DEIN LETZTER TANZ
war, dass sie sich ins Internet einwählen konnte.
„Verrätst du mir jetzt vielleicht mal, was du da treibst?“, fragte Keisha stirnrunzelnd. Auf einmal wirkte sie hellwach. „Sag mal, ist irgendwas? Hast du was rausgefunden?“
Während der Rechner online ging, holte Donna die Gummibänder aus ihrer Hosentasche und zeigte sie Keisha. Die zuckte mit den Achseln. „Sollte mir das jetzt irgendwas sagen?“
„Die gehören Gavin.“
„Na und?“
„Du erinnerst dich noch, dass ich gestern Abend dachte, ich hätte jemanden im Zirkuszelt bemerkt.“ Als Keisha nickte, fuhr sie fort. „Ich habe diese Gummibänder dort gefunden. Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Zusammenhang erkannt habe, aber jetzt bin ich ganz sicher: Sie gehören Gavin. Er hat mir mal einen Zaubertrick damit vorgeführt. Ich erinnere mich vor allem deshalb an die Bänder, weil sie blau und nicht, wie sonst üblich, rot sind.“
„Und du meinst, Gavin hat uns gestern belauscht und diese Teile dann da verloren? Hör mal, das kann natürlich sein, aber genauso gut kann er sie schon vor Tagen an der Stelle verloren haben, an der du sie gefunden hast. Also, wenn du mich fragst, ist das kein Beweis dafür, dass er in der Sache irgendwie mit drinsteckt.“
Donna nickte. „Ich weiß, und ich hoffe ja auch, dass ich mit meinem Verdacht falschliege. Um ehrlich zu sein, kann ich mir das eigentlich gar nicht vorstellen. Gavin ist einfach zu nett für so was. Aber ich muss eben auf Nummer sicher gehen.“ Keishas Notebook war inzwischen online, und Donna tippte Gavins Namen in die Suchmaschine. „So, Gavin, jetzt lass uns mal schauen, was wir so über dich finden können.“
Das Ergebnis war mehr als mager. Es gab lediglich zwei Treffer. Einer betraf einen etwa fünfzigjährigen Lehrer aus San Antonio, Texas, und bei dem zweiten Gavin Grey handelte es sich um einen Jungen, der soeben in die Vorschule gekommen war.
Absolute Fehlanzeige.
„Und was jetzt?“
Donna überlegte hin und her, aber ihr fiel einfach nichts ein. Wie sollte sie an Informationen über Gavin kommen? Sie wusste so gut wie nichts über ihn. „Außer …“, dachte sie laut.
„Außer – was?“
„Na ja, mir ist gerade eingefallen, was mir Max über Gavin und Clive erzählt hat. Die beiden sollen aus einer Kleinstadt hier in der Nähe stammen. Marlowe oder so ähnlich.“
„Ach, du meinst sicher Marley“, sagte Keisha. „Der Ort ist etwas größer als Deadman’s. Sie haben dort sogar ein Autokino, ein kleines Einkaufzentrum und eine eigene Highschool.“
„Was meinst du, ob Gavin und Clive dort auch zur Schule gegangen sind?“
Ihre Freundin hob die Schultern. „Klar, ich schätze schon. Die meisten Kids aus der näheren Umgebung gehen an die Jefferson High.“
Auf einmal war Donna ganz aufgeregt. Sie hatte eine Idee, die sie vielleicht weiterbringen könnte. Anstelle von Gavins Namen gab sie den Namen seiner Highschool in die Internet-Suchmaschine ein. Hier gab es direkt ein paar mehr Treffer, doch Donna interessierte sich vor allem für die offizielle Seite der Schule.
Dort wurde sie dann auch fündig.
„Ja!“, stieß sie triumphierend aus. „Hab ich’s doch gewusst.“
„Erklärst du mir vielleicht mal, was du da eigentlich machst? Ich versteh nur Bahnhof.“
„Schau mal“, sagte Donna, klickte mit der Maus auf einen Link und wartete, bis die damit verbundene Seite geöffnet wurde.
„Eine Jahrbuchübersicht?“
„Verstehst du immer noch nicht? Mensch, wir können uns ja so ungefähr ausrechnen, in welcher Klasse Gavin und Clive waren. Dann müssen wir uns nur noch das entsprechende Jahrbuch ansehen und dort nach seinem Bild suchen.“
„Nicht schlecht. Aber was soll das bringen?“
„Na, wenn wir wirklich wissen, dass er auf der Jefferson High zur Schule gegangen ist, dann können wir uns dort nach ihm umhören. Es ist ja noch nicht so lange her, dass er seinen Abschluss gemacht hat. Bestimmt kennen ihn viele Lehrer und Schüler noch. Und bei der Gelegenheit können wir auch gleich mal Clive auf den Zahn fühlen. Wenn ich ehrlich bin, verdächtige ich immer noch eher ihn als Gavin. Zwar hat Clive mir nie was getan, aber er war mir von Anfang an unsympathisch und manchmal sogar ein bisschen unheimlich.“
„Du hältst es also tatsächlich für möglich, dass einer von den beiden hinter den Anschlägen auf den Zirkus steckt?“
Donna hob die Schultern. „Keine Ahnung. Aber wenn das, was Brunos Anwalt uns gesagt hat, wirklich stimmt,
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