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GroÃvater bleibt, sollte er in der öffentlichung Fassung nicht doch die originalsprachigen Anreden übernehmen, wie es in der Migrationsliteratur vermutlich üblicher ist, Bâba , Mâmân , Bâbâdjundjun : Ihre Erinnerungen sind ungleich besser geschrieben, Mama. â Ja, mein Papa hatte einen sehr trockenen Stil, gibt sie dem Sohn recht, aber wenn mein Papa einen Raum betrat, wurden selbst die Vögel still, auch gröÃere Runden, dreiÃig, vierzig Gäste einer Geselligkeit, die ihm an den Lippen hingen, so viel hatte er erlebt, nimm nur die Kriegsschiffe im Persischen Golf, und so viel gelernt, Arabisch, Französisch, Englisch, den Koran, praktisch auswendig den Rosengarten und weite Teile des Masnawi . Ohne daà die Mutter darauf reagiert, erwähnt die Ãltere, daà der Sohn etwas mit GroÃvaters Selberlebensbeschreibung anstelle.
An den Schritten ist zu hören, daà es der Vater ist, der am Mittwoch, dem 21. Juli 2010, um 8:51 Uhr mit dreiundachtzig die Treppe zur Dachwohnung steigt. Rasch versteckt der Sohn die Selberlebensbeschreibung der Mutter unter der Tischdecke, wahrscheinlich zu spät, der Vater muà die Blätter sehen, als er auÃer mit den dreiundachtzig auch noch mit der Leiter in der Tür steht, um den kaputten Ventilator im Bad zu reparieren. Der Sohn fragt sich, was er schreiben soll, solange der Vater im Bad zu tun hat, also jeden Augenblick ins Zimmer treten kann, da ist der Vater bereits mit dem kaputten Ventilator in der Hand, der kaum gröÃer als eine Handfläche ist â kein Wunder, daà es im Bad der Dachwohnung immer etwas muffelt â, wieder die Treppe hinab. Der Vater war mal ein Stürmer, ein echter Mittelstürmer, wie 2010 bei der Weltmeisterschaft keiner mehr spielte, um vielleicht zum letzten Mal vom FuÃball zu sprechen (2014 muà der Roman, den ich schreibe, doch endlich zu Ende sein), immer lauernd, den Blick nur auf Ball oder Tor gerichtet, nie auf seine Mitspieler, die sich an den Kopf fassen, Defensivarbeit null, Mannschaftsdienlichkeit null, aber wenn er trifft, jubeln alle wie noch die Enkel und wer weià wie viele weitere Generationen über das Haus, das er vor fünfundzwanzig Jahren in Spanien gegen alle Einwände baute, zahl erst mal die Schulden in Siegen ab, zeterte die Mutter wahrscheinlich, wenn jemand wüÃte, die Söhne 1975 bis auf den Jüngsten schon zu alt, um die Ferien mit den Eltern zu verbringen, Papa, wir haben uns einen Bulli besorgt, noch zwei Monate TÃV , doch der Vater hielt aufs Tor, links und rechts die Mitspieler besser postiert, hielt aufs Tor und versenkte die Kugel volley unter die Latte, so daà erst die Enkel und wer weià wie viele weitere Generationen jubeln über die Nummer neun der Familie. Der Internist schlug den Brüdern vor, ihren Anteil abzukaufen, damit sie später nicht streiten, wenn auch noch die Schwägerinnen und Enkel hineinreden, und sich niemand mehr kümmert, weil jeder etwas anderes will, so daà am Ende das Tschamtaghi des Vaters abgestoÃen werden muÃ; der Orthopäde und der Ophthalmologe stimmten zu, über den Preis wäre bei so viel gutem Willem rasch Einvernehmen erzielt worden, aber ausgerechnet der Jüngste, der das Geld am besten brauchen könnte, weigert sich zur Freude der Vaters, weigert sich der Kinder und wer weià wie viele weiterer Generationen wegen. Freitag geht er mit dem Vater zum Notar, der dreiundachtzig ist und seine Angelegenheiten selbst regeln möchte, im Herzen immer noch ein Mittelstürmer, klingelt sechzig Jahre zuvor nach der Rückkehr in die Stadt am Haus der GroÃeltern lächelnd, als sei nichts gewesen, als habe er nicht auf dem Dorf die Mutter überlistet, eine Woche zu bleiben, und zur zweiten Woche zwang sie der Regen, eine Frau ohne Kopftuch und mit einem Rock bekleidet, der nur bis zu den Knien reicht, kein Strom, kein Glas in den Fenstern, kein flieÃend Wasser, grüÃt und küÃt die Familie und jeden Bediensteten einzeln, alle freuen sich, die Onkel, die Tanten und am meisten GroÃmutter, die er am meisten umgarnt, selbst GroÃvater, der seit dem Sturz Doktor Mossadeghs doch nur noch depressiv gewesen sei, steckt die Lebensfreude und Energie dieses jungen Mannes an, der schon als Student vier Tätigkeiten gleichzeitig ausübt beziehungsweise nur noch drei, das müsse man verstehen, meint GroÃvater, daà der Vater nicht
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