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Dein Name

Titel: Dein Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Navid Kermani
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mehr für die Amerikaner arbeiten wolle, die schließlich Doktor Mossadegh gestürzt hätten. »Ich konnte es nicht fassen, daß jemand so blasiert herumstolzieren konnte wie dieser mein Mann, so von sich selbst überzeugt und ignorant gegenüber allen anderen Bedürfnissen, Wahrnehmungen und der Wirklichkeit selbst. Erlauben Sie!, wollte ich immerfort rufen, erlauben Sie Papa!, erlauben Sie Mama!, der junge Herr Doktor, den ihr für mich ausgesucht habt, hat mich nicht von Flitterwochen am Meer zurückgebracht, mit Koffern voller neuer Kleider und in den Händen Souvenirs, sondern aus einer verdreckten Lehmhütte. Ich kam gegen seine Wirklichkeit nicht an, nicht damals, nicht heute. Widerstrebend putzte ich mich heraus, wie Mama es von mir wollte, und verließ an seinem Arm das Haus, um seine Eltern zu besuchen. An der Straße stand ein blitzblanker moosgrüner Landrover. Er schlenderte betont lässig zum Wagen, zog einen Schlüssel aus der Hosentasche und hielt ihn triumphierend hoch. Dann öffnete er die Tür, sprang mit einem Satz hinters Lenkrad und lachte mich aus dem offenen Fenster an: ›Steig ein, junge Dame!‹ ›Wem gehört der Wagen?‹ fragte ich verwirrt. ›Dir.‹ ›Wem?‹ ›Dir.‹ Ich stand immer noch ratlos vor unserem Tor und regte mich nicht. ›Steig endlich ein, dann erzähle ich dir alles.‹ Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und fragte ein weiteres Mal, wem der Wagen gehört. ›Dir!‹ ›Hör doch mal auf damit und sag’s endlich.‹ ›Wie oft soll ich’s noch sagen? Dir!‹ Das konnte ich unmöglich glauben. Wie sollte das gehen, ein vernünftiger Mensch, der Student ist, der frisch verheiratet ist, der verschuldet ist, der ohne Not seine Arbeit bei den Amerikanern gekündigt hat und für ein paar Tuman und einige Eier als Aushilfsarzt auf dem Dorf schuftet, wie konnte der sich zu einer solchen Verrücktheit, einer solchen Großtuerei versteigen? Ein blitzblanker Landrover! Selbst Onkel Oberstleutnant fuhr den nur auf der Arbeit. ›Du hast noch nicht einmal deinen Hochzeitsanzug abbezahlt‹, schimpfte ich los, ›das gesamte Brautgeld ist auf Pump, der Schmuck, die goldenen Kerzenständer, alles geliehen, und da kommst du mir jetzt mit einem Landrover vorgefahren?‹ Ich zitterte vor Wut auf diesen immerfort lächelnden Aufschneider und weil ich so enttäuscht war von dem Nest, in das meine Eltern mich abgelegt hatten: ›Du hast nicht einmal ein ordentliches Bett, in dem wir schlafen könnten, geschweige denn ein Haus für mich, alles an dir ist erstunken und erlogen, und dann wagst du es, mit einem Landrover vorzufahren? Wo soll er uns denn hinfahren, dieser Landrover, wenn wir nicht einmal eine Adresse haben? Willst du ihn vor unserer Lehmhütte parken oder was?‹ ›Junge Dame!, sagte er ruhig: ›Sorge dich doch nicht. Ich habe ihn auf Raten gekauft, tausend Tuman pro Monat. Ich muß nur etwas mehr arbeiten, dann wird es schon und so Gott will alles andere ebensogut.‹«
    Die Eltern fahren zum Haus der Großeltern väterlicherseits. Es liegt an der Kreuzung, das nach dem Urgroßvater Kermani benannt ist, dem Obersten Rechtsgelehrten Isfahans und Gegner Zell-e Soltans, keinen Steinwurf vom Schah-Platz entfernt und also im Herzen der Altstadt, ein großes, einst wohlhabendes Haus zwar mit Bäumen im Innenhof und einem großen Wasserbassin, aber in jedem der vier Flügel ein Zweig der Großfamilie und die Gegend von armen Leuten bevölkert, rückständig, religiös, konservativ. In einem der Zimmer bringt der Vater die schwangere Mutter unter, die sechzig Jahre später durchaus mit Hochachtung von den Verwandten des Vaters schreiben wird, vor allem den Großeltern, gütigen, gottesfürchtigen, stets auf Ausgleich bedachten Menschen, und zugleich wie fremd und unsicher sie sich gefühlt habe, der Vater fast nie da, weil auf Arbeit, um den Landrover abzuzahlen, ihr fortwährend übel, übergibt sich mehrfach am Tag und hat gegen alle möglichen Speisen eine Aversion, die sie nicht zuzugeben traut, muß sich an die Sitten erst gewöhnen, alles herzliche, um sie bemühte Leute, wie sie nochmals beteuern wird, aber die Mutter in einem Zimmer ohne Intimsphäre, der Innenhof belebt wie ein Marktplatz, die einzigen Bücher im Haus der Koran und theologische Kompendien,

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