Dein Name
Hammerschlag. Macht alles verlieren und Gott genügen. Die groÃen braunen Augen schauten mich an, als hätte der viel kleinere Mund anfangs noch wie Halladsch gerufen, rettet mich, Leute, rettet mich vor Ihm. Das hat sie auch, Hilfe gerufen, anfangs, als sie es erfuhr, ich bin mir sicher. Frohe Botschaft! röhrten die Könige und brachten Geschenke, aber ich bin mir sicher, daà sie alles war, nur nicht froh. Sie trug es, ertrug es, wie die Heiligen es tragen, das macht sie schlieÃlich dazu, nicht die Auszeichnung, sondern sie aushalten zu können. Zur Staatsfeindin geworden über Nacht, floh sie, übernachtete in Scheunen, in Kellern und zur Not in der Wildnis, die vor zweitausend Jahren noch eine war, immer das Kind bei sich, immer die Sorge, die nicht dadurch gröÃer oder kleiner wurde, ob sie im Arm einen oder den Sohn Gottes hielt. Die Sorge war es jeder Mutter. Später stand sie daneben, als man den Sohn ins Gesicht schlug, mit der Peitsche durch die spuckende Menge trieb, sah ihn das Kreuz tragen, auf das man ihn mit Nägeln befestigte, sah es mit ihm aufgerichtet werden und die Leute johlen. Vielleicht blickte der Sohn nicht nur in den Himmel und fragte, warum Gott ihn verlassen habe. Bestimmt blickte er aus der Höhe, in der ihn die Menschen ausstellten, auch nach unten zu seiner Mutter. Zeigt das Bild sie davor oder danach? Bestimmt gibt es in der Ikonenmalerei ein Gesetz, das meine Frage beantwortet. Der katholische Freund schreibt, als sei es selbstverständlich, daà dieser Blick gesehen hatte, wie der Sohn, ihr Sohn, in Armeslänge vor ihr zu Tode gemartert wurde. Andererseits scheint die Jungfrau nicht in dem Alter, in dem sie bereits um ihr ausgewachsenes Kind trauern könnte. Mit dem dünnen, wie durchgedrückten Nasenbein und den groÃen, beinah runden Wangen ist sie übrigens sehr schön, nicht eine römische Hure wie bei Caravaggio oder eine französische Gräfin wie bei Raffael, sondern eindeutig orientalisch. Nein, sie ist noch jung und hat doch schon erfahren, was es bedeutet, von Gott aus- und heimgesucht worden zu sein, glaubt zumindest, es erfahren zu haben, kennt schon den Schmerz und ahnt, mehr noch: weiÃ, daà der Schmerz sich ins UnermeÃliche noch steigert. Nur das UnermeÃliche selbst hat selbst diese Jungfrau nicht gesehen. Würde man es zeigen, wäre es keine Ikone mehr. Die Leute würden weglaufen vor Angst. Wenn es eins ist, wäre das Wunder der katholischen Kirche, daà sie es nicht tun, daà sie nicht wegrennen. Aus mir unerklärlichen Gründen zelebrieren sie gerade das AbstoÃendste, das zugegeben das Wahrhaftigste sein mag, aus Sadismus, wenn man es böse deutete, oder Wirklichkeitssinn, was es hoffentlich ist. Nur Maria halten sich die Katholiken rein, und das begreife ich so gut. Sie malen sich schöne Madonnen, um sich zu trösten, weil es ohne Trost nicht geht, kaufen für fünfzig Cent Bilder eines makellosen Gesichts. Jungfräulichkeit bedeutet für mich nichts anderes: rein â und damit immanent gesprochen: gereinigt â von der Erfahrung.
GroÃajatollah Seyyed Mohammad Hadi Milani war der höchste religiöse Führer, der Mohammad Mossadegh weiterhin unterstützte, als der umtriebige Ajatollah Kaschani sich auf die Seite des Schahs schlug und die anderen GroÃajatollahs dazu wohlwollend schwiegen. Nach dem Putsch schützte sein theologischer Rang Milani vor der Verhaftung, doch wurden seine Besucher kontrolliert und seine Anhänger immer wieder verfolgt. GroÃonkel Hassan weigerte sich daher, GroÃvater zum GroÃajatollah zu fahren. Der GroÃonkel hatte Angst, daà der SAVAK das Nummernschild notieren würde, und setzte seinen älteren Bruder eine StraÃenecke entfernt ab. Abbringen lieà GroÃvater sich nicht, so eindringlich ihn GroÃonkel Hassan davor warnte, wenn nicht an Ort und Stelle, dann spätestens in der Nacht verhaftet zu werden. Zwei Tage zuvor gelandet, hatte er sich in den Kopf gesetzt, seine Frage nicht mehr dieser oder jener, sondern noch vor der Heimkehr nach Isfahan der höchsten theologischen Autorität vorzulegen. Milani war der Geistliche, dem GroÃvater »nachahmte«, wie es auf arabisch und persisch heiÃt. Bei den Schiiten sucht sich jeder Gläubige den Schriftgelehrten aus, dem er folgt und dem er seinen choms anvertraut, den Fünften, denSchiiten zusätzlich zur Armensteuer zakât
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