigentlich in einen anderen Jungen verknallt. Aber irgendwann habe ich dann gemerkt, dass Verknalltsein etwas ist, das sehr schnell vorübergehen kann. Und wenn einem das passiert, dann merkt man, dass zwischen Verknalltsein und Liebe ein großer Unterschied besteht. Liebe bedeutet Vertrauen, Zuneigung und noch so viel mehr. Aber eben nicht, nur auf jemanden zu stehen.“
„Ich weiß schon, was du meinst. Aber bei mir ist das anders. Das zwischen Max und mir ist was ganz Besonderes.“
Verträumt schloss Donna die Augen, und schon sah sie Max wieder vor sich. Und als sie am Abend nach der Vorstellung schlafen ging, schlich er sich wieder in ihre Träume.
„Sollen wir nicht auch mitkommen?“, fragten Max und Gavin wie aus einem Munde. Und sogar Clive, der sonst nicht gerade die Hilfsbereitschaft in Person war, bot sich an: „Ich wäre natürlich auch dabei, wenn du möchtest.“ Anscheinend hatte Clive sich seit der Sache mit der Säure zumindest ein wenig zu seinem Vorteil verändert. Hat der Schock etwa Wunder bewirkt?, fragte Donna sich im Stillen.
Laut sagte sie: „Das ist echt super lieb von euch, Leute, aber ich will da nicht gleich mit einer ganzen Armee aufmarschieren.“ Sie hatte den Jungs eben von dem Treffen erzählt, das in einer Woche auf dem Programm stand. „Keisha begleitet mich schon, und das reicht völlig.“
„Aber …“, wollte Max erwidern, doch Donna erstickte seinen Protest im Keim.
„Kein Aber!“, fiel sie ihm ins Wort. „Keisha und ich machen das schon. Die Tatsache, dass wir Mädchen sind, bedeutet schließlich noch lange nicht, dass wir nicht auf uns selbst aufpassen können. Und so spät ist es ja auch gar nicht. Halb zehn ist schließlich nicht mitten in der Nacht!“
Dem hatten dann auch die Jungs nichts mehr hinzuzufügen. Sie nickten, und Donna atmete tief durch. Sie hoffte, dass das Treffen etwas brachte – fragte sich aber gleichzeitig auch, was sie dort erwartete.
Würde sie tatsächlich Bruno wiedersehen?
In den nächsten Tagen schien es zur Erleichterung aller mit dem Zirkus wieder etwas aufwärts zu gehen. Es strömten wieder mehr Besucher in die Vorstellungen, und es gab keine weiteren negativen Schlagzeilen.
Am wichtigsten aber war, dass nichts mehr passierte. Alles lief glatt, ohne dass es zu irgendwelchen Vorfällen kam. Donna fragte sich, ob der Täter, der für all das verantwortlich war, vielleicht aufgegeben hatte oder ob es sich nur um die bekannte Ruhe vor dem Sturm handelte.
Eines Abends – es war ein Tag vor ihrem Treffen mit dem ominösen E-Mail-Schreiber – stand plötzlich nach der Vorstellung Max vor der Tür ihres Wohnwagens.
„Hey“, sagte er. „Hast du vielleicht Lust, noch was zu unternehmen?“
„Keine Ahnung.“ Donna zögerte, aber nur kurz. Sie hatte es sich gerade, bevor Max geklopft hatte, mit einem Buch auf ihrer Couch gemütlich gemacht. Doch jetzt, wo er so vor ihr stand, beide Hände tief in den Hosentaschen vergraben, und sie wieder mal feststellen musste, wie süß er doch aussah, hatte sie nur noch den Wunsch, mit ihm zusammen zu sein. Sie nickte. „Warum eigentlich nicht? Was hast du denn vor?“
Er musste lachen. „Gute Frage, darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch gar keine Gedanken gemacht. Viele Möglichkeiten gibt es hier ja nicht. Das Shack dürfte gleich zumachen, die Pizzeria auch … Wir könnten zum Strand gehen und da ein bisschen quatschen. Was meinst du?“
„Gern. Warte, ich zieh mir nur schnell Jacke und Schuhe an.“
Obwohl die Sonne bereits vor Stunden untergegangen war, war die Luft noch angenehm mild.
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