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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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gleitet nach unten und berührt ihre Schulter.
    »Bitte nehmen Sie die Hände von ihr«, sage ich und erkenne meine eigene Stimme kaum wieder.
    Julianne reißt die Augen auf.
    Dirk grinst. »Da scheinen Sie irgendwas in den falschen Hals gekriegt zu haben, mein Freund.«
    Julianne versucht, das Ganze mit einem Lachen zu überspielen. »Komm, Joe. Ich denke, es wird Zeit zu gehen. Ich hole meinen Mantel.«
    »Zu viel Champagner, mein Freund. Kommt in den besten Familien vor.«
    »Ich bin nicht Ihr Freund. Und rühren Sie meine Frau nie wieder an.«
    »Bitte um Verzeihung«, sagt er. »Ich bin ein äußerst haptischer Mensch.« Wie zum Beweis hält er die Hände hoch. »Tut mir leid, wenn es ein Missverständnis gegeben hat.«
    »Es gibt kein Missverständnis«, erwidere ich. »Ich weiß, was Sie machen. Genau wie alle anderen hier. Sie wollen mit meiner Frau schlafen. Vielleicht haben Sie das sogar schon getan. Und dann gockeln Sie los und prahlen damit vor Ihren Kumpeln aus dem Club bei einem Golfwochenende an der Algarve oder einem Jagdausflug in Schottland.

    Sie sind Mr. Hole in One, Dirk mit dem Killerblick. Sie flirten mit den Frauen anderer Männer, laden sie zum Essen ins Sketch’s ein und anschließend in ein kleines Boutique-Hotel mit Bademänteln im Partnerlook und einem Whirlpool im überdimensionierten Bad.
    Sie versuchen, sie mit Namedropping zu beeindrucken - immer nur Vornamen natürlich: Nigella und Charles, Madonna und Guy, Victoria und David - weil Sie glauben, dass es Sie in den Augen dieser Frauen attraktiver macht, aber unter Ihrem Sonnenstudio-Teint und ihrer 75-Euro-Frisur sind Sie nur ein überbezahlter und hochgejubelter Verkäufer, der nicht mal sich selber verkaufen kann.«
    Um uns herum hat sich eine Menschentraube gebildet, niemand möchte die Pausenschlägerei verpassen, vor allem wenn jemand den Schulhoftyrannen herausgefordert hat. Julianne drängt sich eilig zurück durch die Schaulustigen, weil sie ahnt, dass etwas Furchtbares im Schwange ist. Sie ruft meinen Namen. Sie fleht mich an, still zu sein, und zerrt an meinem Arm, aber es ist zu spät.
    »Wie Sie sehen, kenne ich Typen wie Sie, Dirk. Ich kenne ihr mieses, überhebliches Grinsen und ihre Herablassung gegenüber Kellnern, Händlern und Verkäuferinnen. Mit Sarkasmus und anmaßender Förmlichkeit wollen Sie die Tatsache übertünchen, dass Sie keinen wirklichen Einfluss und keine echte Macht haben.
    Das versuchen Sie zu kompensieren, indem Sie das nehmen, was anderen Männern gehört. Sie reden sich ein, es wäre die Herausforderung, die Sie erregt, die Jagd, aber die Wahrheit ist, dass Sie eine Frau nicht länger als ein paar Wochen halten können, weil jede Frau ziemlich schnell herausfindet, dass Sie ein großspuriger, arroganter, egozentrischer Wichser sind, und dann sind Sie am Arsch.«
    »Bitte, Joe, nichts weiter. Bitte halt den Mund.«
    »Mir fallen Kleinigkeiten an Menschen auf, Dirk. An Ihnen zum Beispiel. Ihre Fingernägel sind flach und gelblich. Ein
Symptom von Eisenmangel. Vielleicht ein Problem mit den Nieren. Ich an Ihrer Stelle würde ein bisschen sparsamer mit dem Viagra umgehen, solange ich nicht mit dem Arzt gesprochen habe.«

52
    Als ich in unserem Hotelzimmer ankomme, hat Julianne sich schon im Bad eingeschlossen. Ich klopfe an die Tür.
    »Geh weg.«
    »Bitte mach auf.«
    »Nein.«
    Ich presse mein Ohr an die Tür und bilde mir ein, das leise seidene Rascheln ihres Kleides zu hören. Vielleicht kniet sie und presst ihr Ohr gegenüber von meinem an die andere Seite der Tür.
    »Warum tust du das, Joe? Jedes Mal wenn ich glücklich bin, machst du irgendwas, um es zu verderben.«
    Ich atme tief ein. »Ich habe eine Rechnung aus Italien gefunden. Du hast sie weggeworfen.«
    Sie antwortet nicht.
    »Für den Zimmerservice. Champagner, Bacon, Eier, Pfannkuchen … mehr, als du je essen könntest.«
    »Du bist meine Rechnungen durchgegangen?«
    »Ich habe sie gefunden.«
    »Du hast den Müll durchwühlt und mir nachspioniert.«
    »Ich hab nicht spioniert. Ich weiß, was du normalerweise zum Frühstück isst. Obst. Joghurt. Müsli …«
    Meine Gewissheit und meine Einsamkeit sind jetzt so intensiv, dass sie perfekt zu passen scheinen. Ich bin betrunken. Ich zittere. Die Ereignisse des Abends fallen mir wieder ein.
    »Ich habe gesehen, wie Dirk dich angeguckt hat. Er konnte seine Hände nicht von dir lassen. Und ich habe die abfälligen Bemerkungen und das Getuschel gehört. Jeder im Raum hat gedacht, dass du

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