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Germanist, wenn er schon über dessen Pult verfügt, in welcher Aufnahme Adorno etwas sagt, das mit Hölderlins Fragment »Wie wenn am Feiertage â¦Â« korrespondiert. Ich nähme auch einen Gedanken über den Zufall, dem Adorno als Beliebigkeit miÃtraute und als Absichtslosigkeit manchmal verteidigte. Nicht sollte Kunst »absichtsvoll Zufälliges fiktiv sich einverleiben, um dadurch ihre subjektiven Vermittlungen zu depotenzieren«, lautet die Stelle in der Ãsthetischen Theorie , die ich so oder so ähnlich als O-Ton finden müÃte und hier schon einmal zitiere, obschon ich den Faden damit endgültig verliere: »Eher läÃt sie« â also die Kunst und auf jeden Fall Hölderlin â »dem Zufall Gerechtigkeit widerfahren durch jenes Tasten im Dunklen der Bahn ihrer Notwendigkeit. Je treuer sie ihr folgt, desto weniger ist sie durchsichtig.« Hölderlins Tasten nachspürend, trägt die Frankfurter Ausgabe aus verschiedenen Blättern zahlreiche Varianten für den Schluà von »Wie wenn am Feiertage â¦Â« zusammen, die Neufassungen, Korrekturen und Zusätze oft neben oder zwischen anderen Gedichten geschrieben, die ihre Neufassungen und Zusätze wiederum auf anderen Blättern, die wiederum ⦠und so weiter, bis sie nicht einmal für den Herausgeber lesbar sind, der sich noch im zwanzigsten und letzten Band immer weiter korrigiert, die Ausgabe um immer neue Funde oder vielleicht auch Vermutungen ergänzt, wo dieses und jenes hinzugehören, was dieses und jenes heiÃen könnte. »Weh mir!« heiÃt es in allen Varianten, aber dann, anders als vorhin zitiert, zum Beispiel auch: »Wenn von / selbstgeschlagener Wunde das Herz mir blutet, und tiefverloren / der Frieden ist u. freibescheidenes Genügen / und die Unruhâ, und der Mangel mich treibt zum / Ãberflusse des Göttertisches, wenn rings um mich â¦Â« Abgesehen davon, daà Hölderlin mit »selbstgeschlagener Wunde«, dem »blutendem Herz« »tiefverlorenem Frieden« und »freibescheidenem Genügen« die Metaphorik der Passionsmystik aufnimmt, variieren die Verse ein Hauptmotiv aus dem Tod des Empedokles : die Ãberhöhung des Dichters zum Gott, die zugleich als die AnmaÃung des modernen, sich autonom wähnenden Menschen verstanden werden mag. Wo Hölderlin im ersten Entwurf des Empedokles schreibt, daà »der trunkne Mann / Vor allem Volk sich einen Gott genannt«, kommentiert Hölderlin dies am Rand des Manuskripts ausdrücklich als »Ãbermuth des Genies«. Wer hier schon Ich-Dämmerung wähnt und ein aufgeklärtes Bild des Künstlers, verkennt Hölderlins Horizonte. Bereits wenige Szenen später stellt sich heraus, daà die Schuld des Empedokles keineswegs in der AnmaÃung liegt, Gott zu sein, denn innerhalb der Logik des Dramas und mit Blick auf die theoretischen Schriften auch innerhalb Hölderlins eigener Theo-Poetik war Empedokles Gott, so wie auch der Mystiker Halladsch im zehnten Jahrhundert nach sufischer Lehre recht hatte, als er auf dem Marktplatz von Bagdad rief: Ich bin Gott. Schuldig wurden sie, indem sie aussprachen, was sich nur zeigen, aber nicht erklärt werden darf. »Wir schleudern den Ernst der Wahrheit aufs Eitle«, heiÃt es in Sure 21,18, »Treffens ins Hirn, da schwindetâs; / Euch aber Weh wenn ihrs beschreibt.« Schuldig wurde Empedokles auÃerdem, indem er sich absolut setzte, statt das Absolute in sich zu sehen, also in allem: »Ich allein / War Gott und sprachs im frechen Stolz heraus.« Die »Totalerfahrung«, die Hölderlin in seinen Homburger Aufsätzen meint, ist also gerade nicht der Titanismus, der heute hier und dort wieder aufflackert. Vielmehr gründet die künstlerische Arbeit im passiven Moment der »Empfindung«. Damit sind nicht die subjektiven Gefühle gemeint, die als Antrieb und Rohmaterial in den ästhetischen Prozeà eingehen können, sondern die Offenheit für die Eigengesetzlichkeit der dichterischen Gegenstände, die ekstatisch bis zur völligen SelbstentäuÃerung reichen kann, nicht zufällig analog zu der in Mystik und Pietismus angestrebten EntäuÃerung der Seele, zugleich der Auslöschung vordergründiger Subjektivität, die auch Jean Paul als »Ich-Sucht« ablehnt. Jemand fragte Halladsch: »Was ist Liebe?« Halladsch antwortete: »Du wirst es heute und
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