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Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Dein totes Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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gerädert, verkatert geradezu, dabei hatte sie nur ein Glas Wein getrunken. Wie sollte sie den Tag überstehen, wenn sie sich jetzt schon so fühlte? Es gab noch so viel zu tun, zu packen, zu …
    Sie war nicht in ihrem Schlafzimmer.
    Der Gedanke schoss durch sie hindurch und jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
    Wo war sie?
    Sie lauschte erneut, bemühte sich, in dem dämmrigen Licht etwas zu erkennen. Und dann roch sie es. Desinfektionsmittel.
    Sie war im Krankenhaus.
    Sie schluckte entsetzt und versuchte, ihrer plötzlichen Panik Herr zu werden. Was war geschehen? Wo war Lianne?
    »Lilli?«
    Ihr Herz klopfte wild. Es gab nur einen Menschen, der ihren Namen so aussprach. Aber es konnte nicht sein.
    »Himmel, Lilli, bist du wach?«
    Eine Hand tastete nach der ihren. Mit der Berührung kam die Erinnerung. Und im nächsten Moment war die Nähe zu ihrem Kind verloren und mit ihr das Gefühl der innigen Vertrautheit zwischen ihnen. Jene Zeit in Australien, jener Tag, jene leuchtenden Kinderaugen, in die sie geblickt hatte, Sekunden zuvor noch so lebendig, so intensiv, all dies lag zwanzig Jahre zurück. Sie war allein. Lianne war tot. Fort. Unerreichbar. Sie atmete gegen die Verzweiflung an, die Einsamkeit, die sie überwältigte. Die plötzliche Leere. Und achtete nicht auf die Tränen, die ihr dabei über die Wangen liefen.
    Sie hatten sie nicht sterben lassen.
    Sie hatten sie zurückgeholt.
    »Lilli? Sag etwas …« Unsicherheit lag in seiner Stimme.
    Was sollte sie sagen? Die Emotionen überfluteten sie, und es schien ihr, als hielte die Vergangenheit sie fest umklammert. »Ich habe geträumt«, flüsterte sie. »Ich war mit Lianne in Australien …« War es wirklich nur ein Traum gewesen? Es fühlte sich noch immer so real an. »Es war dort so viel einfacher als in Kopenhagen«, sprach sie leise weiter. »Dort gab es keine Hoffnung, dich jemals wiederzusehen.«
    Sie hätte niemals nach Kopenhagen ziehen dürfen. Dort hatte sie sein Gesicht in jedem Passanten gesucht, der eine ähnliche Silhouette besaß wie er. Schweden war so nah gewesen. Und doch so unerreichbar. Bei klarem Wetter hatte sie von ihrem Fenster aus über den Öresund hinweg auf die Küstenlinie geblickt.
    Sie spürte, wie sich seine Finger fester um die ihren schlossen, und schluckte. Musste sie es ihm jetzt nicht erzählen? Musste sie ihn nicht wissen lassen, wie oft sie versucht gewesen war, einfach auf die Fähre zu steigen und nach Malmö zu fahren?
    »Ich habe dich so sehr vermisst«, gestand sie kaum hörbar.
    Aber dann war Lianne krank geworden. Aus ihrem kräftigen, braungebrannten Kind war ein blasses, hustendes Mädchen geworden. »Das Klima«, hatten die Ärzte gesagt, und es war ihr wie eine Drohung erschienen. Wenn sie ihren Sehnsüchten nachgab, würde sie Lianne verlieren.
    Sie hörte, wie er um Worte rang, wie er kämpfte und doch schwieg, wie sich erneut all das Ungesagte zwischen ihnen aufbäumte und auch sie wieder verstummen und zurückdriften ließ in jene Zeit, jenes Leben ohne ihn, in dem Sehnsucht ein ständiger Begleiter gewesen war. Wie hatte sie es nur ertragen?
    Jahre zogen an ihr vorbei. Bilder von Lianne als Schulmädchen in Südfrankreich, als Teenager in Costa Rica, als junge Frau in Hongkong. Ja, es war leichter gewesen, je weiter sie fort war. Je weniger die Umgebung sie an Schweden erinnerte. An Ulf.
    Machte es Menschen zu Wahnsinnigen, wenn sie sich entschieden, nur noch in einer Realität zu leben, die sie sich selbst geschaffen hatten?, wollte sie ihn fragen, aber sie hatte nicht die Kraft dazu.

37.
    S ie ist aufgewacht.
    Björn strich mit den Fingern über das Display seines Mobiltelefons, über die drei Worte, die Maybrit ihm kommentarlos geschickt hatte. Er wog das Telefon in seiner Hand und blickte aus dem Fenster hinaus auf den See. Dann wählte er Maybrits Nummer.
    »Wo bist du?«, fragte er sie.
    »Noch zu Hause«, erwiderte sie. »Ich wollte mich gleich auf den Weg nach Sveg machen.«
    »Nimmst du mich mit?«
    Sie antwortete nicht gleich, und er ahnte, was sie dachte. »Natürlich nehme ich dich mit, wenn du das möchtest«, kam schließlich.
    Keine zehn Minuten später sah er ihren weißen Volvo-Geländewagen in die Auffahrt einbiegen, griff sich Schlüssel, Telefon und Jacke und ging hinaus. Als er die Tür ins Schloss zog, trat seine Mutter im Nachbarhaus ebenfalls gerade hinaus. Sie winkte ihm zu. »Richte Ulf und Lilli gute Besserung aus!«
    »Das werde ich gern tun«, rief er und stieg in

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