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den Boden gekauft hatten, nicht zurückzuzahlen; schlimmer noch, mit der Aussicht, den Ertrag zu steigern und damit die Schulden zu begleichen, schwatzten ihnen gewitzte Vertreter Maschinen und chemische Dünger auf, für die sie neue Schulden aufnahmen. Doch die neuen Höfe, die überall entstanden, waren zu klein, um eine Familie zu ernähren, geschweige denn einen Ãberschuà zu erwirtschaften, mit dem die Kredite zurückgezahlt werden konnten. Während die Betriebskosten von Jahr zu Jahr stiegen, sanken die Preise, weil Getreide, Reis, Zucker, Obst, Mais und andere subventionierte Erzeugnisse aus den Vereinigten Staaten den Markt überschwemmten wie heute die halbe Welt (nur daà heute die Ãberschüsse der Europäischen Union hinzukommen). Aus den gleichen Gründen wie heute in Indien sahen sich die meisten iranischen Kleinbauern bald schon gezwungen, ihren Boden billig an ehemalige GroÃgrundbesitzer, Agrarkonzerne oder Fabriken zu verkaufen, so daà die einzelnen Güter Anfang der siebziger Jahre im Durchschnitt noch weit gröÃer waren als vor der Bodenreform, die doch eine gerechtere Verteilung des Landes bewirken sollte. Noch dazu hatten viele der neuen Eigentümer kein Interesse, den Boden zu bewirtschaften, da sie mit den Importeuren kaum konkurrieren konnten, wenn sie nicht selbst die Importeure waren, die mit dem Ankauf ganzer Landstriche die heimische Konkurrenz aus dem Weg räumten. Sie widmeten den Boden zum Baugrund um, zerstörten ihn innerhalb weniger Jahre durch Monukulturen oder lieÃen ihn brachliegen. Iran, das sich bis zur Bodenreform von 1963 noch selbst versorgte, führte zehn Jahre später achtzig Prozent seiner Nahrungsmittel aus dem Ausland ein, vor allem aus den Vereinigten Staaten. »Was so schön WeiÃe Revolution genannt wird«, hatte als einer der ersten ein vergleichsweise junger, noch wenig bekannter Ajatollah aus Ghom gewarnt, »ist nichts anderes als ein amerikanischer Plan, der dazu erdacht wurde, unsere Landwirtschaft zu zerstören, unser ganzes Land in einen Absatzmarkt für amerikanische Lebensmittel zu verwandeln und unsere Bauern zu billigen Arbeitskräften zu machen.« Der Ajatollah hieà Ruhollah Mussawi Chomeini. Die gewaltige Landflucht, die Ende der sechziger Jahre einsetzte, schuf ein neues Proletariat, entwurzelt, gröÃtenteils ohne jede Schulbildung, aller Illusionen beraubt, das 1978 den gröÃten Teil der revolutionären Massen bildete. In seinem Rollstuhl schloà GroÃvater sich ihnen an.
Als er sein Leben beschreibt, arbeiten manchmal zwei, manchmal drei Bauern auf Lohnbasis für den Gutsherrn. Für die Obstplantagen reicht es, für ein wenig Getreideanbau, aber man könnte mehr daraus machen, wenn er Arbeiter fände, man könnte den Boden unter den Bäumen nutzen, wenn man ihn von Dornen befreite. Wasser hat es genug, aber allein schon das Grundstück zu sichern, indem nachts jemand in Tschamtaghi schläft, kostet mehr, als der Boden derzeit einbringt. Der Gutsherr ist alt, zweiundachtzig, dreiundachtzig Jahre, er kann sich nicht mehr um alles kümmern, und die Söhne haben Wichtigeres zu tun. So oft und so lang es geht, übernachtet er selbst in Tschamtaghi, als sei das Grundstück damit gesichert, sieht zu, daà die Bäume gepflegt, das Obst gepflückt, die Pistazien und Mandeln geerntet, die Ãcker bestellt werden, packt mit an, obschon immer häufiger nur symbolisch, und mutet sich von Jahr zu Jahr mehr zu, als sein Körper verkraftet, obwohl es von Jahr zu Jahr weniger ist, bleibt den Winter über auf dem Hof, wenn es friert, ist allein, wenn er Hilfe brauchte, kommt nicht zur Apotheke, wenn er krank liegt. Aufhören, das Grundstück verkaufen, kann der Gutsherr nicht, wird er nie können. Jeder Schriftsteller und jeder Künstler genieÃe es doch, die Früchte seiner Arbeit zu sehen, schreibt er. Jedesmal freut er sich und ist auch stolz, wenn jemand Tschamtaghi besucht, ob nun die Familie oder Fremde, ob aus Isfahan oder dem Ausland. Ja, regelmäÃig kommen Ausländer, meistens Amerikaner, die für eine der Waffenfabriken, das Militär oder einen Agrarkonzern arbeiten, manchmal auch Russen, die im Metallwerk von Isfahan beschäftigt sind; zweimal brachte sein Enkel, der älteste Sohn der ältesten Tochter, junge Deutsche mit. Die Russen und Amerikaner schneien in Gruppen von acht oder zehn ein, zum
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