Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
eine besondere Bedeutung zukommt. Veronica Cray und ihre Truppe spüren jede ehemalige Schulfreundin, Kommilitonin und Kollegin von Helen Chambers auf, vor allem die mit Kindern. Es ist eine gewaltige Aufgabe. Sie hat nicht genug Leute, um alle unter Polizeischutz zu stellen. Sie kann ihnen nur ein Foto von Gideon Tyler zeigen und sie auf seine Methoden hinweisen.
Das sind die Gedanken, die mich in den Schlaf begleiten, die im Schatten lauern wie das Echo von Schritten, die mir folgen.
Samstagmorgen. Es gibt Pflichten zu erledigen, bevor ich nach London aufbreche. Im Dorf gibt es ein großes Fest.
Läden, Vereine und andere kommunale Gruppierungen haben Stände aufgebaut und schmücken ihre Tische mit Flaggen, Wimpeln und lustigen Schildern. Es gibt gebrauchte Bücher,
selbst gebackenen Kuchen, Kunsthandwerk, urheberrechtlich fragwürdige DVDs und einen Stapel billiger Wörterbücher aus der mobilen Bibliothek.
Penny Havers, die in einem Schuhladen in Bath arbeitet, hat stapelweise Kartons mitgebracht - die meisten Schuhe gibt es nur in einer Größe, entweder riesig oder winzig, dafür aber sehr billig.
Charlie schlendert mit mir durchs Dorf. Ich weiß, wie das Spiel läuft. Sobald sie einen Jungen entdeckt, bleibt sie ein Stück zurück und tut, als wäre sie allein. Und wenn keine Jungs in der Nähe sind, muss ich mit ihr an Ständen stehen bleiben und mir Modeschmuck und Kleider angucken, die sie nicht braucht.
Alle sind aufgeregt wegen der alljährlichen Rugby-Partie zwischen Wellow und dem drei Meilen entfernten Nachbardorf Morton St. Philip. Das Match ist für den Nachmittag auf dem Sportplatz hinter dem Dorfgemeinschaftshaus angesetzt.
Wellow ist eines jener Dörfer, die bis Mitte der 80er Jahre praktisch unentdeckt blieben, ehe die Bevölkerung durch Pendler und Städter, die es ans Meer zog, stark anwuchs. Laut den Einheimischen ist der Strom mittlerweile stark abgeebbt. Die Immobilienpreise sind für die Wochenendurlauber, die ins Schaufenster des hiesigen Immobilienmaklers starren und von einem kleinen Steinhäuschen mit von Rosen umrankter Eingangstür träumen, unbezahlbar geworden. Der Tagtraum dauert sowieso nur so lange, wie man auf der M4 zurück nach London im Stau steht, und ist am Montagmorgen komplett vergessen.
Charlie will eine Halloween-Maske kaufen: ein Gummimonster mit im Dunkeln leuchtenden Haaren. Ich sage Nein. Emma hat jetzt schon Albträume.
Vor dem Postamt steht ein Polizist und leitet den Besucherverkehr auf die Felder der Umgebung um. Ich denke an Veronica Cray. Sie ist in London und will an die Türen des Verteidigungs- und des Außenministeriums klopfen, um herauszufinden, warum niemand über Tyler sprechen möchte. Bis
jetzt hat sie lediglich eine einzeilige Erklärung des Generalstabschefs bekommen: »Major Gideon Tyler hat sich unerlaubt von der Truppe entfernt.«
Zehn Wörter. Es könnte ein Vertuschungsversuch sein oder eine Leugnung. Vielleicht ist es auch ein klassisches Beispiel wahrer britischer Knappheit. Egal, das Ergebnis bleibt dasselbe - ein unbehagliches, nachhallendes, nicht zu fassendes Schweigen.
Bis auf das Polizeifoto von Gideon, das vor zehn Tagen unter dem Namen Patrick Fuller von ihm gemacht wurde, gibt es kein Bild, das nicht mindestens zehn Jahre alt ist. Die Überwachungskamera, die ihn am 19. Mai bei der Einreise nach Großbritannien gefilmt hat, zeigt einen Mann mit tief ins Gesicht gezogener Baseballmütze.
Die Beweise gegen ihn sind zwingend, beruhen aber ausschließlich auf Indizien. Er hatte Christine Wheelers Handy. Alice Furness hat ihn als den Mann identifiziert, mit dem sie vier Tage vor dem Verschwinden ihrer Mutter in dem Pub gesprochen hat. Darcy wird nach wie vor vermisst, würde ihn jedoch möglicherweise ebenfalls wiedererkennen. Maureen Bracken hat Gideon nur ein Mal getroffen, vor sieben Jahren. Sie hat seine Stimme nicht wiedererkannt, aber der Mann, mit dem sie gesprochen hat, fragte nach Helen Chambers.
Bisher konnte die Polizei Gideon nicht mit irgendeinem der anderen Handys, die bei den Angriffen benutzt wurden, in Verbindung bringen. Sie waren entweder gestohlen oder unter falschen Namen gekauft worden.
Charlie redet mit mir: »Erde an Dad, Erde an Dad. Hörst du mich?«
Es ist ein Spruch ihrer Mutter. Sie wühlt sich durch eine Stange mit Kleidern auf der Suche nach dunkler Gothicmode.
»Hast du was von dem mitgekriegt, was ich gesagt habe?«
»Nein, tut mir leid.«
»Manchmal bist du wirklich ein
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