Dein Name
langen, glatten Haare dunkelblond, im hellen Gesicht die markanten Wangenknochen wie von Botticelli, blitzendgrüne Augen, nein, eigentlich noch viel schöner als bei ihrer Hochzeit, denn damals war sie für ihn noch unbestimmt oder sagen wir schwer zu durchdringen wie auf einem fünfhundertjährigen Gemälde. Jetzt hatte sie einen eigenen Kopf, der selten so war, wie GroÃvater ihn sich wünschte. Noch seltener fand er einen Grund, mit ihr zu streiten. Alles, was einer Ehefrau jener Zeit und sozialen Verhältnisse aufgetragen war, erfüllte sie gleichsam mit links, die Erziehung der Kinder, die Verwaltung des groÃen Hauses mitsamt dem Garten, der Umgang mit dem Dienstpersonal, die Betreuung der auswärtigen Verwandten und ebenso der Bauern, die zu Besuch waren, die Organisation der vielen Geselligkeiten und der Sommer in Tschamtaghi. »Sent: 20-Sept-2008 12:16:58 lieber freund â wie es dir wohl geht?eure treuen gedanken helfen mir, âaus ihnen wächst das vertrauen, das mir nun den halt gibt, weiter zu wachsen,so lange ich es,hier zu sein darf.am montag soll vielleicht die chemo beginnen âda ich sehr dünn und schwach,auch zu tel zu müde,ist es nicht sicher.meine familie ist um mich u die kinder âich denke so gerne an dich âdenke ich hätte damals in meinem alexandra bleiben sollen.die sehnsucht sind die zinnen des orients.sein lachen u weinen und seine stimmen u dürfte â¦die augen vor allem â¦grüÃe u umarme deine kinder, grüÃe von herzen deine frau u.sei aus tiefer verbundenheit.gegrüÃt.« Obzwar er durchaus Stiche der Eifersucht verspürte, des Neids, der Unsicherheit, konnte er ihr nicht böse sein, daà sie laut zu lachen verstand, die Ramadannächte zum Ausgehen nutzte und die Freitage lieber mit ihren Schwestern bei Onkel Oberstleutnant verbrachte, wo Musik gespielt wurde und getanzt und seinetwegen auch getrunken, sie selbst trank ja nicht mit und lieà es, das war ihm wichtig, an Frömmigkeit nicht fehlen. Nein, ihre Lebenslust konnte er einer jungen Frau wirklich nicht zum Vorwurf machen, im Gegenteil: Froh konnte er sein, daà sie klaglos den Trübsinn ertrug, den er aus ihrer Sicht verbreiten muÃte (doch damals in Teheran, bevor er sich die Beine brach, schien alles leicht). Zwar ging aus seiner Sicht manches an ihrem Glauben in den Aberglauben über wie ihre ständigen Gelübde und verschlief sie manches Frühgebet, was er durchaus tadelte, doch übertraf sie ihn im Eifer, mit dem sie das wichtigste Gebot einhielt, den Dienst am Nächsten. Ebendieses Scholleh zard , mit dem Gott eigentlich nicht zu bezirzen war, führte ihm ihre beinah schon komische Wohltätigkeit vor Augen, die Gott dann doch gefallen muÃte. Wenn sie es nur für die Verwandten und die Armen der Nachbarschaft zubereitet hätte, wären es schon mehr Töpfe gewesen, als sie besaÃ; aber GroÃmutter muÃte unbedingt die halbe Stadt versorgen, mindestens alle Bedürftigen. So hatte sie es sich in den Kopf gesetzt, und bei der fünften Geburt sparte GroÃvater sich die Einwände längst. Allein an Reis muÃten acht, neun Säcke herbeigeschafft werden, dazu kiloweise Zucker, Mandelsplitter, Safran und viele Liter kostbaren Rosenwassers, das aus welchem Grund auch immer â wieder dieser Aberglaube â an Aschura und nur an Aschura aufgekocht worden sein muÃte, dem Todestag des Imam Hossein. Bis zum Mittag köchelte das Scholleh zard unter bedächtigem Umrühren, das GroÃmutter keinem der Bediensteten zutraute, bis es exakt! die richtige Konsistenz hatte, noch weich genug, um darin mit leichter Hand den Löffel zu bewegen, aber auch nicht wäÃrig wie Suppe. Danach lieà sie sich von Mohammad Hassan helfen, das Scholleh zard zum Abkühlen auf Hunderte kleiner und groÃer Schüsseln zu verteilen, die Mah Soltan und Habibeh Soltan auf dem Boden der Eingangshalle aufgereiht hatten. Wenn es exakt! die richtige Temperatur hatte, ein wenig mehr als Zimmertemperatur, strich GroÃmutter auf jede Schüssel etwas heiÃes Ãl und streute sorgfältig die Gewürze, Zimt vor allem. Zum Abschluà kreierte sie mit Pistazienstreuseln hübsche Muster auf jeder Schüssel. Auf die gröÃten Schüssel schrieb sie den Namen des Kindes, den modernen Namen wohlgemerkt; den standesamtlichen kannte sie wie gesagt noch nicht und sollte sie lebenslang
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