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weiteren Cousin aus Isfahan, ihn zu begleiten. Der andere Cousin erwies sich nicht als besonders anfällig für die neue Lehre. Zwar nahm er an den Versammlungen der Bahais teil, aber wenn es Zeit wurde, ging er in den Waschraum, um sich rituell zu reinigen, und stellte sich anschlieÃend in eine Ecke des Gemeindesaals, um sein muslimisches Gebet zu verrichten. GroÃvater hingegen stand nicht so fest im eigenen Glauben. Er verschweigt nicht, daà besonders einer der Prediger ihn beeindruckte, ein alter Mann namens Mirza NaÃm, der oft vor Ergriffenheit weinte. GroÃvater nennt ihn noch immer scharif , »edel«, und bozorg , »groë.Mirza NaÃm schien nichts anderes zu tun, als sich von morgens bis abends um die Seelen seiner Besucher zu sorgen und die alsbaldige Versöhnung der Menschheit anzukündigen. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs setzte seiner Vision ein jähes Ende. Auch manche Bahais aus der Amerikanischen Schule wandten sich danach von ihrer Religion ab. Ob GroÃvaters Kinder ohne den Ersten Weltkrieg als Bahais geboren worden wären? Dann würde ich dem Ersten Weltkrieg meine Existenz verdanken, denn die Tochter eines Apostaten hätte mein Vater bestimmt nicht geheiratet. Daran hat keine der kriegführenden Parteien gedacht. Dienstag, der 24. Juli 2007, 11:55 Uhr. Zur Zeit probieren die Kardiologen, die Herz-Lungen-Maschine herunterzufahren; sofern Herz und Lunge ihren Dienst auch ohne Maschine verrichten, erwecken die Kardiologen den Vater, so daà er morgen ansprechbar wäre, wenn der Jüngste wieder an Katzenfurt vorbeigefahren ist, aber das ist wieder nur eine Hoffnung. Der Enkel ist heute nicht zum Vater gefahren, weil schon die drei Brüder das Herzzentrum besuchen, also auch der Ophthalmologe auf Krücken, der in Amerika selbst beinah gestorben oder amputiert worden wäre, davon müÃte der Jüngste noch berichten, und es von den vier Söhnen am schwersten hat, weil er zu Hause bleiben muà und nicht einmal auf und ab gehen kann beim Warten. Die Familie hält, die Mutter, die vier Söhne; ab und zu hört der Jüngste dunkel die schweren Ketten, die nie in Gefahr sind zu reiÃen. Die Familie ist das wichtigste, sagte er auch der Frau, durch nichts zu ersetzen, das einzige, worauf man sich verlassen könne auÃer vielleicht noch auf die zwei, drei besten Freundschaften; alles andere, was uns der Individualismus als Fortschritt verkaufe, all die Lebensgemeinschaften und sogenannten Netzwerke, das Wort verrate sich selbst, seien dünne Schnüre gegen die Familienbande, die Klumpen gemeinsamen Blutes, so reaktionär denkt er daher, wie der späte Karl Otto Hondrich oder der jetzige Papst, und weiÃ, daà es stimmt, würde jedenfalls nicht aufs Gegenteil vertrauen und will sich die Familie nie mehr von den Priestern des Individualismus verketzern lassen wie vor Jahren, als die Therapie damit endete, daà die Frau aus der Wohnung zog. Die Eltern zum Beispiel wären früher das Paradebeispiel einer Ehe gewesen, von der AuÃenstehende meinen könnten, daà sie nur durch die Tradition und die Kinder zusammengehalten wird, eigentlich nur durchs Dogma, daà man sich nun einmal nicht trennt. Aber hätten die Eltern aufgehört, miteinander zu atmen, wären sie beide längst tot oder vereinsamt und funktionierte auch der Verbund der vier Söhne nicht, die dann Scheidungskinder wären, was im Individualismus offenbar niemals ein Hinderungsgrund sein darf, weil Kinder nicht das eigene Individuum sind und die gröÃte unter allen Sünden das Opfer. Es hängt nicht an der Nationalität, wie er an den beiden Deutschen unter seinen Schwägerinnen feststellt, eher an der Selbstverständlichkeit, die sie der Familie zuschreiben, auch ihr Verhältnis zu den eigenen Eltern. Die Mutter meinte etwas, das ganz falsch, aber auch ganz richtig war: Eure Gebete, sie meinte die vier Söhne, eure Gebete wird Gott hören, weil ihr hier aufgewachsen seid und eure Herzen rein sind, nicht so wie unsere Herzen, sie meinte die iranischen Iraner â ob ihrer Generation oder generell, das hörte der Jüngste nicht heraus. Es ist natürlich falsch, weil die Herzen der Söhne oder mindestens des Jüngsten, das er besser beurteilen kann als der Chefarzt die Herzen seiner Patienten, also mindestens das Herz des Jüngsten nicht rein ist; aber recht hat die Mutter darin, daà die Söhne
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