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die Erotik jenseits des Mittelmeeres. Der in Fachkreisen weltberühmte und vielfach dekorierte Sinologe hatte sich als kleiner rundlicher, weiÃbärtiger Schalk herausgestellt, der mit seiner schwarzen Jeans, dem schwarzen T- Shirt und der schwarzen Weste auch als Roadie einer Rockband durchginge. Der Indologe hingegen war ein vergeistigter, freundlicher und nicht besonders glücklich wirkender Feldforscher des östlichen oder westlichen Himalaja, der wegen der schlechtbezahlten Anstellung in Schweden fern von seiner Familie lebt. In der Tür zum Zimmer, in dem er chinesische Schundliteratur sammelt, schimpfte der Sinologe auf die Inder, die das Sexuelle auf Mechanik reduzierten, was der Indologe mit neuesten Untersuchungen, Lesefrüchten und Eindrücken von der Feldforschung zu widerlegen suchte. Feldforschung? wollte es der Orientalist genau wissen. Gerühmt wurden â selten genug in diesen Tagen â die Orientalen, deren Kopulation heute noch, so zitierte der Sinologe eine wissenschaftliche Statistik, durchschnittlich über vierzig Minuten dauere, während Europäer schon zwischen sieben und acht Minuten die Segel strichen, wenngleich der Orientalist unter den drei Experten rundherum bestritt, daà ein Orientale Fragen zu seiner Kopulation ehrlich beantworte. Vom Lehrer Mao Tse-Tungs, dessen Photo mit Widmung in einem der anderen Arbeitszimmer des ersten Stockwerks hing, hatte der Sinologe erfahren, was für ein Flegel der GroÃe Führer war: erhob sich nicht einmal aus dem Bett, wenn sein eigener Lehrer das Zimmer betrat. â Und liegen Daten vor, wie der GroÃe Führer im Bett war? An der gegenüberliegenden Wand hingen drei vergilbte Farbphotos einer jungen Frau mit dunklem Pferdeschwanz, die nackt Cello spielt. â Das ist meine Frau, rief der Sinologe vergnügt, der bemerkt hatte, daà der Blick des Orientalisten wieder zu den Photos glitt. Wenig später, neben der weiÃhaarigen Frau des Sinologen, die still am EÃtisch saÃ, dachte der Orientalist mit stillem Vergnügen an die drei Farbphotos. Ihm hätten die Photos ebenfalls gefallen, sagte der Indologe, als sie spät am Abend das Haus verlieÃen. Leider wird seine Frau ihn mit neuesten Untersuchungen, Lesefrüchten und Eindrücken von der Feldforschung widerlegen, wenn der Orientalist dafür plädiert, dem Rat der Wissenschaft zu folgen. Und die Redaktionskonferenz wird von der Neuen Monogamie auch nichts wissen wollen.
Der Bildhauer bat, nach München zu kommen. Mit langen Pausen zwischen den Sätzen, aber fester Stimme hinterlieà er am Freitag, während der Freund mit Frau und Tochter in Köln, am See den Sommer verabschiedete, eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Der Bildhauer hinterlieà auch die Tage, an denen er den Freund gebrauchen kann. Hierin verstand ihn der Freund allerdings falsch, nahm an, am Mittwoch erwünscht zu sein, wenn die zweite Chemotherapie beginnt, und überlegte schon, wie er es organisiert, ob er von der Staatskonferenz direkt nach München fliegt oder erst am nächsten Morgen. Das Nachrichtenjournal des ersten Kanals, das ihn nach Berlin begleiten wird, bittet ihn, etwas mitzunehmen, was ihn gerade beschäftigt, seinen letzten Roman, ein neues Manuskript, die Ankündigung einer Lesung am gleichen Abend oder etwas Ãhnliches. Er selbst hatte die Bedingung gestellt, nicht als Berufsbeter dargestellt zu werden. Was hätten Sie heute getan, wenn Sie nicht den Islam verträten? wird das Nachrichtenjournal des ersten Kanals also fragen, wenn es den Freund sagen wir zehn Millionen Deutschen als Muslim der Herzen präsentiert. Wenn er Mut hat, wird er sagen, daà er die Gnädige Frau besucht hätte, die Krebs hat, und sagen wir zehn Millionen Deutschen zu erklären versuchen, warum sie einzigartig ist. Als er den Bildhauer am Samstag vormittag erreichte, stellte sich heraus, daà sie während der Chemotherapie ohnehin keinen Besuch empfangen und er danach den Freund gebrauchen könne. Ohne Kalender rechneten sie aus, daà die Gnädige Frau voraussichtlich am kommenden Samstag oder Sonntag nach Hause zurückkehren wird. Der Freund wird den Zug nehmen, um nicht fest buchen zu müssen; wer weiÃ, ob sie nicht wieder so heftig auf die Chemotherapie reagiert. Ãberraschend ist nicht, daà er die Gnädige Frau besuchen soll. Ãberraschend ist, daà der Bildhauer um Hilfe gebeten hat, um Hilfe
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