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überschritten werde; gewià sei die Marklosigkeit â Marklosigkeit? â nicht in solchem Ausmaà vorgesehen gewesen; gewià habe sich die Prognose nicht vergünstigt. Wann immer der Freund aus Köln zuletzt mit der Gnädigen Frau sprach â nenn mich nicht immer Gnädige Frau â, hatte er den Eindruck, es sei ihr lieber, sie später zu besuchen, wenn sie sich etwas erholt habe, nicht in dieser Lage. Der Bildhauer dagegen lieà keinen Zweifel, daà er jetzt jemanden braucht, auch wenn er die Bitte nicht aussprach, im Gegenteil einwandte, dem Freund aber nichts kochen zu können. Der Freund kann frühestens Montag fahren, weil am Wochenende der Besuch bei seinem Koranlehrer aus Kairo ansteht, der im holländischen Exil lebt; die Frau bemerkte zu Recht, daà sie ihm nicht wieder absagen könnten, immerhin sei auch er krank gewesen, als sei das eine Auszeichnung. Erstmals hat der Freund überlegt, etwas zu streichen, den letzten Absatz. Die Möglichkeit billigte er sich nach einigem Abwägen zu, sofern er es vermerkt. Unzufriedenheit allein ist jedoch kein Grund. Gerade das MiÃlungene darf er nicht verbergen, insofern es objektiv ist. Als Konsequenz seiner Unzufriedenheit mit dem letzten Absatz kritzelte er in Kafkas Tagebücher , die er auf der Rückfahrt von Paris las, was er sich für diesen Absatz vorgenommen hatte, einen Ablauf der Themen, Punkt für Punkt, wie auf einer Tagesordnung, die erst der Anruf aus München durchkreuzt hat, dann eine zweite Nachricht, die der Freund in Köln kaum auszusprechen wagt. Begonnen hätte er den Absatz, den er in Kafkas Tagebüchern entwarf, mit einer Bemerkung zu Sebastian Haffner, dessen Deutsches Leben er für den Vortrag beim Präsidenten gelesen hatte. Ich hatte das Photo des alten Haffners vor Augen, der abweisend, ja überheblich in die Linse schaut, die Brauen weit hoch, die Mundwinkel weit heruntergezogen. Um so mehr erstaunte es mich, einem Ich zu folgen, das nicht älter klang als ich selbst und genausowenig gelassen. Was Haffner über Frauen schreibt und über seine Verliebtheiten, hat exakt den Ton eines Mannes von fünfunddreiÃig, vierzig Jahren, der seine Erfahrungen gemacht, aber noch keine Schlüsse daraus zu ziehen vermocht hat. Ach, jetzt, wo er schon soweit ist, führt der Freund in Köln den Plan, den er sich für diesen Absatz gemacht, rasch aus, bevor er festhält, was ebenso bedeutend ist wie der Anruf aus München. Daà er im Büro übernachtet, hat er bereits angemeldet, und den Vortrag beim Präsidenten muà er ohnehin schreiben, das eine kann er mit dem anderen verbinden, wie alles andere auch, seit er In Frieden angefangen hat, wie er den Roman seit drei Absätzen nennt, den ich schreibe. Der Präsident mag noch so oft ein normales, ein gelassenes Verhältnis zu Deutschland fordern â Deutschlands Dichter zeichneten sich gerade durch ihr verkrampftes Verhältnis zu Deutschland aus. Sie sind groÃe Deutsche, obwohl oder gerade weil sie mit Deutschland haderten. Anders gesagt: Stolz darf Deutschland auf jene sein, die nicht stolz waren auf Deutschland. »Der Sportclub-Nationalismus, das bombastische nationale Eigenlob im âºMeistersinger-Stilâ¹, das onanistische Getue um âºdeutschesâ¹ Denken, âºdeutschesâ¹ Fühlen, âºdeutscheâ¹ Treue« sei ihm schon vor der Machtergreifung der Nazis »nur widerlich und abstoÃend« gewesen, schreibt Haffner: »Ich hatte nichts davon aufzuopfern.« Gleichwohl habe er sich stets als »ziemlich guten Deutschen« gesehen â »und sei es nur in der Scham über die Ausartungen des deutschen Nationalismus«. Der Satz ist es wert, noch einmal paraphrasiert zu werden, weil er markiert, wie weit Patriotismus und Affirmation voneinander entfernt sein können: Just in seiner Scham über Deutschland sah Haffner sich als guten Deutschen. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, blieb dem deutschen Patrioten Haffner keine Wahl â er muÃte sich von Deutschland trennen. Der Nationalismus hatte sein Deutschland »zerstört und niedergetrampelt«, wie Haffner schrieb. Der Konflikt, vor dem er nach 1933 stand, sei nicht der gewesen, ob man sich von seinem Lande lösen müsse, um sich als Individuum die Treue zu halten. Der Konflikt habe viel weiter gereicht. Der Konflikt spielte sich ab »zwischen Nationalismus â und der
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