Dein Name
Allerdings hielt er während der ganzen langen Fahrt durch die Stadt meine Hand und streichelte sie zärtlich. Als die Droschke vor dem Haus anhielt, sagte er ruhig: âºDu muÃt lernen, selbst mit deinem Mann fertig zu werden. Egal, wie oft und worüber ihr streitet, ihr müÃt es untereinander klären.â¹ Dann stieg er ab, klingelte am Tor und fuhr sofort davon, als es sich öffnete.«
Es ist auch eine gute Zeit, nachdem die Mutter im Salon, der zum KreiÃsaal hergerichtet worden ist, halb delirierend vor Schmerz Gott und die Hebamme angefleht hat, sie lieber sterben zu lassen, oft eine gute Zeit, wenngleich nicht sofort nach der Geburt, denn sofort umringen sie nicht nur alle vier glückseligen GroÃeltern, sondern dazu so viele andere Verwandte, die sich klatschend und Gott sei gepriesen und Herzlichen Glückwunsch dreimal hoch ins Zimmer drängen. Jedenfalls für die Angehörigen des Vaters, von denen die Mutter ansonsten und so weiter, scheint nur eines zu zählen: Es ist ein Junge, Gott sei gepriesen und Herzlichen Glückwunsch und dreimal hoch ein Junge. Daà der spätere Orthopäde nicht recht wie ein menschliches Wesen aussieht, der Kopf wie im Spiegelkabinett in die Länge gezogen, das Gesicht dunkelblau angelaufen, die Lippen aufgebläht, die Augen vollständig von den Schwellungen bedeckt, scheint niemand zu bemerken auÃer der Mutter, auf deren Brust er liegt. â Das hat nichts zu bedeuten, versichert GroÃmutter, als sie das Entsetzen ihrer Tochter bemerkt, das ist nur von der Geburt und gibt sich nach ein paar Tagen. Hauptsache, es ist gesund, Gott sei gepriesen, stöhnt endlich auch die Mutter erleichtert, da stehen ringsherum nicht mehr die strahlenden, klatschenden Verwandten, sondern gaffende Schülerinnen in blauen Uniformen. â Was wollen die hier? fragt die Mutter mit letzter Kraft und erfährt erst Tage später, daà der Vater jubelnd wie ein FuÃballer auf die StraÃe gestürmt war, wo er bei allen Nachbarn klingelte, alle Passanten küÃte und allen Auto-, Fahrrad-, Droschkenfahrern verkündete, daà er Vater geworden sei. Verzückt rannte er in einen Pulk von Schülerinnen, die aus dem benachbarten Gymnasium Behescht AÃn kamen, nahm zwei Schülerinnen an die Hand und forderte alle anderen auf, ihm zu folgen, bei ihm zu Hause würden sie mehr lernen als im Biologieunterricht: So ein schönes Baby habt ihr noch nie gesehen! Es ist auch eine gute Zeit, wird die Mutter bekräftigen, die Abende in den Wäldern am Lebenspendenden Fluà mit Freunden und Geschwistern, mit Cousins und Cousinen, mit dem singenden Herrn Yurazadi und dem Rotwein, den Herr Kiayanpur bei den Armeniern in Djolfa besorgt hat, jedes Wochenende mit Mann und Maus ein Picknick oder die Ausflüge nach Schiraz und bis hin zum Kaspischen Meer, damals wahre Expeditionen auf unbefestigten Pisten, die Babys mitgerechnet fünfzehn, sechzehn junge Leute im und auf dem Landrover des Vaters, wird die Mutter wieder übertreiben, und wenn der Kühlwassertank leck ist und das Trinkwasser alle, drehen sich alle Frauen kichernd zur Wüste und pinkeln die Männer einer nach dem anderen in den dampfenden Kühler: Meiner ist zu dick, der paÃt nicht in die Ãffnung, schaut mal her, Mädchen, seiner ist soooo klein, und dom-borideh , »beschnittener Schwanz«, was haste denn da?, haste da überhaupt was?, laà mal sehen und greift zwischen die Beine. Seit Stunden kein anderes Auto auf der einzigen Piste, ringsum nichts als Ãdnis und etwas wie Pannendienst in Iran noch fünfzig Jahre später unbekannt, halten sich alle den Bauch vor Lachen. Im schlimmsten aller Fälle, an die sie denken, können sie immer noch den Rotwein aus Djolfa in den Kühler schütten. Es war auch eine gute Zeit, die SchwarzweiÃphotos aus den Alben der Eltern hatte der Sohn immer vor Augen, auf denen junge Leute lachen, tanzen oder picknicken, die Frauen eine schöner als die andere in Sommerkleidern, die Männer in Bundfaltenhose und halbärmligem Hemd oder elegant im Leinenanzug, glattrasiert, versteht sich, und die Haare oft glänzend und nach hinten gekämmt wie in amerikanischen Filmen, dachte der Sohn immer, wenn er in den Alben blätterte, und was für eine gute Zeit die fünfziger Jahre trotz allem, was GroÃvater deprimierte, für Iran oder mindestens für Isfahan, mindestens für junge
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