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vielleicht doch nicht zu berichten getraut haben. Nun würde mich interessieren, was wir Ihrer Ansicht nach tun könnten, um unsere Lage zu verbessern? Nein, nicht, was wir tun können â mich würde interessieren, was ich persönlich tun kann.« Der GroÃajatollah, ein Greis mit schwarzem Turban und würdevollem weiÃen Bart, blickt dem Gläubigen ratsuchend in die Augen. »Dieser Sklave ist zu unwürdig und zu ungebildet, um in der Anwesenheit eines solch hochstehenden Gelehrten eine Meinung zu äuÃern«, senkt der Gläubige wieder den Kopf: »Ich bedauere bereits, Euer Ehrwürden mit meinem albernen Reisebericht nicht nur die Zeit gestohlen, sondern Sie auch noch betrübt zu haben.« GroÃajatollah Milani läÃt nicht locker und zitiert auf arabisch Sure 13,11: »Gott ändert an einem Volke nichts, ehe sie nicht ändern, was an ihnen ist.«. Der Gläubige bekräftigt noch zwei-, dreimal, ein Sklave, ein Wurm, ein Niemand zu sein, bevor er tief Luft holt und einen Vorschlag unterbreitet: »Euer Ehrwürden könnten Stipendien vergeben, damit Ihre Schüler und andere muslimische Gelehrte das Land der Franken bereisen, wo sie Bedeutsameres lernten als in den islamischen Ländern.« Daran habe er auch schon gedacht, überrascht GroÃajatollah Milani den Gläubigen: Um seinen Seminaristen und ebenso höherrangigen Geistlichen einen Aufenthalt im Land der Franken zu ermöglichen, habe er ein Stipendienprogramm entworfen, dessen Finanzierung allerdings noch ungeklärt sei. »Ich habe noch einen weitergehenden Vorschlag«, nimmt der Gläubige all seinen Mut zusammen, »doch fürchte ich, ihn zu unterbreiten, da Euer Ehrwürden nicht erfreut sein werden und Sie sich Gott verhüte sogar ärgern könnten.« GroÃajatollah Milani lächelt den Gläubigen nachsichtig an, der fast genauso alt ist, aber aufgeregt wie ein Seminarist in der Prüfung: »Reden Sie nicht herum und sagen Sie endlich, was Sie zu sagen haben. Ich scheine ja sehr gebrechlich auf Sie zu wirken, dennoch darf ich Ihnen versichern, verehrter Herr, daà mich Ihr Vorschlag schon nicht umbringen wird.« »Euer Ehrwürden, ich flehe Sie an, bitte erklären Sie es für alle Muslime, die vierzig Jahre oder älter sind, zur religiösen Pflicht, ins Land der Franken zu reisen.« »Sie meinen, so wie die Pilgerfahrt?« »Ja, so wichtig es für Muslime immer war und sein wird, nach Mekka zu pilgern, so wichtig ist es heute für sie, von den Franken zu lernen.« »Mein lieber Herr, Sie können doch nicht allen Ernstes von mir verlangen, eine solche Neuerung im islamischen Recht einzuführen.« »Ich bitte Euer Ehrwürden vielmals um Verzeihung, aber bedenken Sie, daà diese Regelung nur für Muslime über vierzig Jahre gälte. Und natürlich â¦Â« â da beendet der Ruf des Muezzins die Audienz. Der Gläubige, der aus dem Land der Franken zurückgekehrt ist, küÃt die Hand GroÃajatollah Milanis, erhebt sich ächzend und verläÃt das kleine Zimmer, um sich nach der rituellen Reinigung unter die Gläubigen im Erdgeschoà zum Gebet einzureihen.
Seit Das Martyrium der heiligen Ursula restauriert wurde, sind die Gesichter gut zu erkennen und ist vor Ursulas Bauch eine Hand aufgetaucht, die das Unglück vergeblich abzuwehren versucht, die rechte Hand eines Soldaten, der seit der Restaurierung auÃerdem einen rötlichen Hut und in der linken Hand eine Lanze hält, so daà er überhaupt als Soldat, als doch wohl feindlicher heidnischer Soldat zu identifizieren ist, der den Mord dennoch zu verhindern versucht. Seit es restauriert wurde, ist das Martyrium wieder ein Unglück für alle Beteiligten mit Ausnahme vielleicht für Ursula selbst, die sich den Pfeil wie ein Amulett anschaut oder wie einen Gast. Sie ist das genaue Gegenteil des Kölner Goldlöckchens, Pausbäckchens, Stupsnäschens und Schmollmündchens, eine ganz weltliche Erscheinung, die die Frage nicht der Einbildung überläÃt, warum Könige, Königinnen und Königssöhne in ganz Europa, der Papst und viele Bischöfe ihr erlagen und sich elftausend Jungfrauen ihr anschlossen, die zusammenfuhren und sich wieder trennten, um noch einmal den sprechenden Wortlaut der Ãberlieferung anzuführen, sich in wohlgemerkt jeder Art von Spielen übten und nichts, aber auch gar nichts
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